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15.02.2007 - dvb-Presseservice

Versicherer bleiben hinter den Erwartungen: Vertriebsergebnisse drücken auf die Stimmung

Das Geschäftsklima der Versicherungsbranche in Deutschland und der Schweiz ist erstmals seit zwei Jahren von einer negativen Gesamtstimmung geprägt. In der zweiten Jahreshälfte 2006 sank der Anteil der optimistischen Einschätzungen um 36 Prozent. Insbesondere deutsche Versicherer beklagen eine eingetrübte Stimmungslage. Dies ist das Ergebnis der Studie „Insurance Trend“ von Steria Mummert Consulting, die in Kooperation mit der Fachzeitschrift „Versicherungsmagazin“ durchgeführt wurde.

Seit Beginn des zweiten Halbjahres 2006 hat sich die Stimmung in der Versicherungsbranche verschlechtert. Damit wiederholt sich ein Trend, der bereits 2005 zu beobachten war: In der Zeit von Mai bis September 2005 hatte die Anzahl der positiv gestimmten Führungskräfte um 29 Prozent abgenommen. In der Folge hellte sich die Stimmung wieder auf, bevor ein erneuter Stimmungsabschwung einsetzte: So berichteten im Mai 2006 noch mehr als 64 Prozent der Befragten von einer verbesserten Grundstimmung, im November taten dies nur noch knapp 41 Prozent.

Als wesentlichen Grund für die Stimmungsschwäche in der zweiten Jahreshälfte vermuten Experten enttäuschende Vertriebsergebnisse. „Häufig startet der Vertrieb mit hohen Erwartungen in das neue Jahr und reagiert entsprechend enttäuscht, wenn sich die Zahl der Vertragsabschlüsse nicht so entwickelt wie erhofft“, sagt Jürgen Wulf, Versicherungsexperte bei Steria Mummert Consulting. Diese Einschätzung wird von der Tatsache gestützt, dass 64 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Topentscheider direkt oder indirekt dem Vertriebsbereich zugeordnet sind.

Auffällig ist, dass die Stimmung der ausländischen Versicherer in den letzten zwei Jahren deutlich besser als bei den deutschen Wettbewerbern war. Der Dreiländervergleich von Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt, dass vor allem die Schweizer Topentscheider von einer deutlich besseren Grundstimmung in der Branche berichten. Allerdings hat sich auch diese gegenüber Mai 2006 abgeschwächt. Auf einer Skala von -3 (verschlechtert) bis +3 (verbessert) erreicht die Schweiz im November 2006 einen Mittelwert von 0,93. Deutschland weist hingegen einen negativen Wert von -0,49 auf. Dadurch ist erstmals seit Beginn der Erhebungen im Juli 2004 die Gesamtstimmung leicht negativ (-0,01). Sechs Monate vorher lag dieser Wert noch bei +0,69.

Allerdings sind nicht alle Sparten in gleicher Weise betroffen. So stellen sich die Marktaussichten für das erste Halbjahr 2007 im Lebensversicherungs- sowie Nicht-Lebensversicherungsgeschäft weiterhin positiv dar, wenn auch mit stark sinkender Tendenz. Die Marktaussichten im Krankenversicherungsbereich werden dagegen erstmals negativ eingestuft: Im November 2006 lag das Stimmungsbarometer bei einem Wert von -0,13. Eineinhalb Jahre zuvor lag die Bewertung noch bei +0,35, verlor aber in der Folge stetig an Wert. Vor allem die Gesundheitsreform dürfte maßgeblich zu den unsicheren Marktaussichten beigetragen haben.

Für einen zusätzlichen Negativeffekt sorgt die weitere Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze, die zu rückläufigen Neukundenzahlen bei den privaten Krankenversicherern führen wird. Für einen Wechsel in die private Krankenversicherung muss das Einkommen künftig drei Jahre hintereinander über 47.700 Euro liegen. Damit hat sich die Beitragsbemessungsgrenze gegenüber 2006 um 450 Euro erhöht. Zudem sieht die Gesundheitsreform vor, dass alle bislang nicht versicherten Bürger einen Anspruch auf Krankenversicherungsschutz erhalten. Dadurch könnte das Kostenrisiko der Versicherer ansteigen. So können sich Personen ohne Versicherung, die früher in der privaten Krankenversicherung (PKV) waren oder dieser zuzuordnen sind, in einem neuen Basistarif der PKV versichern. Risikozuschläge sind nicht erlaubt und es darf niemand abgelehnt werden, der sich im Basistarif versichern will. Dazu gehören Selbstständige, die sich nach einer Pleite nicht weiter privat versichern und nicht mehr in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkonnten.

Ein Trend, der alle Versicherer gleichermaßen erfasst, sind steigende Aufwendungen für die Kundenbindung in den nächsten zwölf Monaten. Wie schon in den Jahren zuvor rechnen die Umfrageteilnehmer hier mit höheren Ausgaben, um der Wechselbereitschaft der Kunden entgegenzuwirken. Zudem erwartet die Branche größere Budgets für Marketing und Kommunikation. Auch eine Ausweitung des Produktangebotes sowie Investitionen in Informationstechnologien werden im Laufe des Jahres 2007 mehrheitlich angestrebt. Dagegen hat sich die Tendenz zum Ausbau des eigenen Vertriebs abgeschwächt. Gegenüber Mai 2006 sank der Mittelwert um 33 Prozent und liegt damit bei 0,48. Die Konsolidierung bleibt ebenfalls ein Thema. Fast 39 Prozent der Befragten rechnen mit einer sinkenden Zahl von Mitarbeitern innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit sinkt der Mittelwert von -0,21 im Mai 2006 auf aktuell -0,27.

Dass die Versicherungsbranche mitten in der Konsolidierungsphase steckt, lässt sich auch daran erkennen, dass Maßnahmen zur Senkung der operativen Kosten stark an Bedeutung gewonnen haben. Mit einer Zustimmung von 70 Prozent bleibt allerdings die Kundenbindung die wichtigste Herausforderung für die Entscheider. Maßnahmen zur Senkung von Schadenquoten sowie der Ausbau strategischer Partnerschaften haben hingegen für die Führungskräfte stark an Priorität verloren. In beiden Fällen betrug der Rückgang mehr als 30 Prozent.

Die aktuelle Studie „Insurance Trend“ von Steria Mummert Consulting wurde im November 2006 in Kooperation mit der Fachzeitschrift „Versicherungsmagazin“ erstellt. 126 Fach- und Führungskräfte aus der Versicherungsbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden befragt. Die Befragung „Insurance Trend“ wird regelmäßig durchgeführt, um Branchentrends kontinuierlich erfassen zu können. Die Ergebnisse bilden das aktuelle Geschäftsklima der Versicherer ab.



Herr Jörg Forthmann
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