Value for Money: Warum Versicherer über Kosten hinausdenken müssen

Der Kundennutzen bei Versicherungsprodukten steht im Rampenlicht der Regulatorik. Doch verrennen sich Aufsichtsbehörden und Unternehmen in der Kostenbetrachtung? „Der Fokus auf Kosten ist sehr verständlich [...], aber im gleichen Maße falsch", erklärt Frank Genheimer, Geschäftsführer der New Insurance Business, im Assekurata-Podcast.

Im Gespräch mit Markus Kruse (Geschäftsführer Assekurata) und Tatjana Wandrei (Leiterin Business Unit Analytics Insights) wird deutlich: Value for Money ist längst ein europäisches Regulierungsthema. Ausgehend von der IDD (2018) und nach Interventionen im polnischen Markt (2020) hat die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA schrittweise Regeln zur Bewertung des Kundennutzens eingeführt. Die BaFin hat 2023 ein eigenes Merkblatt herausgegeben.

Die Diskussion offenbart einen Kernkonflikt: Während Regulatoren vor allem quantitative Faktoren wie Kosten und Rendite betrachten, bleibt der qualitative Mehrwert oft unberücksichtigt. „Die Themen Steuer und der Nutzen von lebenslanger Rente werden eigentlich gar nicht berücksichtigt", kritisiert Genheimer. Auch Wandrei bestätigt: „Die BaFin hat in erster Linie sich natürlich auf die Kosten fokussiert."

Doch wie können Versicherer den Value for Money verbessern? „Statt einen starken Fokus auf Kosten zu haben und irgendwie in der fünften Nachkommastelle rumzuschrauben, glaube ich, geht es viel mehr um Produktdesign und um Services", betont Genheimer. Als Beispiele nennt er innovative Lösungen für die Wiederanlage in der aktuellen Zinssituation sowie Kombinationen aus Entnahmeplan und lebenslanger Rente.

Selbst die jährliche Mitteilung an Kunden bietet Potenzial: „Da wird auch ein möglicher Ansatz sein, vielleicht zusammen mit Juristen, mit Sprachwissenschaftlern, diese Inhalte ein bisschen vereinfacht darzustellen", so Genheimer.

Die größte Herausforderung liegt jedoch in den Produktentwicklungsprozessen. Viele Lebensversicherer arbeiten noch mit altmodischen, langsamen Wasserfall-Modellen. „Das ist eine Basis, die derzeit die Produktentwicklung nicht sehr, sehr schnell macht und auch nicht sehr, sehr innovativ", erklärt Genheimer. Hinzu kommt laut Wandrei: „Viele, die im Aktariat arbeiten, haben noch nie was mit dem Kunden zu tun gehabt."

Für die Zukunft sind die Experten gespalten. Während Genheimer befürchtet, dass „alles mehr oder weniger wieder zum Status Quo" gezogen wird, hofft er gleichzeitig, dass Unternehmen „kurz innehalten und sich überlegen, was ist eigentlich meine Unternehmensvision für die nächsten zehn, zwanzig Jahre."

Wandrei weist zudem auf die kommende „EU-Kleinanleger-Strategie" hin, die möglicherweise ein EU-weites Benchmarking mit sich bringen könnte. Dies würde Produkte in Clustern vergleichbar machen und könnte den Wettbewerb um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis verschärfen.

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