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07.11.2007 - dvb-Presseservice

50 Jahre gelebte Sozialpartnerschaft in der Bauwirtschaft

Wiesbaden. "Heute müsste man die ZVK erfinden, wenn es sie nicht schon seit 50 Jahren gäbe." Mit diesen Worten eröffnete Klaus Wiesehügel, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, den Festakt zum 50jährigen Bestehen der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes (ZVK) am 31. Oktober 2007 im Kurhaus Wiesbaden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen der Dialog "Soziale Sicherheit durch Sozialpartnerschaft" und die Festreden von Roland Koch, Ministerpräsident des Landes Hessen, und Heinrich Tiemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Am 31. Oktober 1957 erteilte das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen, Berlin, der Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes die Erlaubnis, ihren Geschäftsbetrieb als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit aufzunehmen.

Am 1. Januar 1958 nahm die ZVK ihre Tätigkeit auf und bereits ab Januar 1959 konnten die ersten Rentenbeihilfen an ehemalige gewerbliche Arbeitnehmer ausgezahlt werden. Über eine Million Arbeitnehmer kamen seit Gründung dieser überbetrieblichen Versorgungseinrichtung in den Genuss der zusätzlichen Rente.

50 Jahre nach ihrer Gründung zählt die ZVK mit etwa 600.000 Versicherten, über 430.000 Beziehern von Rentenbeihilfeleistungen und einer Bilanzsumme von rund 3 Mrd. Euro zu den größten Pensionskassen Deutschlands. Seit Beginn der Leistungspflicht am 1.1.1958 wurden an über eine Million Betriebsrentner tarifliche Rentenbeihilfen in Höhe von über 9 Mrd. Euro ausgezahlt.

Im Dialog "Soziale Sicherheit durch Sozialpartnerschaft" diskutierten die Vizepräsidenten des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, Prof. Thomas Bauer, und des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Frank Dupré, mit IG BAU-Chef Klaus Wiesehügel.

"In der Bauwirtschaft waren schon immer engere Abstimmungswege an der Tagesordnung als in anderen Branchen – die ZVK war dabei von Anfang an ein gutes Bindeglied zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaft", sagte Bauer. "Wir haben mehr Verständnis füreinander und Vertrauen zueinander als in anderen Branchen", pflichtete Dupré bei.

Auf die Frage des Moderators Jan Hofer, wie wichtig die ZVK für die Baubranche sei, erklärte Wiesehügel: "Kein Handwerksbetrieb wäre in der Lage, für seine 5 bis 10 Beschäftigten eine betriebliche Altersversorgung aufzubauen. Hier waren und sind überbetriebliche Regelungen gefragt." Mit der ZVK hätten die Gründerväter in eine zersplitterte Branche ein notwendiges Ordnungselement eingefügt, das sich in den letzten 50 Jahren gut bewährt habe.

Herausforderungen für die Zukunft

Wiesehügel sieht auch in Zukunft gewaltige Aufgaben für die Sozialpartner der Bauwirtschaft – insbesondere mit Blick auf die Rente mit 67. So sollte die tarifliche Zusatzrente für jeden Arbeitnehmer gelten, weil die Renteneinschnitte auch alle Arbeitnehmer beträfen. "Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, dass SOKA-BAU eine neue Aufgabe übernimmt: die Verwaltung von Lebensarbeitskonten. Mit einem solchen Instrument könnte man die Einschnitte bei der gesetzlichen Rente ein Stück weit auffangen". Kritik an der Rente mit 67 kam auch von Arbeitgeberseite. Bauer sagte, hinsichtlich des künftigen Rentenzugangsalters müssten individuelle Lösungen gefunden werden. "Wer einen Bürojob macht, sollte deutlich länger arbeiten müssen, als jemand der einen Bauberuf ausübt", so Bauer. Dupré betonte, dass auch die Baubranche künftig Schwierigkeiten bei der Suche nach Mitarbeitern bekäme. "Wir müssen die Attraktivität unserer Arbeitsplätze weiter steigern, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", lautete sein Resümee.

Kalkulierbare Rahmenbedingungen schaffen

"Aufgabe der Politik ist es, langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Sozialpartnern erlauben, eigene Lösungen für die Branche zu etablieren", sagte Heinrich Tiemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. "Deshalb war es richtig und wichtig, die Sozialversicherungsfreiheit in der betrieblichen Altersversorgung auch über das Jahr 2008 hinaus weiter zu führen", so Tiemann.

Der demografische Faktor führe dazu, dass die durchschnittliche Rentenbezugsdauer ständig steige und immer weniger Beitragszahler einem Rentenempfänger gegenüber stehen. "Schon 2030 werden auf zwei Beitragszahler ein Rentner kommen". Deshalb sei auch die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre ein notwendiger Schritt, so Tiemann. Auch die Rentenbeihilfe wird auf immer weniger Schultern verteilt. Waren 1995 noch 1,3 Mio. Arbeitnehmer am Bau beschäftigt, so sind es heute gerade einmal halb so viel. Das bedeutet, dass sich die Einnahmen zur Finanzierung der Rentenbeihilfezahlungen nahezu halbiert haben.

Die gesetzliche Rente werde auch künftig Kernstück der Altersvorsorge sein, die aber durch betriebliche und private Vorsorge zu ergänzen sei. Als vorbildlich hob Tiemann die betriebliche Altersversorgung in Form der Entgeltumwandlung mit finanzieller Beteiligung der Arbeitgeber wie z.B. die BauRente ZukunftPlus hervor. "Solche Systeme werden sich mehr und mehr durchsetzen", prognostizierte Tiemann.

Auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch gratulierte der ZVK zum 50jährigen Bestehen. "Die Bauwirtschaft ist ein herausragendes Beispiel für eine gelebte Sozialpartnerschaft", lobte Koch. Mit der ZVK hätten sich die Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft eine Einrichtung geschaffen, die seiner Zeit weit voraus war. "Die Bauwirtschaft hat in Bezug auf nicht staatliche zusätzliche Rentenleistungen durchaus eine Vorreiterrolle", erklärte der hessische Ministerpräsident.

Auch künftig gelte es für die Sozialpartner, gemeinsame Projekte in eigener Verantwortung zu steuern, z.B. im Bereich der Weiterbildung. "Auf die duale Ausbildung in Deutschland können wir stolz sein, aber bei der beruflichen Weiterbildung sehe ich noch enorme Defizite", so Koch. "Die Weiterbildung ist eine Aufgabe, bei der die Sozialpartner Verantwortung übernehmen müssen."

"Künftig werden es Branchen bei der Bewältigung neuer Aufgaben leichter haben, die auf vorhandene Erfolgsmodelle wie die ZVK aufbauen können und bei denen die Sozialpartner sich im Tagesgeschäft vertrauen", sagte Koch. "Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass die Sozialpartner der Bauwirtschaft auch für die nächsten 50 Jahre die Weichen richtig stellen werden."



Herr Michael Delmhorst
Tel.: (06 11) 7 07-21 00
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E-Mail: MDelmhorst@soka-bau.de

SOKA-BAU
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65189 Wiesbaden
http://www.soka-bau.de

SOKA-BAU ist der gemeinsame Name für die Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft und die Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes VVaG. Beide sind gemeinsame Einrichtungen der Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V., Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.