Geldanlage nach Schumpeter: Warum die Mehrheit der Anleger falsch liegt

Im Podcast "Wie Profis investieren" gibt Dr. Johannes Mayr vom Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz Einblicke in eine ungewöhnliche Anlagestrategie. Er setzt auf die Theorien des österreichischen Ökonomen Josef Schumpeter und sieht das Ende der ETF-Dominanz voraus. Seine konkreten Tipps für erfolgreiches Investieren fasst er in 3 goldenen Regeln zusammen.

Der Weg vom Politikberater zum Kapitalmarktexperten

Dr. Mayr beschreibt seinen ungewöhnlichen Werdegang vom IFO-Institut, wo er die Bundesregierung bei Wachstumsprognosen beriet, hin zum Asset Management. Die Finanzkrise 2008 war für ihn ein Wendepunkt: "Die ökonomischen Modelle bieten sehr viel, aber ein ganz zentraler Bereich der Wirtschaft - der Kapitalmarkt - war völlig unterbelichtet. Das war einer der Gründe, warum viele Ökonomen die Krise nicht kommen sahen."

Diese Erkenntnis trieb ihn dazu, sich intensiver mit den Kapitalmärkten zu beschäftigen, da diese "ein sehr interessanter, unmittelbarer Spiegel von allem sind, was sich in der Wirtschaft und Politik abspielt."

Die Schumpeter-Strategie: Innovation trifft auf Monopolmacht

Das Herzstück seiner Anlagestrategie basiert auf den Theorien Josef Schumpeters. Mayr erklärt die Mischung aus zwei Unternehmenstypen:

"Wir folgen dem jungen Schumpeter, der auf disruptive Innovation setzt: Kleine, innovative Unternehmen, die bestehende Märkte aufrollen können." Diese Wachstumsunternehmen versprechen Überrenditen, sind aber naturgemäß volatiler.

Gleichzeitig setzen sie auf den älteren Schumpeter: "Etablierte, monopolartige Unternehmen, die ihre Überrendite nicht durch Marktanteilsgewinne erzielen, sondern durch Marktmacht. Sie können Preise über das Marktniveau hinaus anheben."

Warum die Politik durchaus zuhört

Auf die Frage, ob die Politik seinen wissenschaftlichen Rat befolgt habe, gibt Mayr eine differenzierte Antwort: "Die Wahrnehmung, dass Politiker nur im Elfenbeinturm sitzen und Augen und Ohren zuhalten. Da würde ich deutlich widersprechen. Ein erheblicher Teil der Politik versucht sich ein umfassendes Bild zu machen."

Allerdings räumt er ein, dass die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen "eine große Kunst ist, die mal mehr und mal weniger gelingt."

Das Ende der ETF-Ära

In der Zukunft des passiven Investierens sieht er sieht das Ende der ETF-Dominanz bereits eingeläutet: "Die passiven Anlagestrategien haben mit allem gerechnet, aber nicht mit einem drastischen Wechsel der US-Politik und brauchen naturgemäß sehr lange, um sich anzupassen."

Den ETF-Boom vergleicht er mit der Erfindung der Fotografie und deren Auswirkung auf die Malerei: "Maler, die sehr realitätsnah gemalt haben, wurden von der Fotografie getroffen. Die aktiven Maler, die Gefühle und eigene Aspekte in ihre Bilder brachten, sind geblieben und sogar im Wert gestiegen."

Die drei goldenen Regeln für Privatanleger

Mayr gibt konkrete Empfehlungen für Privatanleger:

  1. Selbstreflexion: "Machen Sie sich ihr eigenes Bild und seien Sie sich über ihre eigene Risikopräferenz klar - was sind Sie bereit für eine höhere Rendite als höheres Risiko zu akzeptieren."
  2. Partnerwahl: Einen geeigneten Partner finden, "der die Strategie klar und transparent kommunizieren kann und immer das tut, was er sagt."
  3. Realistische Erwartungen: "Die Zukunft ist unsicher - das kann Ihnen kein Prognostiker sagen. Solche Aussagen sollten Sie mit großer Vorsicht interpretieren."

Antizyklisches Denken als Erfolgsfaktor

Einen besonderen Fokus legt Mayr auf die Bedeutung antizyklischen Handelns: "Wenn es wirklich schwierig aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit überproportional hoch, dass es eher Kaufkurse sind als Verkaufskurse."

Als Negativbeispiel nennt er die Prognosen zu Jahresbeginn: "Ich kann mich gut an die Auftaktveranstaltungen dieses Jahres erinnern - da gab es von vielen Seiten die Aussage: Eine US-Rezession ist unmöglich. Das sind klassische Momente, wo man skeptisch werden sollte."

Das beste Investment: Wissen

Zum Abschluss gibt Mayr einen zeitlosen Rat: "Das beste Investment mit der höchsten Rendite ist die Investition ins eigene Wissen. Bleiben Sie neugierig, informieren Sie sich, glauben Sie nicht alles und bleiben Sie kritisch."

Diese Herangehensweise ermögliche es Anlegern nicht nur, "einen guten Profi auszusuchen, sondern auch die wichtigen Fragen mit ihm zu diskutieren."

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