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25.03.2009 - dvb-Presseservice

Versicherungswirtschaft in 2008 mit leichtem Beitragswachstum – Lebensversicherer behaupten sich in schwierigem Umfeld – Geschäft in der Schadenversicherung stabilisiert sich

In einem gesamtwirtschaftlich schwierigen Jahr 2008 mit erheblichen Geschäftseinbrüchen in zahlreichen Branchen zeigte sich die deutsche Versicherungswirtschaft stabil. Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin mitteilt, stiegen die Beitragseinnahmen seiner 468 Mitgliedsunternehmen um 1 (2007: 0,6) Prozent auf 164,5 Milliarden Euro. Trotz der Unruhe auf dem Finanzmarkt verzeichneten auch die Lebensversicherer (ohne Pensionsfonds und Pensionskassen) ein Beitragsplus von 1,1 Prozent. Im Gegensatz zum Vorjahr konnten die Schaden- und Unfallversicherer in 2008 wieder ein leichtes Wachstum erzielen (plus 0,2 Prozent). Die private Krankenversicherung verzeichnete ein Beitragswachstum von 2,9 Prozent.

Auszahlungen an Lebensversicherungskunden weiter gestiegen

In der Lebensversicherung setzte sich 2008 der Trend zur Rentenversicherung fort. Dazu trug das weiterhin hohe Neugeschäft an Riester-Verträgen bei. Da zudem die letzte Riester-Förderstufe erreicht wurde, stiegen die Jahresbeiträge in diesem Segment beträchtlich. Dies gilt auch für Bestandsverträge. Fondsgebundene Versicherungen haben ihren Anteil weiter ausgebaut, zudem behielten Einmalbeiträge ihr hohes Gewicht für das Neugeschäft.

Insgesamt wurden im Bereich der Lebensversicherungen in 2008 rund 6,9 Millionen Verträge über eine Beitragssumme (Bewertungssumme) von knapp 175 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies bedeutet bei den Verträgen ein Minus von 12,5 Prozent und bei der Beitragssumme einen Zugang von gut 8 Prozent gegenüber den Vorjahreswerten. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds erreichten 79,6 (2007: 79,0) Milliarden Euro, das waren 0,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Lebensversicherer alleine verzeichneten ein Beitragsplus von 1,1 Prozent.

Die gesamten Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden überschritten im Jahr 2008 erstmals die 70-Milliarden-Grenze: Insgesamt wurden in der Lebensversicherung rund 72 (2007: 66) Milliarden Euro an die Kunden ausgezahlt (plus 8,6 Prozent). Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall und die Hinterbliebenen zeigt auch der folgende Vergleich: Die ausgezahlten Leistungen ohne Rückkäufe erreichten im Jahr 2008 knapp 29 Prozent der Rentenausgaben der allgemeinen gesetzlichen Rentenversicherungen. 1990 hatte der Wert noch bei knapp 17 Prozent gelegen.

In der privaten Krankenversicherung konnte trotz widriger Rahmenbedingungen noch ein leichtes Bestandswachstum erzielt werden. In der Vollversicherung belief sich der Nettozuwachs auf 49.900 (2007: 59.900) Personen. Die Beitragseinnahmen stiegen in 2008 um 2,9 (2007: 3,4) Prozent auf 30,3 Milliarden Euro (Voll- und Zusatzversicherung, private Pflegeversicherung). Die Leistungsausgaben für die Kranken- und Pflegeversicherung (einschließlich Schadenregulierungskosten) erreichten eine Höhe von 20,1 Milliarden Euro, das waren 6,6 (2007: 3,9) Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Schaden- und Unfallversicherer kommen 2008 weiter voran

Nach einer deutlichen Ergebnisverschlechterung im Jahr 2007 hat sich die Geschäftssituation in der Schaden- und Unfallversicherung wieder etwas entspannt. Die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2008 lassen einen versicherungstechnischen Gewinn in Höhe von 2,5 Milliarden Euro erwarten, das sind etwa 0,4 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. Die marktdurchschnittliche Combined Ratio (Schaden-Kostenquote nach Abwicklung) hat sich im Jahresvergleich mit 95 (2007: 95,7) Prozent kaum verändert. Ursächlich für diese Entwicklung sind nahezu stagnierende Beitragseinnahmen (plus 0,2 Prozent auf 54,6 Milliarden Euro) bei gleichzeitig leicht sinkenden Schadenaufwendungen (minus  0,8 Prozent auf rund 41,7 Milliarden Euro). Während das Beitragswachstum maßgeblich durch die hohe Wettbewerbsintensität im Markt geprägt wurde, resultiert die verbesserte Schadenentwicklung vor allem aus der Tatsache, dass die Kompositversicherer im Gegensatz zu 2007 weitgehend von Sonderbelastungen wie dem Orkan „Kyrill“ verschont blieben.

Die Entwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung wird im Wesentlichen durch die Kraftfahrtversicherung beeinflusst, auf die mehr als 37 Prozent der gesamten Prämieneinnahmen aus diesem Bereich entfallen. Mit einem erwarteten Minus von etwa 2 Prozent hatten die Kraftfahrtversicherer in 2008 im vierten Jahr in Folge einen deutlichen Rückgang der Beitragseinnahmen hinzunehmen. Auch auf der Schadenseite hat sich die Situation weiter verschlechtert. Der Schadenaufwand stieg um 2,1 (2007: plus 1,6) Prozent auf rund 19,5 Milliarden Euro. Vor dem Hintergrund fallender Beitragseinnahmen und zunehmender Schadenaufwendungen wird sich die Combined Ratio auf etwa 102 (2007: 98,1) Prozent verschlechtern. Unter dem Strich dürften die Kraftfahrtversicherer 2008 einen versicherungstechnischen Verlust von gut 300 Millionen Euro verbucht haben.

Mit einem Plus von 3,3 (2007: minus 1,5) Prozent auf 14,5 Milliarden Euro gingen dagegen von der Sachversicherung belebende Impulse auf die Einnahmeseite in der Schaden- und Unfallversicherung aus. Allerdings generiert sich das erwartete Beitragswachstum nahezu ausschließlich aus dem bedingungsgemäßen Inflationsausgleich (Summenanpassung). Auf der Schadenseite hat sich die Situation im Gegensatz zum stark belasteten Vorjahr deutlich entspannt (voraussichtlich minus 9,2 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro) Diese Entwicklung ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass 2008 ein Extremereignis wie der Orkan „Kyrill“ aus dem Jahr 2007 ausgeblieben war. Nach dem verlustreichen Vorjahr zeichnet sich für die deutschen Sachversicherer für 2008 ein versicherungstechnischer Gewinn in Höhe von rund 700 Millionen Euro ab, die Combined Ratio dürfte sich auf etwa 95 (2007: 105) Prozent verbessern.

In der Allgemeinen Haftpflichtversicherung stagnieren Beitragseinnahmen und Schadenaufwand auf Vorjahresniveau. Bei einer auf etwa 86 Prozent leicht verbesserten Combined Ratio dürfte der versicherungstechnische Gewinn in 2008 bei etwa einer Milliarde Euro liegen. Mit rund 900 Millionen Euro Plus aus dem versicherungstechnischen Geschäft rechnen die privaten Unfallversicherer. Bei einem leichten Beitragswachstum von voraussichtlich 1 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro und einem auf Vorjahresniveau liegenden Schadenvolumen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro hat sich die Combined Ratio in der Unfallsparte auf 83 Prozent normalisiert.

In der Rechtsschutzversicherung hat sich das Beitragswachstum mit etwa 1,5 (2007: 3,0) Prozent auf rund 3,2 Milliarden abgeschwächt. Die Schadenaufwendungen steigen voraussichtlich um 2,0 (2007: 0,3) Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Bei einer Schaden-Kostenquote von 97 Prozent errechnet sich für die Sparte ein versicherungstechnischer Gewinn in Höhe von rund 100 Millionen Euro.

Nach stagnierenden Beitragseinnahmen im Vorjahr ergibt sich für die Transportversicherung für 2008 ein Prämienrückgang von etwa 1 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Auf der Schadenseite wird mit einem Plus von etwa 1,5 (2007: plus 10,5) Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein auskömmliches Ergebnis erwartet. Die Parallelentwicklung bei Beiträgen und Aufwendungen führt zu einer leicht über Vorjahresniveau liegenden Combined Ratio von 91 Prozent, woraus sich ein versicherungstechnischer Gewinn von etwa 200 Millionen Euro ergibt. In der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung hat sich aufgrund eines deutlich erhöhten Schadenaufkommens (plus 30 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro) das versicherungstechnische Ergebnis von 390 Millionen Euro in 2007 auf rund 200 Millionen Euro in 2008 nahezu halbiert. Die Beitragseinnahmen nahmen dagegen mit nur 0,5 (2007: 0,7) Prozent leicht zu.

Assekuranz 2009 mit leicht rückläufiger Beitragsentwicklung

Jenseits der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise führt im Bereich der Lebensversicherung vor allem die anhaltend hohe Anzahl regulärer Vertragsabläufe zu entsprechend hohen Einbußen bei den Beitragseinnahmen, sodass im größten Versicherungszweig für 2009 mit einem Rückgang der Beitragseinnahmen um 2 bis 3 Prozent zu rechnen ist. In der privaten Krankenversicherung könnten dagegen trotz des schwierigen politischen Umfelds die Beitragseinnahmen in gleichem Unfang wie im letzten Jahr wachsen (plus 3 Prozent). Für die Schaden- und Unfallversicherung wird schließlich ein stagnierendes, eher leicht rückläufiges Beitragsaufkommen erwartet, wobei in den einzelnen Zweigen und Sparten die Beitragsentwicklung stark differenziert verläuft (z. B. Kraftfahrtversicherung voraussichtlich mit minus 2 Prozent). Trotz Krisenlage lassen die prognostizierten Ergebnisse in den Hauptsparten somit für die Versicherungswirtschaft insgesamt nur ein geringfügiges Beitragsminus von etwa 1 Prozent erwarten.



Herr Hans Geldmacher
Pressereferent
Tel.: 030-2020 5114
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Gesamtverband der Deutschen
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