Im Versicherungspodcast "Lachsblau" diskutiert Moderator Martin Morgenstern mit drei Experten über die unterschätzte Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes. Milan Jarosz von DMB Rechtsschutz, Fachanwalt Norman Wirth und Tobias Niendieck von Insurancy beleuchten das Thema aus verschiedenen Perspektiven.
Vom Privatkundenprodukt zum Gewerbebedarf
Die DMB Rechtsschutz hat ihre Wurzeln im Privatbereich, wie Milan Jarosz erklärt. Dennoch betont er die Wichtigkeit für Gewerbetriebe: Ein kleiner Handwerksbetrieb mit drei oder vier Mitarbeitern steht vor denselben rechtlichen Herausforderungen wie ein Privatmensch.
Das größte Problem sieht Jarosz in der mangelnden Bekanntheit. "Wenn wir denen erzählen, dass wir auch Gewerberechtsschutz, also Firmenrechtsschutz machen, dann gucke ich erst mal in große Augen" Die Herausforderung besteht darin, das Thema so zu transportieren, dass es beim Kunden ankommt und den Nerv trifft.
Wachsende Bedeutung in der Beratungspraxis
Tobias Niendieck beobachtet in seiner täglichen Arbeit eine deutliche Veränderung. Bei Selbstständigen entwickelt sich der Rechtsschutz zum Standardprodukt. "Das gewinnt sehr stark an Bedeutung", stellt er fest. Viele Anfragen kommen von Unternehmen, die ursprünglich wegen anderer Versicherungen anfragen, dann aber auch den Rechtsschutz abschließen.
Der entscheidende Unterschied zum Privatbereich liegt in der fehlenden Kontrolle. Während Privatpersonen bestimmte Risiken durch ihr Verhalten vermeiden können, haben Unternehmen "wenig Spielraum" bei dem, was auf sie zukommt. Die Prämien sind dabei besonders für kleine und mittelständische Unternehmen durchaus erschwinglich.
Risikomanagement statt Bauchgefühl
Milan Jarosz bringt seine Erfahrung aus der Industrieversicherung ein und erklärt den professionellen Umgang mit Risiken. Große Unternehmen kaufen Versicherungen nicht emotional, sondern nach rationaler Risikoanalyse. Der Malermeister mit seinen Gesellen ist jedoch "kein BWLer" und hat wissenstechnisch keinen Vorsprung gegenüber Privatkunden.
Die Krux liegt darin, Produkte zu entwickeln, die existenzbedrohende Risiken absichern, ohne durch Frequenzthemen die Prämien unnötig zu erhöhen. "Die sauber abzusichern, ohne dafür so Frequenzthemen einzubauen, die so nachher die Prämien nach oben ziehen", beschreibt Jarosz die Herausforderung.
Digitalisierung als Chance
Die Diskussion zeigt deutliche Defizite bei der Digitalisierung auf. Norman Wirth berichtet von frustrierenden Erfahrungen mit veralteten Systemen. "Das war ein PDF, das man noch nicht mal anklicken konnte. Also das war quasi schlimmer als Papier", beschreibt er die Rückständigkeit mancher Versicherer.
Gleichzeitig sehen alle Beteiligten große Chancen in der Digitalisierung. Online Portale, KI gestützte Beratung und vereinfachte Prozesse könnten die Akzeptanz deutlich erhöhen. Tobias Niendieck plädiert für weniger Komplexität: "Wenn Dinge zu kompliziert sind, dann werden sie nicht gemacht." Er sieht in der Vereinfachung durch Digitalisierung die Chance, dass Kunden nicht nur die Verkehrsrechtsschutz abschließen, sondern umfassenden Schutz wählen.
Wünsche für die Zukunft
Die Experten formulieren klare Erwartungen an die Branche. Norman Wirth wünscht sich ein besseres Miteinander zwischen Anwälten und Versicherern. "Dass die Anwaltschaft von den Rechtsschutzversicherungen nicht als Gegner betrachtet wird", fordert er einen Perspektivwechsel. Es gehe schließlich um die gemeinsamen Kunden und deren Interessen.
Milan Jarosz sieht besonderen Entwicklungsbedarf bei der Beratungsqualität. Makler müssten besser geschult werden, um die verschiedenen Bausteine verständlich zu erklären. Die Vergleichbarkeit der Produkte müsse verbessert werden, besonders bei neueren Features wie Cyber Schutz.



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