Verbraucherzentrale warnt vor Campus-Abzocke

Die Verbraucherzentrale Hamburg rät Studenten davon ab, Verträge über Geldanlage- und Versicherungsprodukte abzuschließen, die auf dem Campus angeboten werden. Aus Sicht der Verbraucherschützer gehen diese Produkte in der Regel an den Bedürfnissen der Studenden vorbei, sind unflexibel, intransparent, bringen wenig Rendite und kosten unverhältnismäßig hohe Abschluss- und Verwaltungskosten. Gerade zu Semesterbeginn, aber auch während der Vorlesungszeit, sind Werbestände oder Seminarangebote von Finanzdienstleistern auf dem Campus allgegenwärtig. Ziel der Unternehmen ist es, die Studenten möglichst früh als potenzielle Kundengruppe zu erschließen.

Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Vertriebsmitarbeitenden gezielt Studenten ansprechen und sie mit kostenlosen Seminaren zum Abfassen der Thesis, Bewerbungstraining oder der Anwendung gängiger Software locken. Ist der Kontakt dann einmal hergestellt und das Vertrauen gewonnen, versuchen die Vertriebler ihre Altersvorsorge- und Versicherungsprodukte an die Studenten zu verkaufen.
Sandra Klug, Verbraucherzentrale Hamburg

Verbraucherzentrale Hamburg: Nicht nur wegen Edda Castelló seit 1982 vor allem den Juristen der Finanzdienstleister bestens bekannt.

Die Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert zudem die Praxis der Finanzvertriebe, Versicherungsverträge häufig mit einer viel zu hohen Beitragsdynamisierung zu vermitteln. Die jährliche Beitragserhöhung löst automatisch weitere hohe Provisionszahlungen der Versicherer an die Finanzvertriebe aus. Die dadurch verursachten Abschlusskosten führen dazu, dass solche Verträge auch bei einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren noch negative Renditen erwirtschaften können.

Das Standardprodukt, das Studenten auf dem Campus am häufigsten angeboten wird, ist die Basisrente. Diese wird gerne als Kombination aus Altersvorsorge und Risikoabsicherung wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung verkauft. "Derartige Kombiprodukte maximieren aber nur die Provision der Vermittler. Für Verbraucher ist es dagegen wichtig, die Risikoabsicherung und den Kapitalaufbau voneinander zu trennen. Das Leben und die Erwerbsverläufe sind nicht planbar, schon gar nicht über Jahre und Jahrzehnte", so Klug. "Ein Rürup-Vertrag bindet Vermögen jahrelang auch in Situationen, in denen man sich vielleicht einen flexibleren Umgang mit seinem Geld wünscht, beispielsweise für die Immobilienfinanzierung, eine berufliche Umorientierung oder eigene Kinder."

Die Beratungsfälle der Verbraucherzentralen in ganz Deutschland zeigen: Noch immer werden Studenten nicht bedarfsgerechte Finanzprodukte empfohlen und verkauft - noch dazu auf einem neutralen Boden wie dem Universitätsgelände. Oftmals fällt dies jedoch erst nach Jahren der Einzahlung auf. Daher haben die Verbraucherschützer nun eine bundesweite Informationskampagne gestartet.