Unsachliche Studie? Kleinlein antwortet dem Versicherungsjournal

Britta Langenberg und Axel Kleinlein haben mit ihrer Studie einen Nerv getroffen und entsprechende Resonanz gefunden: „Warum viele Riester-Rentner 99 Jahre alt werden müssten“ titelte der Spiegel, „Zweifel an Altersvorsorge - Kann die Riester-Rente noch lukrativ sein?“ das Nachrichtenportal ntv. Kaum ein Medium, in dem nicht darüber berichtet wurde.

Das konnte absehbar nicht unwidersprochen bleiben. Was nicht ohne Risiko ist, denn Kleinlein ist ausgewiesener Experte und Meinungsmacher zugleich. Seine Artikel fanden schon zu seiner Zeit beim Bund der Versicherten viele Leser und lösten regelmäßig emotionale Reaktionen aus. Und er blieb den Kritikern keine Antwort schuldig.

Im Versicherungsjournal ging Herausgeber Claus-Peter Meyer auf Konfrontationskurs und kommentierte die Studie als einen „nicht sachlichen Diskussionsbeitrag“. Er wirft den Autoren die Verwendung „zweifelhafter“ Produktinformationsblätter (PIB) vor und empfiehlt den Verbraucherschützern die Verwendung „realistischer Kosten und aktueller Tarifdaten“. Insbesondere sollten staatliche Förderungen berücksichtigt werden, um die tatsächlichen Nettokosten zu verwenden.

Wenn PIBs in Frage gestellt werden, wird es interessant. Kleinlein hat als Mathematiker immer sachlich argumentiert und war nie zimperlich im Umgang mit Kritikern. Da ich es immer genossen habe, seine Repliken auf die Kommentare zu seinen Veröffentlichungen zu lesen, musste ich ihn einfach danach fragen:

Wir können die Kritik nicht nachvollziehen, denn wir haben keine überhöhten ausgewiesenen Effektivkosten aus den PIBs herangezogen, wir haben Zulagen angemessen berücksichtigt und einen vernünftigen Tarifstand abgebildet.
Britta Langenberg und Axel Kleinlein


Hier die ausführliche fachliche Antwort der Autoren auf den Kommentar im Versicherungsjournal:

Axel Kleinlein
ist Versicherungsmathematiker und arbeitete in dieser Funktion für die Allianz und als Vorstandsprecher für den Bund der Versicherten. Er ist Gründungsmitglied der Bürgerbewegung "Finanzwende".

Zu den einzelnen Punkten:

Effektivkosten: Der Vorwurf, wir würden mit den im Muster-PIB ausgewiesenen überhöhten Effektivkosten rechnen, ist nicht haltbar. Genau das haben wir nicht getan. Vielmehr haben wir über die Modellrechnungen sehr wohl renditemindernde Effekte berücksichtigt. Das führt im Extremfall sogar dazu, dass wir mit 4,5 Prozent (!) niedrigeren Effektivkosten rechnen als im PIB ausgewiesen.

Die Kritik an den ausgewiesenen Effektivkosten im Muster-PIB richtet sich insoweit weniger an unsere Studie als an die Produktinformationsstelle für Altersvorsorge (PIA) beziehungsweise den Verordnungsgeber.

Zulagen: Selbstverständlich haben wir die Zulagenförderung berücksichtigt. In die Renditeberechnungen gehen alle Ein-und Auszahlungen in den Zahlungsstrom ein - Steuereffekte nicht, da in den Muster-PIBs keine individuellen Modelle erfasst sind. Ausdrücklich haben wir die Zulagen also erfasst.

Im Hinblick auf den Kundennutzen ist das auch angemessen. Denn die Zulagen kommen ja vom Steuerzahler. Und auch der Steuerzahler will, dass mit seinen Geldern vernünftig gearbeitet wird und es dafür einen "Value for Money" gibt. Das prüfen wir mit unserer Studie.

Tarifstand: Klar ist, dass sich in der Produktlandschaft immer wieder etwas tut - nicht nur zum ersten Januar. Die Angebote für Riester- und Rürup-Renten ändern sich mittlerweile laufend, auch unterjährig. Das lässt sich der Linkliste des Bundeszentralamtes für Steuern entnehmen. Insofern gibt es aus unserer Sicht auch keinen Erhebungszeitpunkt, der "am besten" ist.

 

Die Autoren schließen mit dem Hinweis, für „weitere Fragen“ gerne zur Verfügung zu stehen.

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