Renten auf Kosten der Jungen? Diskussion über Gerechtigkeit.

In einem Interview in der Zeit diskutieren Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und der Vorsitzende der Jungen Union über die aktuelle und zukünftige Ausgestaltung des deutschen Rentensystems. Hier die wichtigsten Aussagen der beiden Gesprächspartner im Überblick:

Johannes Winkel: 32 Jahre, Vorsitzender der Jungen Union. Er studierte in München Jura und arbeitet gerade an seiner Promotion: „Die [Vorschläge der Regierung] sind, um es sehr deutlich zu sagen, ein Anschlag auf die junge Generation. […] ich gehe davon aus, dass ich mindestens bis 70 arbeiten werde.“

  • Keine Zukunftsfähigkeit des Rentensystems: Winkel sieht nicht nur bei sich, sondern bei seiner gesamten Generation erhebliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des deutschen Rentensystems. Aus dem Zweifel wird Resignation.
  • Schlechte Regierungspolitik: Die Vorschläge der Regierung wertet er als "Anschlag auf die junge Generation" und wirft der Ampel-Regierung vor, dem demografischen Wandel nicht ausreichend zu begegnen.
  • Belastung der jungen Generation: Die finanzielle Belastung des Rentensystems werde in den kommenden Jahren drastisch steigen. Diese Last müsse fast vollständig von der jüngeren Generation getragen werden.
  • Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands: Aus seiner Sicht schrecken steigende Rentenbeiträge qualifizierte Arbeitskräfte davon ab, nach Deutschland zu kommen, das ohnehin als Hochsteuerland gilt.
  • Gerechtigkeit: Er fordert auch eine Beteiligung der Rentner an der Finanzierung des Rentensystems, um die Lasten gerechter zu verteilen.

Hubertus Heil, 51, ist Bundesminister für Arbeit und Soziales. Zuvor war der SPD-Politiker unter anderem Generalsekretär seiner Partei: „Der gesetzlichen Rente wird seit Jahrzehnten von manchen der Untergang vorhergesagt. Dazu ist es aber nicht gekommen, weil wir unsere Hausaufgaben am Arbeitsmarkt gemacht haben.“

  • Gutes Rentenpaket: Heil lobt das Rentenpaket der Bundesregierung, weil es Sicherheit für heutige und künftige Rentner bringe. Am Beispiel einer Krankenschwester lobt er die finanziellen Vorteile, die sich daraus ergeben.
  • Stabiler Beitragssatz: Der Beitragssatz werde durch die Reform stabilisiert, was durch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung noch verstärkt werde.
  • Höheres Renteneintrittsalter: Er lehnt eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ab und spricht sich für flexiblere Übergänge in den Ruhestand aus.
  • Internationaler Vergleich: Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei den Ausgaben für die Alterssicherung im Mittelfeld, andere Länder haben noch höhere Rentenbeiträge.
  • Soziale Stabilität: Sicherheit im Alter ist Ausdruck von Leistungsgerechtigkeit in der Gesellschaft und damit ein erstrebenswertes Ziel.
  • Ökonomische Tragfähigkeit: Der Bundeszuschuss zur gesetzlichen Rente wird zwar steigen, aus Sicht von Heil kann die deutsche Volkswirtschaft dies aber verkraften.