Die deutsche Wirtschaft ist "eher noch bettlägeriger geworden", und Kanzler Friedrich Merz steht vor einer Woche voller Herausforderungen. Während jedes dritte Unternehmen für 2026 Stellenabbau plant, jagt ein Wirtschaftsgipfel den nächsten, doch konkrete Ergebnisse lassen auf sich warten. Gleichzeitig beginnt im Bundestag die heikle Corona-Aufarbeitung, und Deutschland versucht, seine diplomatische Rolle im Nahost-Konflikt wiederzufinden. Der POLITICO Berlin Playbook Podcast analysiert die aktuelle Wirtschaftspolitik.
Der Kanzler als Getriebener
Friedrich Merz, der als Oppositionsführer noch vollmundig verkündete, man müsse nur "ein bisschen in die Hände spucken, um das Bruttosozialprodukt zu steigern", sieht sich nun mit der harten Realität konfrontiert. Die Einschläge kommen immer näher: Eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass 2026 jedes dritte Unternehmen Stellenabbau plant.
Rasmus Buchsteiner analysiert im Podcast die angespannte Lage: Der Kanzler dürfe jetzt "nicht nur Ankündigungskanzler sein". Für Mittwoch ist ein "Entlastungskabinett" geplant, allerdings ohne echte finanzielle Entlastungen. Stattdessen sollen Bürokratiekosten in Milliardenhöhe abgebaut werden. Nach dem Autogipfel mit "übersichtlichen Ergebnissen" folgt nun der Stahlgipfel, bei dem über europäische Strafzölle gegen China und einen Industriestrompreis diskutiert wird.
Corona-Aufarbeitung: Zwischen Versöhnung und Konfrontation
Die Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung unter Leitung von Franziska Hoppermann (CDU) steht vor der schwierigen Aufgabe, "Gerechtigkeit und Versöhnung" zu schaffen. Im 200-Sekunden-Interview betont Hoppermann, dass die Kommission bewusst als Format gewählt wurde, um "auch nach vorne zu gucken" - im Gegensatz zu einem reinen Untersuchungsausschuss.
Die Rolle von Jens Spahn gerät ins Blickfeld, der sich laut Hoppermann "für jedes Gespräch zur Verfügung steht". Die umstrittene Maskenbeschaffung wird am 15. Dezember Thema sein, wenn sich die Kommission mit dem Krisenvergaberecht beschäftigt. Die AfD lädt Experten wie Stefan Homburg ein, was gegen eine schnelle Konsensfindung spricht.
Deutschland zurück am Verhandlungstisch in Nahost?
Nach monatelanger Funkstille zwischen Berlin und Jerusalem haben Friedrich Merz und Benjamin Netanyahu wieder miteinander telefoniert. Hans von der Burchard sieht darin ein positives Signal: "Es ist auf jeden Fall jetzt wieder jemand, mit dem Netanyahu sprechen möchte."
Allerdings bleiben die Spannungen spürbar. Während Merz auf ausreichende humanitäre Hilfe für Gaza drängt, beharrt Netanyahu auf der Übergabe der sterblichen Überreste der Geiseln durch die Hamas. Deutschland versucht, seine diplomatische Rolle im Nahost-Friedensprozess wiederzugewinnen, nachdem das Land zeitweise "ziemlich draußen war" und alles über Trump lief.
Ausblick auf eine entscheidende Woche
Die kommende Woche wird für Kanzler Merz zur Bewährungsprobe. Zwischen Länderbesuchen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sowie der Reise zur Klimakonferenz COP30 in Brasilien muss er konkrete Lösungen für die Wirtschaftskrise liefern. Zusätzlicher Druck kommt vom Koalitionspartner mit einem Forderungskatalog zur Sicherung von Industriearbeitsplätzen.
Gleichzeitig warnen Experten vor steigenden Sozialversicherungsbeiträgen: 2028 wird ein "großer Beitragssatzsprung" in der Rente erwartet. Die Sozialstaatskommission soll noch vor Weihnachten Ergebnisse präsentieren - deutlich früher als geplant.
            
                


            
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