Was ändert sich bei der gesetzlichen Rentenversicherung?
Um einen starken Anstieg der Beitragssätze zu verhindern, muss das Rentenniveau sinken. Ohne eine solche Absenkung würden sich die Rentenbeiträge von derzeit 19,9 Prozent des Bruttoeinkommens auf mehr als 30 Prozent im Jahr 2030 erhöhen.
Ein Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, bekommt heute eine Rente, die rund 68 Prozent seines durchschnittlichen Nettoeinkommens entspricht. Im Schnitt beträgt die Altersrente derzeit nach Abzug von Sozialbeiträgen und Steuern 1.080 Euro monatlich im Westen und 950 Euro im Osten Deutschlands.
Die Rentenreform 2004/2005 mit dem Alterseinkünftegesetz und dem Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz brachten weitere Einschnitte für die Versicherten und Änderungen bei der Rentenbesteuerung.
Kernelement des Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetzes ist die Einführung eines so genannten Nachhaltigkeitsfaktors in die Rentenformel. Er berücksichtigt das zahlenmäßige Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern. Wenn die Zahl der Rentner im jeweiligen Vorjahr stärker gestiegen ist als die der Erwerbstätigen, wird der Anstieg der Renten gebremst.
Nach dem Alterseinkünftegesetz, das 2005 in Kraft getreten ist, fördert der Staat die betriebliche und private Altersvorsorge über das Steuerrecht.
Die Vorsorgeprodukte werden in einem Drei-Schichten-Modell geordnet:
Die Schichten 1 und 2 werden vom Staat gefördert, die Schicht 3 muss jeder selbst finanzieren.
Mit der Rentenreform 2007 sind weitere bis weit in die Zukunft wirkende Maßnahmen getroffen worden: seit 1. Januar 2007 liegt der Rentenbeitrag bei 19,9 Prozent (vorher 19,5 Prozent). Des Weiteren wird das Renteneintrittsalter ab 2012 schrittweise von 65 auf 67 angehoben.
Rentenkürzungen werden bis 2009 per Gesetz ausgeschlossen, selbst wenn sie nach den Auswirkungen des Nachhaltigkeitsfaktors hätten erfolgen müssen. Mit dem so genannten Nachholfaktor sollen diese nicht realisierten Dämpfungen von Rentenanpassungen voraussichtlich ab 2012 nachgeholt werden.
Die bereits beschlossenen und noch geplanten Änderungen des Rentenrechts führen dazu, dass das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 auf weniger als 60 Prozent des Nettoeinkommens sinkt. Im selben Zeitraum erhöhen sich die Beitragssätze allmählich bis auf maximal 22 Prozent des Bruttoeinkommens. Experten gehen allerdings davon aus, dass trotz dieser Maßnahmen eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit nötig sein wird, um unser System der Altersversorgung auf Dauer zu finanzieren.
Durch die Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus entsteht eine „Versorgungslücke“, die nur mit privater Vorsorge wieder geschlossen werden kann.
Im Rahmen der Rentenreform wurde das alte System der gesetzlichen Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten am 1. Januar 2001 durch die neue „Erwerbsminderungsrente“ abgelöst.
Die Höhe dieser neuen Rente richtet sich nur noch danach, wie viele Stunden der Versicherte trotz gesundheitlicher Einschränkungen täglich noch arbeiten kann: Sind es weniger als drei Stunden pro Tag, bekommt er die volle Erwerbsminderungsrente. Wer in der Lage ist, drei bis sechs Stunden täglich zu arbeiten, erhält die halbe Erwerbsminderungsrente. Die berufliche Qualifikation ist seither bedeutungslos.
So erhalten Versicherte, die drei bis sechs Stunden arbeiten können, jedoch keinen entsprechenden Arbeitsplatz finden, die volle Erwerbsminderungsrente.
Beschäftigte, die am 1. Januar 2001 40 Jahre oder älter waren, bekommen eine Erwerbsminderungsrente wegen Berufsunfähigkeit. Das Berufsbild wird hier berücksichtigt, die Rente ist etwas höher als die Erwerbsminderungsrenten für jüngere Jahrgänge.
Versicherungen klipp + klar informiert Sie umfassend darüber, wie Sie sich für den Fall einer Berufsunfähigkeit absichern können.
Auch die Witwenrente wurde reformiert. Die Neuregelungen gelten für Ehepartner, die beide am 1. Januar 2002 jünger als 40 Jahre waren oder nach diesem Datum geheiratet haben.
Bis zum Inkrafttreten der Neuregelung betrug die Witwenrente 60 Prozent der Altersbezüge, auf die der Ehepartner Anspruch hatte. Jetzt sind es noch 55 Prozent. Zum Ausgleich erhalten Hinterbliebene, die Kinder erzogen haben, einen monatlichen Zuschlag. Pro Kind waren dies im Jahr 2003 52,26 Euro in den alten und 45,94 Euro in den neuen Bundesländern.
Auf die Witwenrente wird das eigene Einkommen der beziehungsweise des Rentenberechtigten angerechnet, wenn es einen bestimmten Freibetrag überschreitet. Ausgenommen sind lediglich steuerfreie Einnahmen und die Erträge aus staatlich geförderten Altersvorsorgeverträgen.
Der monatliche Freibetrag liegt seit dem 1. Juli 2005 bei 689,83 Euro in den alten und 606,41 Euro in den neuen Bundesländern. Er wird entsprechend der allgemeinen Einkommensentwicklung jährlich neu festgesetzt. Für jedes Kind, das eine Waisenrente bezieht, erhöht er sich um 146,33 Euro (Ost: 128,63 Euro).
Weitere Informationen zur Witwenrente gibt es bei der Deutschen Rentenversicherung.
Wir bedanken uns für die Unterstützung des „Informationszentrums der deutschen Versicherer ZUKUNFT klipp + klar“, die uns den ursprünglichen Originaltext dieses Artikels zur Verfügung stellte www.klipp-und-klar.de (Stand des Originaltextes 09.2007).