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22.06.2007 - dvb-Presseservice

SoVD: Zehn Forderungen zur Vermeidung von Altersarmut

SoVD-Präsident Adolf Bauer erklärt:

Der SoVD befürchtet aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre eine Zunahme von Altersarmut. Altersarmut entsteht durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren: Dazu zählen ein geringes Einkommen, die massiven Einschnitte in das Leistungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung, die wachsenden Vorsorgelücken durch Arbeitslosigkeit, die Zunahme sozialversicherungsfreier Arbeitsverhältnisse, prekäre Selbständigkeit und längere Berufsunterbrechungen durch Kindererziehung und Pflege.

Gerade Geringverdiener haben ein hohes Risiko der Altersarmut, denn sie erwerben nur geringe Rentenanwartschaften und sind finanziell kaum in der Lage, privat für das Alter vorzusorgen. Geringverdiener werden im Jahr 2030 keine armutsvermeidende Rente erzielen, auch wenn sie 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Das betrifft rund 35 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten.

Aber auch für Durchschnittsverdiener besteht eine Gerechtigkeitslücke. Ein Durchschnittsverdiener, der 2030 in Rente geht, muss rund 37 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rente aufweisen, um eine armutsvermeidende Rente zu erhalten. Dies wären nach heutigem Wert 650 Euro.

Wenn Versicherte trotz jahrzehntelanger Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung nur eine Rente erhalten, die unterhalb oder nur knapp über dem Grundsicherungsniveau liegt, untergräbt dies das Vertrauen und die Akzeptanz in die gesetzliche Rentenversicherung. Denn die Grundsicherung erhält auch, wer keine Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat.

Der SoVD unterbreitet zehn Vorschläge, die einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von Altersarmut leisten können:

  1. Das Sicherungsziel der Rentenversicherung muss wieder im Vordergrund stehen. Wir brauchen ein verlässliches Rentenniveau, das bei einem erfüllten Erwerbsleben deutlich über der Armutsgrenze liegt.
  1. Die gesetzliche Rentenversicherung muss zu einer Erwerbstätigen-versicherung weiterentwickelt werden. In einem ersten Schritt müssen zunächst die nicht pflichtversicherten Selbständigen unter den Versicherungsschutz der Rentenversicherung gestellt werden.
  1. Die Leistungen für Kindererziehung und Pflege müssen verbessert werden.
  1. Wir brauchen eine Mindestsicherung für langjährig Versicherte. Die Mindestsicherung muss sicherstellen, dass auch langjährig Vollzeitbeschäftigte mit unterdurchschnittlichem Verdienst im Alter eine armutsfeste Rente erhalten. Es darf nicht sein, dass Menschen, die jahrzehntelang in die Rentenversicherung eingezahlt haben, im Alter wegen einer zu geringen Rente auf die Grundsicherung verwiesen werden.
  1. Für ältere Arbeitslose, die kurz- und mittelfristig keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, müssen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen werden, damit sie weitere Rentenanwartschaften erwerben können.
  1. Es ist unabdingbar, dass für Hartz IV-Empfänger sachgerechte Beiträge zur Rentenversicherung entrichtet werden.
  1. Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten müssen abgeschafft werden.
  1. Mit der Schaffung eines dynamischen Angleichungszuschlags muss eine Angleichung der Renten in den neuen Bundesländern an das Westniveau in absehbarer Zeit sichergestellt werden.
  1. Bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung muss ein gestaffelter Rentenfreibetrag eingeführt werden, damit die Renten künftig nicht mehr voll auf die Grundsicherungsleistungen angerechnet werden.
  1. Die Förderung der privaten Altersvorsorge muss um eine zusätzliche soziale Komponente ergänzt werden. Geringverdienern muss der Aufbau einer ausreichenden privaten Altersvorsorge ermöglicht werden. Erwerbsminderungsrentner sind derzeit von der Riester-Rente ausgeschlossen, obwohl sie auf eine zusätzliche Altersvorsorge besonders angewiesen sind. Diese Lücke im System muss geschlossen werden.

Altersarmut ist vermeidbar. Der SoVD sieht hier dringenden Handlungsbedarf für die Große Koalition.

Die 24-seitige Broschüre „Zehn Forderungen zur Vermeidung von Altersarmut“ können Sie auf der Internetseite www.sovd.de/altersarmut abrufen.



Frau Dorothee Winden
Tel.: 030/72 62 22 129/ Sekretariat -123
Fax: 030/72 62 22 328
E-Mail: pressestelle@sovd.de

Sozialverband Deutschland e.V.
Stralauer Str. 63
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