Signa-Pleite: Finanzberater, D&O und 3 Milliarden Versicherungsanlage

In der Januarausgabe des österreichischen Magazins „trend“ wird der Tiroler Unternehmer René Benko vorgestellt. Er hat sich durch seinen eigenwilligen Geschäftsstil einen Namen gemacht. Seine Karriere als Verkäufer von Finanzprodukten begann er damit, Kunden in geliehenen Luxusautos zu beeindrucken. Diese Taktik behielt er bei, nur dass er später Yachten, Luxusbüros und Flugzeuge einsetzte, um Geschäfte anzubahnen. Benkos Streben nach immer größeren Deals führte schließlich zu exzessiven Risiken und zum finanziellen Zusammenbruch seines Unternehmens Signa. Eine Entwicklung, die in der Maklerwelt mehr als bekannt sein dürfte, den Älteren dürfte der Name Schmidt-Tobler noch etwas sagen, die jüngere Generation erinnert sich an MEG.

Das Titelbild zeigt die Elbphilharmonie in Hamburg. Bei dieser Immobilie ist der Ärger über die Kostenexplosion inzwischen verflogen. Immerhin ist das Konzerthaus mit 800 Millionen Euro zehnmal so teuer geworden wie geplant.

Der Zusammenbruch von Signa hat nicht nur wegen seines enormen Volumens, sondern auch wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen weitreichende Konsequenzen. Der Finanzminister und Bundeskanzler Österreichs geraten unter politischen Druck, da sie enge Verbindungen zu Benko hatten. Auch der deutsche Bundeskanzler stand in direktem geschäftlichen Kontakt: Als damaliger Bürgermeister der Stadt Hamburg lobte Olaf Scholz bei Vertragsabschluss die Finanzkraft und das A+ Rating von Signa.

Die Insolvenz wirkt sich auch negativ auf den Immobilienmarkt aus, der bereits durch hohe Zinsen und die Zurückhaltung institutioneller Käufer geschwächt ist. Projektentwickler haben es nun noch schwerer, Kapital zu beschaffen, und die Bereitschaft, in Immobilienanleihen zu investieren, ist gesunken. 

Die weiteren zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen für das Signa-Management, die Aufsichtsräte und René Benko selbst sind noch unklar. Der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi fordert bereits eine Milliarde Euro von Signa zurück.

Die Bild hat eine Übersicht der Gläubiger veröffentlicht. Darunter sind natürlich auch einige Versicherer:

  • Allianz:   300 Mio. Euro
  • HanseMerkur:   15 Mio. Euro
  • LVM:   300 Mio. Euro
  • Münchner Rück:   700 Mio. Euro
  • R+V:   386 Mio. Euro
  • Signal-Iduna:   913 Mio. Euro
  • Stuttgarter:   15 Mio. Euro
  • VKB:   64 Mio. Euro
  • Zurich:   2 Mio. Euro

Die Insolvenz stellt für Versicherer ein doppeltes Problem dar: Sie erleiden finanzielle Verluste sowohl als Investoren als auch als Versicherer der Managerhaftpflicht. Wie die Süddeutsche berichtet, gelten von den drei Milliarden Euro der Versicherer mindestens 1,3 Milliarden Euro als nachrangige Darlehen, die wahrscheinlich vollständig verloren gehen.

In der D&O Versicherung über 105 Mio. Euro übernimmt die AIG die Grunddeckung bis 20 Millionen Euro, darüber hinausgehende Schäden werden von Versicherern wie Dual, Markel, Berkley, Allianz, Tokio Marine, Starr, Alta Signa und Uniqa übernommen. Solche Fälle enden oft mit einem Vergleich, der alle beteiligten Versicherer einschließt. Der Fall Benko wird viele Unternehmen auf dem internationalen Versicherungsmarkt betreffen, allerdings mit überschaubaren Beträgen für die einzelnen Unternehmen.

Die Signa-Insolvenz wird voraussichtlich Auswirkungen auf den gesamten D&O-Markt haben, den Trend sinkender Preise möglicherweise verlangsamen und den Konflikt zwischen Versicherern und Industrie verschärfen. Der Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) wirft dem GDV vor, die Preise künstlich in die Höhe zu treiben, während der GDV vor den Folgen steigender Insolvenzzahlen warnt.

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