80.000 mehr Kunden in der PKV-Vollversicherung

Die private Krankenversicherung (PKV) hat 2011 einen Bestandszuwachs von etwa 80.000 Kunden fast das Niveau des Vorjahres geschafft. Die Vollversicherung stieg leicht auf 8,92 Millionen Kunden (2010: 8,86 Millionen) – siehe Tabelle. Zwar kamen 2011 in der Pflege-Zusatzversicherung 10,77 Prozent Verträge hinzu (2010: + 13,3 %), doch mit insgesamt 1,88 Millionen Versicherten bleibt die Branche weit hinter dem Bedarf der Kunden zurück, zeigt die Untersuchung „Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 2000 – 2011“ des Marktbeobachters Map-Report.

Überschüsse der GKV sind nur Peanuts

In der maroden GKV würden deren aktuelle Überschüsse total überbewertet, wie der vergleich mit der PKV zeigt. Der GKV-Überschuss von angeblich 20 Milliarden Euro wäre auf rund 70 Millionen Versicherte zu verteilen – pro Kopf etwa 280 Euro. Die PKV hatte bis Ende 2011 rund 168,5 Milliarden an Deckungsrückstellungen gebildet. Bei 8,92 Millionen Kunden macht dies pro Kopf mit Vollversicherung etwa 19.000 Euro. „Der Vergleich ist zwar angreifbar, bewegt sich damit aber in etwa auf dem eher schlichten Niveau der aktuellen Diskussionen rund um das Gesundheitssystem“, räumt Analyst Reinhard Klages ein. 

Die Beitragseinnahmen konnten um 4,0 Prozent (2010: 5,6 %) auf 34,3 Milliarden Euro zulegen. Damit sei die angebliche Kundenflucht aus der PKV ad absurdum geführt. Einige Unternehmen wie Central, Allianz und DKV kämpfen zwar gegen den Kundenschwund, allerdings wandern diese Kunden nicht alle zur GKV ab, sondern zu Anbietern wie HansMerkur, Deutscher Ring oder Debeka. HanseMerkur ist 2011 mit einem positiven Saldo aus PKV-intern übertragenden Alterungsrückstellungen in Höhe von 25,5 Millionen Euro der unangefochtene Spitzenreiter. Weit abgeschlagen folgen Deutscher Ring mit einem Saldo von 5,5 Millionen Euro und Continentale mit 4,5 Millionen Euro.

Kundenwanderung innerhalb der PKV

Angaben zum Neugeschäft werden in den Geschäftsberichten häufig nicht veröffentlicht, doch lassen Bestandsverluste auf ein geringes Neugeschäft schließen. Gemessen an den verdienten Bruttobeiträgen hat die DKV durch die Fusion zwischenzeitlich mit 14,2 Prozent wieder den höchsten Marktanteil in der Vollversicherung, gefolgt von Debeka mit 14,0 Prozent und Allianz mit 9,2 Prozent.  

Überwinden muss die Branche jedoch ihre Intransparenz. Manche Geschäftsberichte strotzen vor Desinteresse, Ignoranz und Geheimniskrämerei, kritisiert Map-Report. Nachdem die Alterungsrückstellungen übertragbar wurden, empfahl der PKV-Verband, dass der Saldo aus den Zu- und Abgängen eine gewisse Relevanz für die Schadenquote und die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote hat und passte die Berechnung der Kennzahlen entsprechend an. „Einige Gesellschaften pfeifen aber auf die Veröffentlichung“, so Klages. Noch schlechter seien Auskünfte zur Anzahl der Kunden im Standard- und im Basistarif.

Kapitalanlagen wachsen vor allem durch Alterungsrückstellungen

Die Kapitalerträge stiegen um 850 Millionen Euro auf 8,75 Milliarden Euro – hauptsächlich durch Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen und der Umfang der Kapitalanlagen durch den Anstieg der Alterungsrückstellungen. So stieg die Bruttorendite um 0,12 Prozentpunkte auf 4,83 Prozent. Die Nettorendite hingegen rutschte wegen der Niedrigzinsphase von 4,23 Prozent im Vorjahr auf 4,07 Prozent. Der Garantiezins von derzeit 3,5 Prozent in der PKV wird sicher nicht mehr lange durchzuhalten sein und könnte dann bei 2,75 oder 2,5  Prozent liegen, schätzt Klages.

Die Studie „Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 2000-2011“ (Nr. 817-819/2012) kann bei Map-Report (www.map-report.com) für 87,50 Euro erworben werden.

Anbieter mit den meisten PKV-Vollversicherten

Versicherer

Verträge 2011

Verträge 2010 (%)

Änderung 2011 zu 2006 (%)

Debeka

2.186.111

2.148.964

+ 7,92

DKV

899.885

911.298

- 5,78

Axa

756.128

737.573

+ 9,65

Allianz

683.008

694.010

- 9,81

Central

494.368

508.990

+ 18,49

Signal

471.871

469.981

- 3,81

Markt

8.919.862

8.863.486

+ 5,51

Quelle: Map-Report 817-819/2012