Im Netfonds Versicherungstalk spricht Gastgeber Oliver Bruns mit Norbert Walter, Vorstandsbeauftragter für Lebensversicherung und betriebliche Altersvorsorge bei der BarmeniaGothaer, über die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge und aktuelle Pflegetrends. Warum die bAV zum entscheidenden Instrument im Employer Branding wird und wie KI die Beratung verändert, ohne den Menschen zu ersetzen.
Pflegekosten explodieren: 3.500 Euro im Monat bis 2027
Bruns präsentiert alarmierende Zahlen aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer Ersatzkasse. Die Pflegeprävalenz hat sich seit 2015 nahezu verdoppelt, wobei besonders die niedrigen Pflegegrade 1 und 2 stark gewachsen sind. Die durchschnittliche Pflegedauer liegt inzwischen bei fast sieben Jahren.
Die Kostensituation verschärft sich dramatisch: "Der durchschnittliche einrichtungsbezogene Pflegeeigenanteil in der vollstationären Dauerpflege liegt Mitte 2025 bei rund 1.862 Euro im Monat", erklärt Bruns. Zusammen mit Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten werden bis 2027 monatliche Kosten von 3.100 bis 3.500 Euro erwartet.
45 Prozent der Neufälle starten mit Pflegegeld, was bedeutet: "Die Familie ist nach wie vor zunächst der Hauptversorger mit allen zeitlichen, psychischen und beruflichen Konsequenzen." Für Makler ergibt sich daraus ein klarer Beratungsauftrag zur privaten Pflegevorsorge.
BarmeniaGothaer: Tradition trifft Innovation
Norbert Walter stellt die Besonderheiten seines Hauses vor. Die BarmeniaGothaer verfügt über eine eigene Abteilung, die sich ausschließlich mit betrieblicher Altersvorsorge beschäftigt. "Wir haben jahrzehntelange Markterfahrung und schaffen es immer wieder, gerade im Bereich der aktiven Sicherung der Arbeitskraft mit neuen Modellen an den Markt zu kommen", betont Walter.
Die Stärke liegt in der Kombination von innovativen Produkten mit Alleinstellungsmerkmalen und der persönlichen Betreuung vor Ort. Walter verspricht: "Wir sind in der Lage, auch in der Breite der Maklerschaft mit den Maklern gemeinsam zu ihren Mandanten zu gehen und dort Versorgungswerke zu implementieren."
KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
Zur Rolle der Künstlichen Intelligenz hat Walter eine klare Haltung: "Ich glaube, man kann das eine forcieren, ohne das andere zu lassen." Die KI werde eine wertvolle Unterstützung im fachlichen Bereich sein. "Es muss nicht mehr von mir erwartet werden, dass ich alle AVBs auswendig kenne, weil dafür hätte ich eine KI", erklärt der Vorstandsbeauftragte.
In komplexen Beratungssituationen bleibe der Mensch jedoch entscheidend. "Der menschliche Faktor, wo es wirklich um komplexe Versorgungswerke geht, dort ist der Mensch immer noch ein entscheidender Faktor." Die Kombination aus KI und persönlicher Beratung werde die Qualität steigern, weil Fragen direkt beantwortet werden können, statt sie zurückstellen zu müssen.
bAV neu denken: Vom Verkauf zum Consulting
Bei der betrieblichen Altersvorsorge fordert Walter ein Umdenken. Die Zeiten, in denen man einfach in ein Gewerbegebiet ging und nach einer bAV fragte, seien vorbei. "Wir befinden uns in Zeiten der Transformationsprozesse und das heißt für den Arbeitgeber, er muss Geld investieren", analysiert Walter die aktuelle Situation.
Gleichzeitig erwarten Arbeitnehmer in einer Sozialwelt ihres Arbeitgebers gute Lösungen. Walters Ansatz: "Wir müssen mit dem Arbeitgeber ein vernünftiges Employer Branding an den Tag legen." Die bAV müsse zum Instrument werden, um Facharbeiter anzuwerben und zu halten.
Der Experte plädiert für einen Paradigmenwechsel: "Wir müssen mehr in den Bereich des Consultants hinein, um gemeinsam mit dem Arbeitgeber, mit den Maklern und natürlich deren Mandanten in einem Team zu spielen." Die simple Produktvermittlung habe ausgedient.
50 Prozent Potenzial wartet auf Erschließung
Zur aktuellen Marktdurchdringung zeigt sich Walter optimistisch: Während etwa 50 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland eine bAV haben, fehlt sie der anderen Hälfte noch. "50 Prozent Durchdringung heißt aber auch noch 50 Prozent Potenzial", rechnet Walter vor.
Sein Appell an die Maklerschaft: "Fühlen Sie sich alle eingeladen, einfach mal anzurufen, mal nach Norbert Walter zu fragen und dann werden wir gemeinsam schon richtige Lösungen finden." Die BarmeniaGothaer stehe bereit mit Konzepten und der Bereitschaft, gemeinsam neue Strategien zu entwickeln.
Für 2026 zeigt sich der Vorstandsbeauftragte hochmotiviert: "Ich habe da so richtig Lust drauf, vor allen Dingen im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge, wo ich wahnsinnig viel Potenzial sehe."



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