Wer ist die Finanzwende, für die eine Spitzenjuristin ihre Pension opfert?

Axel Kleinlein ist ein kritischer Versicherungsmathematiker und scharfsinniger Analyst.

Die Finanzwende versteht sich als kritisches und unabhängiges Gegengewicht zur Finanzlobby in Deutschland. Der Verband agiert marktschreierisch, aber mit starken Argumenten, denen die Branche nichts entgegenzusetzen hat. Zuletzt analysierte Axel Kleinlein die Riester-Rente mit einem vernichtenden Ergebnis, das auch die Bild-Zeitung aufgriff.

Nicht nur den GDV greift Finanzwende an und bezeichnet ihn als Spitzenlobbyisten, auch die übrige Finanzwelt wird massiv kritisiert: Die Macht der Schufa müsse eingedämmt werden, die DWS betreibe Greenwashing, die DVAG habe sektenähnliche Strukturen und die EU-Kommission habe bei der Einführung des Provisionsverbots versagt. Und auch bei der Aufklärung des Cum-Ex-Steuerskandals hat sich die Finanzwende zu Wort gemeldet.

Gegründet wurde der Verein von Gerhard Schick, promovierter Volkswirt und ehemaliger Bundestagsabgeordneter. Er legte sein Bundestagsmandat nieder und gründete Finanzwende als Gegengewicht zur Finanzlobby, um für faire, stabile und nachhaltige Finanzmärkte zu kämpfen. Er startete mit fünf Mitarbeitern, inzwischen sind es 25. Finanzwende versteht sich als Bürgerbewegung, agiert aber zielstrebig nach den Vorstellungen ihres Gründers Schick. Dabei stellt sie hohe Anforderungen an die eigene Transparenz. Auch Konflikten mit seiner ehemaligen Partei, den Grünen, geht Schick nicht aus dem Weg. So organisierte Finanzwende 60.000 Unterschriften für die Fortführung der Cum-Ex-Ermittlungen, nachdem der grüne Finanzminister die Ermittlungen torpedieren wollte.

Finanzwende finanziert sich aus den Beiträgen der 7.800 Fördermitglieder und Spenden, die im Jahr 2022 rund 86 Prozent der Einnahmen ausmachten. Umstritten war eine Einzelspende in Höhe von 25.000 Euro, die nach Angaben des Vereins aber keinen Einfluss auf die Organisation hatte.

In jedem Fall ist der Idealismus der Oberstaatsanwältin, für den sie auf ihre Beamtenpension verzichtet hat, sehr hoch einzuschätzen. Sie verließ das sichere Beamtenverhältnis mit einer Pensionsgarantie von 71,75 Prozent der laufenden Bezüge, die sie als 50-jährige Beamtin in 17 Jahren erwarten konnte. 

Die Entscheidung von Anne Brorhilker verdient höchsten Respekt. Der Wechsel von Anne Brorhilker zu Finanzwende ist eine Kampfansage an Finanzkriminelle und ihre Unterstützer. Das muss ein Weckruf sein, die Verfolgung von Finanzkriminalität endlich zur politischen Priorität in Deutschland zu machen.
Gerhard Schick, Finanzwende