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28.07.2022 - dvb-Presseservice

Arbeitskreis Beratungsprozesse präsentiert Musterabfrage zu den Nachhaltigkeitspräferenzen

Der Arbeitskreis Beratungsprozesse unterstützt Vermittler:innen mit Tipps und Arbeitsmaterial rund um den Beratungsprozess. Das gilt ab sofort auch für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit. Als ersten Schritt präsentiert er eine Musterabfrage Nachhaltigkeitspräferenzen sowie das Merkblatt Nachhaltigkeit. Weitere Materialien sollen folgen.

Nachhaltigkeit im Beratungsprozess für Versicherungen und Finanzanlagen rechtssicher zu verankern, ist nicht gerade trivial. Komplizierte Gesetzestexte, ausstehende Regulierungsstandards und fehlende ESG-Informationen zu Produkten zählen zu den größten Hürden. Auf EU-Ebene liegen zwar seit wenigen Tagen Hinweise der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA vor, doch diese kommen spät und sind nicht verbindlich. Trotz vieler Fragezeichen: Anfangen lautet das Gebot der Stunde. Das ist zum einen den regulatorischen Vorgaben geschuldet. Zwölf Monate nach ihrer Veröffentlichung tritt die „Delegierte Verordnung (EU) 2021/1257“ pünktlich am 02. August 2022 in Kraft. Sie bringt unter anderem die Pflicht zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen – für Produktgeber und Vermittler von Versicherungsanlageprodukten der dritten Schicht.

Michael Franke, Vorstand des Arbeitskreis Beratungsprozesse e. V., nennt weitere gute Gründe, Kunden zu nachhaltigen Anlagen zu befragen: „Unsere Branche verfügt über mächtige Hebel. Allein die deutschen Erstversicherer steuern Kapitalanlagen von mehr als 1.762 Mrd. Euro. Fließt ein erheblicher Teil davon in nachhaltige Anlagen, ist das ein wichtiger Schritt in Richtung enkelgerechte Zukunft. Wer jüngere Kundinnen und Kunden gewinnen und halten will, kommt an dem Thema nicht vorbei.“

Expertengruppe Nachhaltigkeit (ESG)

Mit Blick auf die Tragweite hat der Arbeitskreis Beratungsprozesse Ende 2021 eine eigene Expertengruppe (EG) Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Sie dient als Plattform für den Austausch und integriert ESG-Aspekte in die Arbeitsunterlagen des Arbeitskreises. „Unsere EG Nachhaltigkeit bringt viele engagierte Köpfe zusammen“, freut sich Franke. Die Vermittlerverbände AfW, BDVM, BVK und Verband der Fairsicherungsläden arbeiteten hier Seite an Seite mit den Maklerverbünden CHARTA und germanbroker.net. Allianz Leben und Itzehoer / Bessergrün steuerten ihr Know-how ebenso bei wie das German Sustainability Network GSN. Besonders positiv bewertet Michael Franke die Mitarbeit erfahrener Makler: „Mit Gottfried Baer, Johannes Brück, Volkmar Haegele und Simon Schäfer bringen gleich vier nachhaltig orientierte Makler ihr Wissen und ihre Praxiserfahrung ein. Ich bin mir sicher: Diese Mischung ist in der Branche beispiellos.“ 

Abfrage Nachhaltigkeitspräferenzen

Rechtzeitig zum 2. August stellt die EG Nachhaltigkeit jetzt erste Ergebnisse vor. „So lang wie nötig, so knapp wie möglich“ lautete das Ziel für den Bogen zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen. Es ist erreicht: Mit nur zwei Schritten können Vermittelnde alle wesentlichen Daten erheben. Kunden haben Gelegenheit, ihre Wünsche zu nachhaltigen Anlagen bei Bedarf zu spezifizieren. Neben der Präferenzabfrage enthält der Bogen umfangreiche Erläuterungen für Vermittelnde. Er ist als „Stand-alone-Lösung“ konzipiert und kann in bestehende Beratungsabläufe integriert werden.

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. „Seit Monaten fährt die Branche beim Thema Nachhaltigkeitspräferenzen nur auf Sicht“, skizziert Sabine Brunotte, Leiterin der EG Nachhaltigkeit, die aktuelle Situation. „Erst jetzt hat die Europäische Versicherungsaufsicht EIOPA Hinweise veröffentlicht - noch nicht einmal zwei Wochen vor Inkrafttreten der Abfragepflicht. Eine verantwortungsvolle Einstimmung auf diese wichtige Zukunftsaufgabe sieht anders aus.”  Verbindlich sind diese Hinweise aber nicht, eröffnet also Interpretationsspielraum. Zudem seien am 2.8.22 wesentliche CSR-Berichtspflichten noch nicht in Kraft, und für vier von sechs Bereichen der Umwelt-Taxonomie fehlten noch technische Regulierungsstandards.

„Wer heute glaubt, die finale Fassung einer belastbaren Präferenzabfrage für Versicherungsanlageprodukte in den Händen zu halten, kann nur irren“, weiß Brunotte.  Der Arbeitskreis Beratungsprozesse werde seine Lösung Schritt für Schritt optimieren: „Wir wissen, dass viele Vermittlerinnen und Vermittler jetzt auf praktikable Arbeitshilfen vom Arbeitskreis Beratungsprozesse warten. Aus diesem Grund liefern wir rechtzeitig zum 2.8.2022 einen ersten Vorschlag. Das hindert uns aber nicht daran, unser Angebot weiter zu verbessern. Mit diesem Ziel sind wir unter anderem mit dem German Sustainability Network GSN im Gespräch”, sagt Sabine Brunotte. Zur Optimierung gehöre auch, praktische Erfahrungen aus Kundengesprächen einfließen zu lassen. 

Merkblatt Nachhaltigkeit

Die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen führt nur dann zum Ziel, wenn Beratene und Berater dieselbe Sprache sprechen. Um das gemeinsame Verständnis zu fördern, ergänzt der Arbeitskreis die Präferenzabfrage um ein "Merkblatt Nachhaltigkeit". Es bietet eine neutrale Einführung in die ESG-Thematik und erläutert die wichtigsten Begriffe rund um nachhaltige Versicherungen und Finanzanlagen. Fragebogen und Merkblatt stehen auf der Downloadseite des Arbeitskreises für Vermittelnde kostenlos bereit. Das Material wird angereichert um Tipps für ein nachhaltiges Maklerbüro.

Alle Unterlagen wurden im Team erarbeitet – dank der vielfältigen Zusammensetzung innerhalb der EG Nachhaltigkeit. „Wir sind für Anregungen und Kritik jederzeit aufgeschlossen“, ermuntert Brunotte. Ziel sei, insbesondere unabhängige Vermittler und Vermittler beim Megathema Nachhaltigkeit bestmöglich zu unterstützen. Der Arbeitskreis Beratungsprozesse rät dazu, den Internetauftritt des Arbeitskreises regelmäßig zu besuchen. Änderungen und Aktuelles werden hier zeitnah eingepflegt.

Die nächsten Schritte

In den nächsten Wochen wird der Arbeitskreis Beratungsprozesse die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in weiteren Arbeitshilfen für Vermittelnde verankern. Darüber hinaus sind im Rahmen eines neuen Veranstaltungsformates digitale Maklerstammtische geplant – selbstverständlich auch zum Themenfeld Nachhaltigkeit/ESG. Die erste Veranstaltung wird am 31. August 2022 stattfinden. Zu den Einzelheiten informiert der Arbeitskreis in seinem regelmäßigen Infobrief. Anmeldungen sind über diesen Link möglich.