Bürokratiefrust der Selbständigen: Jeder Dritte denkt ans Auswandern

Die Ergebnisse der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind eindeutig: 36 Prozent denken darüber nach, Deutschland zu verlassen, 27 Prozent wollen ihre Selbstständigkeit aufgeben. Besonders betroffen sind IT-Spezialisten, deren Know-how auf dem Arbeitsmarkt im In- und Ausland gefragt ist. Hauptgrund: zu viel Bürokratie. Mit der Selbstständigkeit an sich sind die befragten Unternehmer dagegen sehr zufrieden. Über 90 Prozent der Befragten sind „mit ganzem Herzen selbstständig“. Mit 70 Prozent hat sich die Mehrheit der befragten Selbständigen bewusst für die Selbständigkeit entschieden. 

Statusfeststellung:
Die gesetzliche Rentenversicherung braucht jeden Beitragseuro - auch von Selbstständigen.

Ohne freiberufliche IT-Spezialisten keine Digitalisierung in den Unternehmen, die Experten arbeiten projektbezogen und damit nicht dauerhaft in einem Unternehmen. Doch die Bürokratie sorgt für Frust, insbesondere das aufwändige Statusfeststellungsverfahren zur Prüfung der Scheinselbstständigkeit. Die Rechtsunsicherheit gefährdet nicht nur die Existenz der Unternehmer, sondern auch ihre Verfügbarkeit für Auftraggeber. 

Erfolgreiche junge Selbstständige mit überdurchschnittlichen Gewinnen und Geldreserven wollen sich das nicht länger antun und planen den Gang ins Ausland. Gerade die gut ausgebildeten IT-Freiberufler wissen, dass ihre Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt auch außerhalb Deutschlands gefragt sind. Interessant dabei: Selbst Selbstständige, die keine negativen Erfahrungen mit einem eigenen Statusfeststellungsverfahren gemacht haben, schrecken bereits vor den Möglichkeiten eines solchen Verfahrens zurück. Die destruktive Wirkung der deutschen Bürokratie ist also bereits latent vorhanden. 21 Prozent der Befragten haben bereits ein Statusfeststellungsverfahren durchlaufen.

Diese Entwicklung ist auch für die Vermittler kritisch, da Selbstständige mit zunehmendem Alter und zunehmender Berufserfahrung mehr für das Alter vorsorgen. Die Altersvorsorge folgt der Einkommensdynamik, Kapitalanlagen, Immobilien sowie private Renten- und Kapitallebensversicherungen bilden die Basis der Alterssicherung der befragten Selbstständigen.

Insgesamt haben 6.300 Selbstständige zwischen dem 24. Juli und dem 18. September 2023 an der Studie teilgenommen. Sie beantworteten Fragen zu ihrer wirtschaftlichen Situation, ihrem unternehmerischen Handlungsspielraum, ihrer sozialen Absicherung und ihrem Verständnis von unternehmerischer Tätigkeit. Die Befragung wurde im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., des Verbands der Gründer und Selbständigen Deutschland (VGSD) e.V. und des Bundesverbands für Selbständige Wissensarbeit e.V. als Online-Befragung durchgeführt.

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