BaFin: Daten und Ratings zu ESG sind teuer und verbesserungswürdig

In der Finanzwelt wächst das Bewusstsein für nachhaltige Investments. Eine aktuelle Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zeigt, dass Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) das Angebot an Nachhaltigkeitsdaten und -Ratings kritisch sehen.

Dr. Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor für Wertpapieraufsicht und Asset Management bei der BaFin, erläutert im Interview mit dem BaFinJournal die Bedeutung aussagekräftiger Nachhaltigkeitsdaten und die Herausforderungen im Umgang mit diesen Informationen. Dr. Pötzsch betont, dass die BaFin bei der Zulassung neuer Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsbezug strenge Kriterien anlegt. Ein Fonds muss mindestens 75 Prozent nachhaltige Assets enthalten oder eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen, um als nachhaltig anerkannt zu werden. Dieser Ansatz spiegelt die Ernsthaftigkeit wider, mit der die BaFin und die europäischen Behörden das Thema Nachhaltigkeit angehen.

Glaubwürdigkeit und Effektivität von Green Investments

Ein zentraler Punkt ist die Forderung nach nachhaltiger Transparenz. Dr. Pötzsch erläuterte, dass Produkte, die als ökologisch oder sozial beworben werden, regelmäßig Auskunft darüber geben müssen, inwieweit die Nachhaltigkeitsziele erreicht wurden. Die Herausforderung des Greenwashing, also der irreführenden Bewerbung von Produkten als nachhaltiger als sie sind, wird als Risiko für die Transformation der Wirtschaft und als Grund für die Notwendigkeit klarer Regeln hervorgehoben.

Die BaFin-Studie zeigt, dass viele Asset Manager mit den derzeit verfügbaren ESG-Daten und -Ratings unzufrieden sind. Dr. Pötzsch kritisiert die mangelnde Transparenz der Daten- und Ratinganbieter und fordert eine klarere Darstellung ihrer Bewertungsmethoden. Positive Schritte zur Verbesserung der Situation sieht er im geplanten europäischen Datenportal ESAP und in den Verordnungsentwürfen der EU-Kommission zu ESG-Ratings.

Abschließend rät Dr. Pötzsch den KVGen und Asset Managern, die verfügbaren ESG-Daten und -Ratings kritisch zu hinterfragen. Er betont, wie wichtig es ist, zu verstehen, was diese Daten darstellen und was nicht. Da es derzeit keinen etablierten Marktstandard gibt, müssen KVGen und Asset Manager selbst beurteilen, inwieweit die Methoden externer Anbieter ihren Anforderungen entsprechen.

Die Studie der BaFin verdeutlicht die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Kapitalmanagement und unterstreicht die Notwendigkeit von Transparenz, klaren Regeln und einer kritischen Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsdaten und -ratings, um die Glaubwürdigkeit und Effektivität von Green Investments zu gewährleisten.