Besondere Anforderungen an die BiPRO-Strategie eines Assekuradeurs

Ich habe zum ersten Mal eine komplette BiPRO-Infrastruktur gesehen und „angefasst“. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Im Projekt ist man monatelang mit einem einzelnen BiPRO-Service vertraut, die übrigen umgesetzten Normen kennt man vielleicht vom Hörensagen, aber alles in einer gemeinsamen Administrationsoberfläche? Das ist BiPRO wirklich zum Anfassen, seit der Gründung von BiPRO im Jahr 2006 die überzeugendste Softwarelösung auf dem Markt. Aber das muss man auch gesehen haben, deshalb habe ich zur Kamera gegriffen.

Diese Geschichte begann auf dem BiPRO-Tag im letzten Jahr. Im Mittelpunkt des Interesses stand der BiPRO-Hub: Wie können BiPRO-Dienstleistungen zentralisiert werden, damit sich Versicherer auf ihre Versicherungsaufgaben konzentrieren können, ohne sich den ganzen Tag mit Maklerprozessen beschäftigen zu müssen? Auf dem BiPRO-Tag wird es in dieser Woche ganz bestimmt Antworten geben...

Anschließend folgte in kleinerem Rahmen ein Vortrag von Uwe Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Domcura AG, und Thomas Beckmann, Normierungsexperte der BiPRO und Product Owner BiPRO der b+m Informatik AG. Sie stellten die fachliche Herausforderung eines Assekuradeurs dar, verbunden mit der Aussage: Die Domcura macht den ganzen Tag Versicherungsgeschäft und BiPRO läuft still und leise im Rechenzentrum.  Das war der Inhalt des Vortrages. Also praktisch eine Zusammenfassung dessen, was der BiPRO-Hub in Zukunft erledigen soll. 

Ein Informatiker und Physiker als Vorstand - ist das mittlerweile Voraussetzung für gute Maklerprozesse?

Uwe Schumacher im Video-Interview. 

Auffällig in dem Vortrag aus 2022: Keine Klagen über ausufernde IT-Budgets, fehlende Entwicklungskapazitäten und Probleme bei der Anbindung von Consumern, Pools und Vergleichern. Nur ein mildes Lächeln, man habe die Prozesse im Griff und im Übrigen sehr gute Versicherungsprodukte, wer also Interesse habe... War das eine Verkaufsshow oder haben die Kieler die BiPRO-Herausforderung tatsächlich im Vorbeigehen gelöst? Mein Interesse war geweckt.

Kurzer Exkurs, was macht einen Assekuradeur besonders: Er ist auf Themengebiete spezialisiert. Er zeichnet Risiken, rechnet jeweils mit Makler und Versicherer ab und übernimmt eigenverantwortlich die Schadenabwicklung. Aus technischer Sicht bedeutet das: Der Assekuradeur betreibt Prozesse sowohl mit dem Makler (Anträge, Abrechnungen, Schäden) als auch mit dem Versicherer als Risikoträger. Makler und natürlich auch Versicherer wollen Daten und Dokumente im BiPRO-Standard übermitteln, die BiPRO-Schnittstelle muss sehr flexibel sein: Mal ist der Assekuradeur ein Consumer von Prozessen, danach ist er wieder Provider: Zum Beispiel, wenn er genau wie ein Versicherer Versicherungsscheine und Abrechnungen digital an den Makler übermittelt. Und die Versicherer-Partner eines Assekuradeurs im Privat-Sach Geschäft sind BiPRO-Schwergewichte wie Rhion und Baloise. 

Wenn ein Informatiker von einer Versicherungsanwendung begeistert ist - dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Thomas Beckmann stellt die BiPRO-Lösung eines Assekuradeurs vor

Eine weitere Besonderheit: Assekuradeure wie die Domcura haben eine langjährige Historie, auch in der eigenen Systemtechnologie. In diesem Fall ist das Unternehmen mit dem MVP-System OASIS „groß" geworden. Man hat mit eigenen IT-Kapazitäten die Funktionalitäten sukzessive erweitert, dann aber wurde die BiPRO-Herausforderung richtig relevant. Und weil der ebenfalls in Kiel ansässige IT-Dienstleister b+m gerade Thomas Beckmann als BiPRO-Experten an Bord geholt hat, haben die Norddeutschen eine ganzheitliche BiPRO-Lösung auf die Beine gestellt. Eine Lösung, die losgelöst von technischen Schnittstellen logische Adapter für Fachanwendungen zur Verfügung stellt. Damit ist der Betrieb zwischen OASIS und den BiPRO-Consumern und -Providern gewährleistet, TAA-Anfragen werden in Echtzeit beantwortet und Daten/Dokumente zuverlässig geliefert. Sogar eine Schadenbearbeitung nach dem Standard 503 wird angeboten, mit der Baloise als Vorreiter.

Lösung klingt immer gut, aber man muss differenzieren. Die erste BiPRO-Lösung, die ich persönlich vor vielen Jahren hautnah miterlebt habe, war ein TAA-Service. Ganz am Anfang der Initiative. Für den Aufwand, der damals betrieben wurde, könnte man heute ein komplettes Insurtech gründen - aber damals gab es nichts anderes, alles wurde individuell entwickelt. Dann kamen die BiPRO-Adapter der Beratungsunternehmen auf den Markt, die eine Art Basisplattform lieferten und die Entwicklung vereinfachen sollten. Der Entwicklungsaufwand blieb aber hoch. Und in jedem Fall war die Fachabteilung involviert, also belastet: Bei der Abstimmung der Anforderungen, beim Testen, was eben fachlich so anfällt.

Genau aus diesen Gründen war mein Interesse geweckt, als die Lösung vorgestellt wurde. Meine Fragen wurden in den dokumentierten Gesprächen beantwortet, die Kollegen gaben in den beiden Videos interessante Einblicke und übersprangen dabei den Werbeteil.

Disclaimer: Thomas Beckmann ist mein langjähriger Co-Moderator des jährlichen dvb-Workshops und lud mich in seinen Garten auf ein Bier (und leider auch auf ein Chili-Pesto aus selbstgezüchteten Schoten) ein. Uwe Schumacher hat mich in die Domcura-Kantine eingeladen, der aktuelle Stand meines Versicherungs-Kantinenführers lautet: Stand heute - 1 Platz: GEV-Versicherung, Hamburg. 2. Platz: universa Versicherung, Nürnberg. 3. Platz: Hanse-Merkur Versicherung, Hamburg).