Aufruf von Herrn Rummelt die Petition zur Grundsicherung zu unterstützen

04.08.2008 20:54:13

Lieber Herr [Name ausgeblendet]:
von "Kopf in den Sand stecken" kann man wohl nicht sprechen, wenn sich jemand aus gutem Grund dafür entscheidet, eine Petition nicht zu unterzeichnen.

Zur Sache:
Ich spinne den Gedanken der Petition mal weiter:
Rentner sollen Einkommen aus einer geförderten Altersvorsorge also künftig nicht mehr auf die Grundsicherung angerechnet bekommen. Soweit, so gut.

Oma [Name ausgeblendet] hat Mieteinkünfte, die sollen jetzt auch nicht mehr angerechnet werden (es würde ja keiner mehr Eigentumswohnungen kaufen, wenn er wüsste, dass der Staat die Mieteinnahmen später zunichte macht).

Opa [Name ausgeblendet] hat gar keine gesetzliche Rente, weil er immer selbständig war. Geförderte Altersvorsorge hat er auch nicht, weil er immer in seinen Betrieb investiert hat. Den hat er jetzt verkauft. Den Erlös hat er in eine Basisrente investiert. Da die ja staatlich gefördert ist, möchte er nun zusätzlich die volle Grundsicherung erhalten (es würde sich ja keiner mehr selbständig machen, wenn er wüsste, das der Staat die Früchte des eigenen Schaffens später zunichte macht).

Alle heutigen Empfänger staatlicher Transferleistungen sehen gar nicht ein, warum Rentner besser behandelt werden sollen und verlangen vom Staat, dass die Transferleistungen unabhängig vom Einkommen des Empfängers weiter gezahlt werden sollen (es würde ja keiner mehr arbeiten gehen, wenn er wüsste, dass der Staat den Ertrag der Arbeit größtenteils wieder zunichte macht).
Andererseits:
Wer eine staatliche Leistung in Form von Grundsicherung bekommt, der hat per Definition alles, was er zum Leben braucht (auch zum kulturellen usw., wie Sie hier ja schon detailliert ausgeführt haben). Wem das zu wenig erscheint, der kann ja für eine Anpassung der entsprechenden Sätze streiten (diese Petition würde ich vielleicht sogar unterschreiben). Was mir nicht einleuchtet, ist, warum die eigene Leistungsfähigkeit des in Not Geratenen unberücksichtigt bleiben soll. Oder anders herum gefragt: warum soll die Notlage einzelner größer "gerechnet" werden, als sie tatsächlich ist? Nach dieser Argumentation würde bald jeder von sich behaupten, in Not zu sein und staatliche Hilfe beanspruchen ("ja gut, ich habe 200.000,- €, aber die habe ich mir selber angespart und außerdem sind die schon verplant"). Das ist wohl nicht der Sinn der Grundsicherung (oder auch anderer Hilfen).

Ich gebe gerne anderen Menschen etwas ab, wenn sie in Not sind. Wenn jemand 5,- € braucht, um sich das nächste Mittagessen leisten zu können, bekommt er die von mir. Wenn er 2,- € selber hat, kriegt er 3,- €. Geben, was nötig ist (und nicht mehr) und Fordern, was benötig wird (und nicht mehr) hat etwas mit gegenseitigem Respekt zu tun.

Oma [Name ausgeblendet] und Opa [Name ausgeblendet] gibt es übrigens tatsächlich, in meiner eigenen Familie. Was natürlich nicht stimmt, ist, dass die beiden erwarten, eine staatliche Unterstützung zu bekommen ohne Ihr sonstiges Einkommen anzurechnen.

In der Erwartung, dass Sie auch meinen Beitrag nicht verstehen werden, trotzdem mit herzlichen Grüßen

[Name ausgeblendet]

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