Der vollständige Wegfall der Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen würde die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen auf Einfamilienhäusern erheblich verschlechtern. Das Ende der Förderung hat nun Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ins Spiel gebracht.
Eine Berechnung von Finanztip zeigt: Für einen Haushalt mit niedrigem Stromverbrauch verlängert sich die Zeit, bis sich eine Anlage mit Stromspeicher amortisiert, von 17 auf über 31 Jahre. Für viele Haushalte könnte sich die Investition deutlich später als bislang rechnen. Bei niedrigen Verbräuchen dauert es doppelt so lange, bis die Anlage sich bezahlt gemacht hat – oder es klappt gar nicht mehr.
Eine Frage von Eigenverbrauch und Anschaffungskosten
„Ohne Einspeisevergütung lohnt sich eine PV-Anlage vor allem noch mit Stromspeicher und bei hohem Eigenverbrauch“, so Benjamin Weigl, Energieexperte bei Finanztip. „In diesen Fällen kann ein Großteil des erzeugten Stroms direkt im Haushalt genutzt werden. Das spart hohe Stromkosten, der Wegfall der Vergütung fällt weniger ins Gewicht. Selbst dann sind jedoch günstige Anschaffungskosten wichtig, wie wir sie in unseren Berechnungen unterstellt haben.”
Wer heute Strom mit seiner Photovoltaik-Anlage, kurz PV-Anlage, in das Netz einspeist, bekommt 20 Jahre lang eine feste Vergütung. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) stellte die Förderung in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen nun infrage: „Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung”, so die Ministerin.
Mehr als 23 statt 11,6 Jahre: Amortisationszeit verdoppelt sich
Wie der unabhängige Geldratgeber Finanztip nun berechnet hat, amortisiert sich eine typische 10-kWp-Anlage mit 10-kWh-Stromspeicher in einem Beispielhaushalt mit hohem Stromverbrauch von 8.000 kWh jährlich (Haushalt, Wärmepumpe, E-Auto) derzeit in rund 13 Jahren. Ohne Einspeisevergütung verlängert sich diese Zeit auf über 17 Jahre. Die Amortisation einer Anlage ohne Speicher würde sich sogar von 11,6 auf mehr als 23 Jahre verlängern – und damit mehr als verdoppeln.
Finanztip hat bei der Berechnung sämtliche Kosten berücksichtigt: den Anschaffungspreis für PV-Anlagen, Betriebskosten, Smart Meter, Steuerbox sowie Vergünstigungen nach §14a EnWG. Dabei wurde die Einspeisevergütung von derzeit 7,86 Cent pro Kilowattstunde komplett auf null gesetzt.
Rentabilität sinkt bei geringem Stromverbrauch stark
Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von nur 3.000 kWh erhöht sich die Wirtschaftlichkeitsdauer bei derselben Anlage mit Speicher von 17 auf über 31 Jahre. Ohne Speicher amortisiert sich die PV-Anlage bei Wegfall der Einspeisevergütung gar nicht mehr.
Finanztip rät, dass sich eine PV-Anlage spätestens innerhalb von 20 Jahren wirtschaftlich rechnen sollte. Im Falle eines kompletten Wegfalls der Einspeisevergütung könnten Anlagenbetreiber den eingespeisten Strom zwar theoretisch selbst am Strommarkt verkaufen. „Allerdings fehlen bei kleinen PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern derzeit oft die technischen Voraussetzungen und passenden Dienstleister – so dass dies aktuell keine echte Option ist”, so Finanztip-Experte Weigl.
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