Revolutionäre Piratenabwehr: Gewichte gegen Seeräuber

Über einen völlig neuen Ansatz zur Piratenabwehr berichtet das Handelsblatt. Der Erfinder Andreas Golmayer hat im Januar dieses Jahres ein Patent für ein Abwehrsystem angemeldet, das auf dem gezielten Abwurf schwerer Gewichte basiert, um Piraten abzuschrecken oder ihre Schiffe zu zerstören.

Golmayers System sieht auf beiden Seiten des Schiffes eine Schiene vor, auf der eine Abwurfvorrichtung schnell zwischen Bug und Heck bewegt werden kann. Diese Vorrichtung kann mit mehreren 500 Kilogramm schweren Stahlzylindern bestückt werden, die im Falle eines Angriffs automatisch über den Piratenbooten positioniert und abgeworfen werden. Ziel ist es, die Schiffe der Angreifer zu zerstören oder so schwer zu beschädigen, dass diese ihre Angriffe abbrechen müssen. Für die Produktion des Systems will er auf Hochleistungsschienen des Achterbahnherstellers Mack Rides zurückgreifen.

Die Wirksamkeit des rund drei Millionen Euro teuren Systems muss noch bewiesen werden. Derzeit wehren sich Schiffe mehr oder weniger erfolgreich mit Schallkanonen oder Stacheldraht gegen Piratenangriffe, da Schusswaffen an Bord die Einfahrt in nationale Gewässer und Häfen verhindern könnten. Golmayers Innovation könnte eine neue Ära der Piratenabwehr einläuten, insbesondere in Regionen wie dem Golf von Guinea und der Straße von Singapur, wo Piratenangriffe zunehmen. Gespräche mit Versicherern über den Einsatz des Systems zur Risikoprävention haben nach Angaben des Erfinders noch nicht stattgefunden.

Kanonen oder andere Waffen sind auf Handelsschiffen nicht zulässig.

Das Geschäftsmodell Piraterie funktioniert auch dank Versicherungen

Piraterie wie im Golf von Guinea basiert auf einem einfachen Geschäftsmodell. Die Piraten entern ein Schiff, nehmen möglichst viele Besatzungsmitglieder als Geiseln und bringen sie an Land. Dann beginnt ein langwieriger Verhandlungsprozess, bei dem es schlicht um Geld geht. Die Reedereien schließen für solche Fälle Versicherungen ab, und damit geht das Geschäftsmodell der Piraten auf. Für die Reedereien gehört der Versicherungsschutz zu den Zusatzkosten, die sie für die Sicherheit ihrer Schiffe aufbringen müssen, neben der Aufrüstung der Schiffe, der Ausbildung der Besatzung und den Mehrkosten für Ausweichrouten. Um welche Summen es sich dabei handelt, wird nicht öffentlich bekannt gegeben.

Terrorismus ist ein anderes, regional begrenztes Problem

Das aktuelle Problem der terroristischen Angriffe auf Handelsschiffe vor der Küste des Jemen hat eine ganz andere Qualität und ist sicherlich nicht mit Abwurfgewichten zu bekämpfen. Im Dezember 2023 erschütterte der Angriff auf ein Hapag-Lloyd-Schiff die internationale Schifffahrt. Von einer Drohne aus wurden Schüsse auf das Schiff abgefeuert, der anschließende Kamikaze-Absturz der Drohne zwischen den Containern löste ein Feuer aus, das die Besatzung glücklicherweise schnell unter Kontrolle bringen konnte.

Das sind Terrorakte mit Drohnen und Marschflugkörpern, auf die sich die zivile Schifffahrt nicht mehr vorbereiten kann. Als Reaktion haben alle großen Reedereien beschlossen, die gefährliche Route durch das Rote Meer zu meiden.

Lloyd's List sieht internationalen Handel nicht gefährdet

Nach Einschätzung von Lloyd's List, der weltweit führenden Zeitung für die Schifffahrtsindustrie, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass der internationale Handel direkt ins Visier der Terroristen geraten wird. Laut Lloyd's List Intelligence wurden 14 Vorfälle registriert, bei denen Schiffe im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen der jemenitischen Regierung und der Huthi-Rebellengruppe angegriffen wurden. Davon wurden fünf ausländische Schiffe entweder gezielt angegriffen oder erlitten Kollateralschäden, für die die Huthi verantwortlich gemacht werden. Sicherheitsanalysten gehen davon aus, dass die Huthi ihre Ziele sorgfältig auswählen, da sie von der internationalen Gemeinschaft als mehr als nur abtrünnige, nichtstaatliche Akteure wahrgenommen und anerkannt werden wollen. Die Huthis konzentrieren sich eher auf Militärschiffe oder solche, die mit der von Saudi-Arabien geführten Koalition in Verbindung stehen, und gelegentlich auf Öltanker, die sie beschuldigen, jemenitisches Öl zu "plündern".