Aktivrente: Das Versprechen bröckelt im Kleingedruckten
Die für den 8. Oktober geplante Kabinettssitzung zur Aktivrente droht zu platzen. Das Konzept klingt verlockend: Rentner sollen ab Januar 2026 bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei zur Rente hinzuverdienen können. Doch im Gesetzentwurf des Bundesfinanzministers Lars Klingbeil versteckt sich ein Problem: der sogenannte Progressionsvorbehalt. Das berichtet heute die BILD.
"Das kann in Einzelfällen bis zu einige tausend Euro Steuermehrbelastung für den Rentner bedeuten. Obwohl er ja eigentlich gedacht hat, er arbeitet steuerfrei dazu", erklärt Politikchef Jan Schäfer die Crux. Friedrich Merz und Carsten Linnemann von der CDU fordern kategorisch, dass die Regelung aus dem Entwurf gestrichen wird. Klingbeil sperrt sich bisher dagegen und argumentiert mit der Steuersystematik: Würde man die Aktivrente komplett steuerfrei stellen, könnte dies Präzedenzfälle für Kurzarbeitergeld oder Elterngeld schaffen.
Eine Bild-Umfrage zeigt: 59 Prozent der Befragten würden die Aktivrente in Anspruch nehmen wollen, wenn sie wirklich steuerfrei wäre. Der Koalitionsausschuss muss am Mittwochabend eine Lösung finden. Schäfers Prognose: "Meine Vermutung, beim Koalitionsausschuss wird man sich einigen. Lars Klingbeil wird dann zähneknirschend zurückziehen."
Rente mit 73: Die Debatte eskaliert
Im Wirtschaftsministerium sorgt ein wissenschaftlicher Beraterkreis für Aufregung. Wirtschaftsministerin Katharina Reiche hat vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter perspektivisch auf 70 Jahre anzuheben. Ihre Berater gehen noch weiter und sprechen von 73 Jahren bis zum Jahr 2060.
Schäfer ordnet ein: "In den 60er Jahren haben die Bundesbürger im Schnitt 10 Jahre Rente bezogen. Jetzt sind wir bei im Schnitt 20 Jahren, rund 20 Jahren Rente. Die Zeit, die Rente bezogen wird, hat sich verdoppelt." Die Mathematik sei eindeutig: Entweder zahlen Arbeitnehmer mehr ein, oder Rentner arbeiten länger.
Wichtig: Die Rente mit 73 würde erst 2060 greifen. "Wer heute 35 ist, wäre davon betroffen, wer heute 36 ist auch, aber wer heute 40 ist, nicht von der 73 zumindest."
Merz' Alternativmodell: Arbeitszeit statt Lebensalter
Friedrich Merz bringt einen eigenen Vorschlag ins Spiel: Statt auf ein fixes Renteneintrittsalter zu setzen, sollte die Anzahl der Arbeitsjahre entscheidend sein. Wer mit 17 oder 18 zu arbeiten beginnt und 45 Jahre einzahlt, könnte früher in Rente gehen als jemand, der lange studiert und erst mit 30 anfängt zu arbeiten.
"Warum muss derjenige, der sich also sehr lange Zeit lässt, nicht eigentlich vielleicht auch 40 oder 42 oder 43 Jahre arbeiten", fasst Schäfer die Logik zusammen. Dieser Vorschlag findet interessanterweise auch in der SPD Zustimmung.
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