GKV-Wahltarife als Ausweg aus der Kostenexplosion

Die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verschlechtert sich weiter. Experten prognostizieren für 2025 einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent, was einem Anstieg um 0,8 Prozentpunkte entspricht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnet das deutsche Gesundheitssystem als das „teuerste in Europa“ und fordert dringend Reformen zur Steigerung der Effizienz. Die Versicherten suchen verstärkt nach kostengünstigen Alternativen wie Wahltarifen mit Selbstbehalten, Beitragsrückerstattungen oder Bonusprogrammen.

GKV Wahltarife im Test Focus Money 46 2024

Focus Money hat verschiedene Wahltarife und Kombitarife untersucht: Die besten Tarife für gesetzlich Versicherte, die durch Eigenverantwortung oder den Verzicht auf bestimmte Leistungen Prämien erhalten. Der Test berücksichtigte verschiedene Einkommensklassen und bewertete Aspekte wie Prämienhöhe, Risiko für die Versicherten und Flexibilität der Tarifgestaltung.

Krankenkassen mit Gesamtnote „Sehr Gut“

  • AOK Hessen, IKK classic, und Techniker Krankenkasse gehören zu den Spitzenreitern mit attraktiven Prämien und hohen Vorteilsindizes. Diese Kassen bieten sowohl Prämienmodelle als auch flexible Selbstbehalttarife, die besonders für höhere Einkommensklassen vorteilhaft sind.
  • SECURVITA Krankenkasse und vivida bkk glänzen durch Bonuskombinationen, die in allen Einkommensklassen ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis bieten.

Innovative Wahltarife:

  • Die AOK Hessen bietet beispielsweise den AGIDA-Tarif ohne Einkommensbeschränkung und 100 % Vorteilsindex an.
  • Der DAK Fit & Travel Tarif und energie-BKK BudgetPlus ermöglichen individuelle Prämien durch flexiblen Selbstbehalt, was sie für bestimmte Zielgruppen attraktiv macht.

Top-Kombinationen aus Selbstbehalttarifen und Bonusprogrammen:

  • Krankenkassen wie die IKK classic und HEK – Hanseatische Krankenkasse bieten Kombinationen, die besonders hohe Prämien und Boni über drei Jahre hinweg generieren können.

Selbstbehalttarife bieten den Versicherten Prämien, wenn sie keine oder nur geringe Kassenleistungen in Anspruch genommen wurden. Bewertet wurde das Verhältnis von Prämie und maximalem Selbstbehalt. Erstattet eine Krankenkasse im Maximalfall die gesamte Prämie, erhält sie eine Bewertung von 100 Punkten. Beispielsweise erreicht die AOK Hessen in der Einkommensgruppe bis 1.000 Euro eine Prämie von bis zu 270 Euro und erhält die Gesamtnote „sehr gut“.

Beitragsrückerstattungstarife belohnen Versicherte, die ein Jahr lang keine ärztlichen Leistungen in Anspruch nehmen. Die maximale Prämie beträgt bis zu 600 Euro. Versicherte müssen abwägen, ob sie auf Kassenleistungen verzichten können, um die Rückerstattung zu erhalten. Sehr gut schnitten im Test die IKK classic und die SECURVITA Krankenkasse ab, die im Durchschnitt 120 Prozent der theoretisch möglichen Erstattung anboten. Insbesondere die SECURVITA Krankenkasse erreichte mit 157 Prozent einen hohen Gesamtwert über alle Einkommensklassen hinweg und ist damit eine attraktive Wahl für Prämienjäger.

Kombinationsangebote, die Prämien aus Beitragsrückerstattungs- und Selbstbehalttarifen sowie Bonusprogrammen kombinieren, bieten die größten finanziellen Anreize, erfordern aber eine strategische Auswahl. SECURVITA und IKK classic erzielten mit über 150 Prozent die höchsten Werte in dieser Kategorie und stellen damit eine attraktive Option dar.

Die Kombination solcher Tarife erfordert jedoch eine genaue Prüfung des individuellen Gesundheitsrisikos, da Versicherte bei häufigen Arztbesuchen die Prämienvorteile schnell verlieren können. Die Tester betonen: "Das Nonplusultra bei den Wahltarifen der Krankenkassen ist die Kombination aus Selbstbehalt, Beitragsrückerstattung und Bonusprogramm. Wer sich für dieses Modell entscheidet, kann eine Prämie von bis zu 900 Euro erhalten, sofern keine relevanten Kassenkosten anfallen."

Die aktuelle Ausgabe 46 von Focus Money ist am Kiosk erhältlich. Der Preis beträgt 5,20 Euro.

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