Manuela Rabener, Mitgründerin von Scalable Capital und ehemalige BCG-Partnerin, hat ihren Beraterjob aufgegeben und startet mit Cornus Holding neu durch. Im Finance Forward Podcast erklärt sie ihre Strategie: In den nächsten Jahren will sie 20 bis 30 deutsche Mittelständler übernehmen, die keinen Nachfolger finden. Das Ziel sind Firmen mit 1 bis 3 Millionen Euro EBITDA.
Keine Sammlung von Tierarztpraxen
Anders als bei Vertical Roll-ups kauft Rabener bewusst branchenübergreifend. "Wir sind kein sogenanntes Vertical Roll-up. Wir kaufen jetzt nicht zum Beispiel 30 Tierarztpraxen", erklärt sie das Konzept. Die Firmen sollen eigenständig weiterlaufen und langfristig gehalten werden. Ein Beispiel aus ihren Gesprächen: Eine Firma für Pumpen-Reparaturen bei Industriekunden, wo "innerhalb von einer Stunde 200.000 Euro an Wert verloren" gehen können, wenn kritische Anlagen ausfallen.
Die Holding-Struktur unterscheidet sich von klassischen Search Funds: "Wir sammeln selber Geld ein von unseren Investoren und wir wollen die Firmen, die wir kaufen, dann auch langfristig halten." Für Seed-Investoren peilt Rabener einen zehnfachen Return in zehn Jahren an.
Digitalisierung gegen Personalengpässe
Rabeners Ansatz zielt nicht darauf ab, bestehende Geschäftsmodelle zu revolutionieren. "Wir würden uns gar nicht einbilden, dass wir immer alles besser können", sagt sie über gut geführte, profitable Firmen. Stattdessen sollen Digitalisierung und KI helfen, Wachstumshürden zu überwinden. Viele Geschäftsführer berichteten: "Ich könnte noch mehr wachsen, wenn ich noch mehr qualifiziertes Personal finden würde."
Die Lösung sieht sie in der Produktivitätssteigerung bestehender Teams durch moderne Tools - von Personalverwaltung über Marketing bis hin zu Business Intelligence. Zusätzlich plant sie ein Netzwerk von Experten und regelmäßigen Best-Practice-Austausch zwischen den Portfolio-Firmen.
Warum Berater zu Käufern werden
Search Funds werden bei Beratern immer populärer. Rabener erklärt das mit der Frustration über langsame Entscheidungsprozesse: "Die meisten Leute, die gehen, gehen deswegen, weil sie frustriert davon sind, dass viele der großen Kunden nicht besonders entscheidungsfreudig sind." Das Modell biete die Möglichkeit zu gestalten, aber mit geringerem Risiko als bei Startup-Gründungen.
Mit Volker Hichert, Mitgründer der deutschen Private Equity-Szene, hat sie einen erfahrenen Beiratsvorsitzenden gewonnen. Die Finanzierung erfolgt über Friends and Family, Unternehmer und Private Equity-erfahrene Investoren.
Themen im Fintech-Markt sind durch
Rückblickend auf ihre Fintech-Karriere sieht Rabener den europäischen Markt als weitgehend erschlossen: "Die klassischen großen Themen im Bereich Finanzen sind durch." Chancen sieht sie noch im B2B-Bereich, etwa bei Tools für Finanzberater, sowie in anderen Ländern wie Marokko.
Trotz des Erfolgs von Neo-Brokerage glaubt sie weiterhin an Robo-Advisory: "Für die meisten Leute ist ein Robo-Advisor die richtige Lösung." Das Problem liege nicht am Angebot, sondern daran, dass "viele Leute das Thema Geldanlage langweilt".
Marktstart und die ersten Deals
Rabener und ihr Team befinden sich bereits in konkreten Gesprächen mit Verkäufern. Für 2027 ist eine erste Zwischenbilanz geplant - bis dahin sollen die ersten Übernahmen abgeschlossen und erste Erfahrungen mit dem Serial Acquirer-Modell gesammelt sein.
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