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07.11.2007 - dvb-Presseservice

Versicherungswirtschaft 2007 mit gleichbleibendem Prämienvolumen / Riester-Renten und Basisrenten im Lebensversicherungsneugeschäft weiter dynamisch

Die verbesserte Konjunkturlage brachte 2007 keine Wachstumsimpulse für die deutsche Versicherungswirtschaft. Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin mitteilt, deuten die vorliegenden Geschäftszahlen für das Jahr 2007 auf ein gleichbleibendes Beitragsvolumen hin. So rechnen die 453 GDV-Mitgliedsunternehmen nur mit einem Beitragsplus in Höhe von höchstens 0,2 (2006: 2,4) Prozent auf 162,1 Milliarden Euro. Allein die private Krankenversicherung konnte mit einem erwarteten Zuwachs von 2,5 Prozent ein Prämienwachstum verzeichnen. Während die Lebensversicherer für 2007 mit konstanten Beitragseinnahmen rechnen, ist für die Schaden- und Unfallversicherung erneut ein leichter Beitragsabrieb zu erwarten (voraussichtlich minus 0,4 Prozent).

Nicht nur branchenspezifische Einflüsse wie der intensive Wettbewerb oder die Auswirkungen politischer Reformen wirkten sich dämpfend auf die Beitragsentwicklung aus. Die trotz sinkender Arbeitslosigkeit anhaltende Unsicherheit führt bei Teilen der Bevölkerung immer noch zu spürbarer Zurückhaltung bei langfristigen Festlegungen in der Altersvorsorge. Auch steht die Versicherungsnachfrage am Ende des Konjunkturzyklus, so dass Impulse für die Branche nur mit zeitlicher Verzögerung zu erwarten sind. „Erst wenn die privaten Haushalte, auf die 80 Prozent der Versicherungsnachfrage in Deutschland entfallen, stärker von der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung profitieren, kann auch die Assekuranz wieder auf ihren Wachstumspfad zurückkehren“, kommentierte GDV-Präsident Dr. Bernhard Schareck die aktuelle Branchenentwicklung.

Lebensversicherung: Trend zu Rentenverträgen setzt sich fort

In der Lebensversicherung setzt sich 2007 der Trend zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen fort. Vorsorgeverträge mit rentenförmiger Auszahlung halten den größten Anteil am Neugeschäft mit rund 54 Prozent. Besonders die Riester-Rente wird mit einem Plus von 400.000 auf 2,4 Millionen Neuverträge an ihren Vorjahreserfolg anknüpfen. Bei der Basisrente ist mit einer Verdopplung auf 350.000 neue Verträge zu rechnen. Deren Bestand erreicht damit voraussichtlich 630.000 Verträge.

Im I. bis III. Quartal 2007 wurden im Bereich der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds rund 5,3 Millionen Verträge über eine Beitragssumme (Bewertungssumme) von 103,4 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies bedeutet bei den Verträgen ein Minus von 9 Prozent und bei der Beitragssumme einen Rückgang von 5 Prozent gegenüber den entsprechenden Werten des Vorjahres. Nach einer Hochrechnung werden 2007 rund 7,9 Millionen Verträge in der Lebensversicherung im engeren Sinn (i.e.S.) neu abgeschlossen (minus 2 Prozent); mit Pensionskassen und -fonds wird das Neugeschäft wieder die 8 Millionen-Marke übertreffen (Vorjahr: 8,5 Millionen).

Für die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammengenommen erreichten die gebuchten Brutto-Beiträge im I. bis III. Quartal 2007 53,2 Milliarden Euro; 51,1 Milliarden entfielen davon auf die Lebensversicherung i.e.S. Dies entspricht einer Veränderung gegenüber dem Vorjahr von plus 0,6 bzw. plus 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2007 werden die Bundesbürger für die Lebensversicherung i.e.S. voraussichtlich Beiträge in Höhe von 74,3 (Vorjahr: 74,7) Milliarden Euro aufbringen. Auf Pensionskassen und -fonds könnten weitere 3,8 (Vorjahr: 3,6) Milliarden Euro entfallen. Wie in den Jahren zuvor bleiben die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden auch in 2007 auf hohem Niveau. Im I. bis III. Quartal 2007 wurde für Lebensversicherungen i.e.S. mehr als im Vorjahr an die Kunden ausgezahlt: rund 46 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 1 Prozent entspricht. Im Gesamtjahr 2007 könnten rund 67 Milliarden Euro erreicht werden (plus 1 Prozent).

Die privaten Krankenversicherer rechnen für 2007 mit Beitragseinnahmen von insgesamt 29,2 Milliarden Euro (plus 2,5 Prozent). Davon entfallen auf die Krankenversicherung 27,3 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Im ersten Halbjahr 2007 betrugen die Beitragseinnahmen einschließlich der Nebenleistungen rund 14,6 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Krankheitsvollversicherung knapp 10,5 Milliarden und auf die private Pflegeversicherung 940 Millionen Euro. In der Krankentagegeldversicherung betrug das Beitragsvolumen 520 Millionen Euro, in den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz (Wahlleistungstarife, ambulante Tarife und Zahntarife) 1,8 Milliarden Euro.

Die ausgezahlten Versicherungsleistungen (einschließlich Schadenregulierungskosten) dürften bis Ende 2007 eine Höhe von fast 19 Milliarden Euro erreichen, wobei auf die Krankenversicherung 18,4 (plus 4,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung knapp 0,6 Milliarden Euro (plus 1,9 Prozent) entfallen. Im ersten Halbjahr 2007 erhielten die Versicherten fast 9,5 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen, ohne Pflegeversicherung waren es 9,2 Milliarden Euro.

Schadenversicherung: Beitragsabrieb bei stark gestiegenen Leistungen

In der Schaden- und Unfallversicherung sind die Geschäftsaussichten für 2007 eher eingetrübt. Ursächlich hierfür sind sinkende Beitragseinnahmen (voraussichtlich minus 0,4 Prozent auf 54,8 Milliarden Euro) bei einem gleichzeitigen starken Anstieg der Leistungen (plus 7,8 Prozent auf 42,9 Milliarden Euro). Die gesunkenen Beitragseinnahmen und der steigende Schadendruck dürften die Schaden-Kostenquote nach Abwicklung (Combined Ratio) um knapp 7 Punkte auf 98 Prozent verschlechtert haben. Der versicherungstechnische Gewinn reduzierte sich entsprechend auf rund 700 Millionen Euro (Vorjahr 4,6 Milliarden Euro). Dabei wirkt sich vor allem das außergewöhnliche Sturmtief „Kyrill“ mit einer Gesamtentschädigung für die versicherten Kunden von rund 2,4 Milliarden Euro und 2,4 Millionen abgewickelten Einzelschäden aus. „Kyrill" ist damit nicht nur das in absoluten Preisen gemessen teuerste Einzelereignis in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft, sondern auch ein Beweis für die finanzielle und organisatorische Leistungskraft der Branche.

Maßgeblich beeinflusst wird die Beitragseinnahmenentwicklung durch die Kraftfahrtversicherung, dem volumenmäßig größten Schadenzweig. Die vorliegenden Zahlen lassen darauf schließen, dass sich die Beitragseinnahmen 2007 um knapp 2 (2006: minus 3,6) Prozent auf 20,8 Milliarden Euro weiter verringern dürften. Auf der Schadenseite dürften die Aufwendungen voraussichtlich um 2,2 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro ansteigen. Bei einer sich abzeichnenden Combined Ratio von voraussichtlich 101 (2006: 95,4) Prozent dürfte die Kraftfahrtversicherung insgesamt erstmals seit dem Jahr 2002 wieder in die Verlustzone geraten.

Deutlich belastet wird die Umsatzentwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung auch durch die Sachversicherung, für die über alle Sparten hinweg ein Prämienrückgang von 0,7 (2006: plus 0,4) Prozent auf gut 14 Milliarden Euro erwartet wird. Gleichzeitig sorgten das Sturmtief „Kyrill" und eine Reihe weiterer Naturereignisse dafür, dass der Schadenaufwand um voraussichtlich rund 27 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro hochschnellen dürfte. Allein in der Wohngebäudeversicherung dürfte der Schadenaufwand um ganze 55 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr. Für die Sachsparten insgesamt zeichnet sich eine um rund 19 Prozentpunkte angestiegene Combined Ratio in Höhe von 111 Prozent ab, was einem versicherungstechnischen Verlust von rund 1,6 Milliarden Euro entsprechen würde.

Von der Allgemeinen Haftpflichtversicherung gehen zurzeit kaum Wachstumsimpulse aus. Wie im Vorjahr bleibt die Beitragseinnahme mit einer Zuwachsrate von lediglich 1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro unverändert schwach. Der Schadenaufwand dürfte voraussichtlich um 1,5 (2006: 0,8) Prozent auf 4,5 Milliarden Euro leicht zunehmen. Bei der Schadenquote zeichnet sich ein Anstieg auf 66 (2006: 65,4) Prozent ab. Die Combined Ratio nach Abwicklung würde auf dieser Basis rund 86 Prozent betragen. In der Allgemeinen Unfallversicherung steigen die Beitragseinnahmen voraussichtlich um 2 (2006: 3,4) Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden könnte sich geringfügig um 1 (2006: plus 5,0) Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro mindern. Bei einer ebenfalls leicht von 57,4 auf 56 Prozent verbesserten Schadenquote mindert sich auch die Combined Ratio voraussichtlich auf rund 85 (2006: 86,1) Prozent.

In der Rechtsschutzversicherung wird mit einem Beitragswachstum von 2,5 (2006:1,7) Prozent auf rund 3,1 Milliarden Euro gerechnet. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden wird voraussichtlich bei 2,2 Milliarden Euro verharren. Nach den vorliegenden Zahlen zeichnet sich eine Schadenquote in Höhe von 71 Prozent und eine Combined Ratio in Höhe von 98 Prozent ab. Für die Transportversicherung sieht die Hochrechnung nach einem schwachen Beitragswachstum von knapp 1 Prozent wieder ein Beitragsplus in Höhe von 2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro vor. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden dürfte im Gleichklang mit dem Prämienplus ebenfalls um 2 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro ansteigen. Bei im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderten Werten für Schadenquote (60 Prozent) und Combined Ratio (87 Prozent) zeichnet sich ein zufrieden stellendes Ergebnis ab.

Mit einem erwarteten Beitragsplus von 1 (2006: minus 0,2) Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ist für die Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung eine leichte Erholungstendenz auf der Einnahmeseite erkennbar. Der Schadenaufwand wird voraussichtlich um 5 (2006: minus 20,5) Prozent auf rund 700 Millionen Euro ansteigen, woraus sich eine Schadenquote von 53 (2006: 50,9) Prozent ergibt. Bei einer erwarteten Combined Ratio in Höhe von 62 (2006: 59,9) Prozent setzt sich die positive Entwicklung der versicherungstechnischen Ergebnisse im fünften Jahr in Folge fort.

2008 leichte Erholungstendenzen bei den Einnahmen

Von der insgesamt verbesserten konjunkturellen Lage werden auf die Lebensversicherung insgesamt in 2008 leichte wachstumsfördernde Impulse ausgehen. Die Lebensversicherer rechnen für das Jahr 2008 mit einem Beitragswachstum in Höhe von 2 Prozent. Für die Entwicklung in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind die Beitragseffekte der jüngsten Gesundheitsreform nach wie vor nur schwer einzuschätzen. Zur Ausweitung des Geschäftsvolumens in der PKV werden 2008 vor allem Beitragsanhebungen durch höhere Leistungen infolge steigender Gesundheitskosten beitragen. Ein Beitragsplus im Bereich von 3 Prozent erscheint realistisch.

Im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung sind von der gesamt-wirtschaftlichen Konjunkturaufhellung keine größeren Effekte für die Beitragsentwicklung zu erwarten. Hier dürften weiterhin der hohe Grad der Marktdurchdringung und der scharfe Preiswettbewerb die Wachstumsspielräume einengen. Vor diesem Hintergrund gehen die Schaden- und Unfallversicherer für 2008 von einem stabilen Beitragsvolumen aus. Aufgrund der Vorausschätzungen für die Hauptsparten ergibt sich als Prognose für die Versicherungswirtschaft insgesamt für 2008 ein verhaltenes Beitragwachstum in Höhe von 1,5 Prozent.

Weitere Informationen sind unter www.gdv.de abrufbar.



Herr Hans Geldmacher
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