Digitales Maklerbüro: Wie Technik morgen Erfolg bringt

Der Arbeitskreis Beratungsprozesse hat zum 31. Webstammtisch eingeladen und mit Branchenexperten über aktuelle Entwicklungen in der Versicherungstechnik diskutiert.

Bereits nächste Woche findet eine weitere Veranstaltung zu Maklerprozessen statt. Am 1. Juli 2025 findet von 10 bis 12 Uhr das kostenlose BVK-Online-Maklerforum statt, bei dem zwei Makler aus ihrem praktischen Alltag berichten – von KI-gestützter Beratung bis Prozessautomatisierung. Details und Anmeldelink stehen unten.

 

Der GDV-Datenstandard wird eingestellt

Eine Erkenntnis vom jüngst durchgeführten BiPRO-Tag der Branche betrifft den langjährigen GDV-Datenstandard: "Der GDV-Datenstandard ist tot. Er wird nicht weiter gepflegt werden." Die Concordia stellt ihre GDV-Daten ein und wechselt zu BIPRO-Schnittstellen. Das verheißt für die Zukunft zwar bessere Daten für die Kunden- und Vertragsdaten, für MVP-Hersteller bedeutet dies jedoch zusätzliche Entwicklungskosten ohne entsprechende Mehreinnahmen.

Marcel Baumgras von meinMVP erläuterte die Herausforderungen: „Wir haben Roadmaps aufgestellt, in denen wir unsere Entwicklungen priorisiert haben. Das können wir nicht einfach über den Haufen werfen.“ Er erfuhr erst durch einen Makler von der Abschaltung, da die Concordia den MVP-Hersteller zunächst nicht informiert hatte. Da die Concordia jedoch die siebengrößte Gesellschaft bei MeinMVP ist und ein wichtiger Partner der Makler darstellt, musste die Umsetzung trotz des geringen Vorlaufs für die Umstellung in die Planung aufgenommen werden.

BIPRO-Hub: Lange Entwicklungszeit für etablierte Funktionen

Der BIPRO-Hub soll als neutrale Plattform den Datenaustausch zwischen Versicherern und Maklern vereinfachen. Thomas Beckmann, BiPRO-Experte bei b+m Informatik, wies jedoch auf zeitliche Aspekte hin: „Man geht davon aus, dass der Hub in etwa fünf Jahren das leisten kann, was die meisten anderen Dienstleister heute schon können.

Robert Schmidt von vfm ordnete die Entwicklung für sein MVP-System Keasy wie folgt ein: „Für uns ist der BIPRO-Hub jetzt kein akuter Grund zur Freude, sondern er baut das nach, was Zeitsprung schon seit Jahren hat.“ Er wies ebenfalls auf die generell hohen Entwicklungsaufwände eines MVP-Herstellers hin, die sich nicht direkt in Form höherer Lizenzkosten beim Anwender umlegen lassen.

Automatisierung: Unterschiedliche Ansätze bei Maklern

Die Teilnehmer berichteten von verschiedenen Automatisierungsstrategien. So automatisiert ein Makler jeden Prozess, „der wiederkehrend ist und länger als drei Minuten dauert”, während ein anderer betonte: „Bei mir kennt die Automatisierung dort eine Grenze, wo die menschliche Servicequalität beim Kunden wahrgenommen wird.

Ein Makler, der über WhatsApp Business „seine 14.000 Kontakte angebunden und komplette TAA-Services über diese Schnittstelle nach draußen gegeben hat“, diente als Beispiel für weitreichende Automatisierung. Er ist auf Kfz spezialisiert und hat von der Tarifberechnung bis zur eVB-Ausgabe alles automatisiert.

Low-Code-Plattformen: Begrenzte Praxistauglichkeit

Die Diskussion über Low-Code-Plattformen zeigte gemischte Erfahrungen. Michael Franke vom Arbeitskreis Beratungsprozesse warnte: „Wer schon einmal ernstzunehmende Prozesse mit Zapier oder Make designen wollte, ist relativ schnell auf dem Boden der Tatsachen gelandet.“

Ist eine Low-Code-Plattform zur Prozessmodellierung Spielkram für Nerds oder ein praktisches Tool für Makler?

Robert Schmidt berichtete aus der Keasy-Praxis: „Ungefähr fünf Prozent der Anwender individualisieren, der Rest nutzt einfach das, was vorgebaut ist.Matti Bargfried vom MVP-System CODie betrachtet die Plattformen pragmatisch: „Das ist für Leute, die einfach Spaß daran haben, damit herumzuspielen. Weil das ist toll und das macht Spaß."

MVP-Markt: Herausforderungen bei der Finanzierung

Die Diskussion über die Zukunft des MVP-Marktes hat strukturelle Probleme verdeutlicht. „Grundsätzlich ist es im MVP-Markt mit den skizzierten Rahmenbedingungen einfach schwierig, dauerhaft Geld zu verdienen“, so Robert Schmidt.

Marcel Baumgras äußerte eine kontroverse These zur Prozessunterstützung durch die Versicherer: „Wenn die Gesellschaften das nicht irgendwann auf die Reihe kriegen, muss der Makler vielleicht auch umdecken.“ Michael Franke hielt dies für eine zu extreme Reaktion: „Umdeckung ist eigentlich der einzige Prozess im Markt, bei dem der Makler kein Geld verdient.“

Wandel der Finanzierungsmodelle

Thomas Beckmann beschrieb die veränderten Marktbedingungen: "Vor 20 Jahren da gab es ein paar große Systeme, die bei einem etwas größeren Marktbüro immer schon fünfstellige Lizenzgebühren hervorgerufen haben. Das ist ja alles ein bisschen auf den Hund gekommen, seit es kostenlose Systeme gibt."

Die Folge: "Alles wird letztlich nur querfinanziert über die Erträge, die über ganz andere Dinge stattfinden, nämlich über Vertrieb", analysierte er.

Ausblick: Weitere Entwicklungen erforderlich

Die Versicherer investieren erheblich in neue Technologien in Form von Bestandssystemen, die MVP-Hersteller kämpfen mit Finanzierungsherausforderungen, um die Systeme auf technischem Stand zu halten. Auch der Makler muss investieren, denn ein unabhängiger Makler braucht unabhängige Systeme und das verursacht halt Aufwand.

Bereits nächste Woche findet eine weitere Veranstaltung zu Maklerprozessen statt: Am 1. Juli 2025 findet von 10 - 12 Uhr das BVK Online Maklerforum statt: Wie Makler ihre Unabhängigkeit mit digitalen Tools sichern und stärken. Zwei Stunden voller Praxiswissen – von KI-gestützter Beratung bis Prozessautomatisierung.

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