KI im Versicherungsbereich: Chance statt Jobkiller

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Podcast der VEMA

Im VEMA TALK Podcast diskutiert Gastgeber Benjamin "Benny" Trimborn mit Thomas Hirsch, VEMA-Vorstand für IT und Digitalisierung, über die Zukunft der künstlichen Intelligenz in der Versicherungsbranche. Thomas Hirsch räumt mit Vorurteilen auf und spricht über praktische Einsatzmöglichkeiten für Versicherungsmakler.

KI als Lösung für den Fachkräftemangel

Thomas Hirsch, seit 12 Jahren bei VEMA und Diplom-Informatiker, sieht in der KI primär eine Chance zur Bewältigung des Personalmangels: "Im Moment haben wir nicht das Problem, dass wir unsere Mitarbeiter zu 100 Prozent auslasten, sondern viele arbeiten ja schon 120 Prozent und mehr." Die KI könne dabei helfen, Aufgaben zu automatisieren, die sich durch klassische Regelwerke als zu fehleranfällig erwiesen haben.

Konkrete Anwendungsgebiete für Makler

Der IT-Experte identifiziert zwei Haupteinsatzbereiche für KI im Maklerbereich: "Der erste Cluster ist Co-Pilot für Microsoft Office Anwendungen, der zweite ist KI für Dokumenten- und Daten-Identifikationen." Konkret bedeutet das: Unterstützung beim Erstellen von Präsentationen und E-Mails sowie das automatische Auslesen wichtiger Informationen aus Kundendokumenten.

„Bevor ich irgendwo KI reinbringe, würde ich die Prozesse erst einmal aufräumen.“

Thomas Hirsch
VEMA

Vorsicht vor blindem Vertrauen

Hirsch warnt jedoch vor übertriebenen Erwartungen: "KI macht momentan nur eine Vorbereitung, sie reduziert - und die Entscheidung sollte man am Ende vermutlich auch noch selbst treffen." Er illustriert die Problematik mit einem Beispiel: Wenn ein KI-System 80 Prozent der Aufgaben korrekt löst und bei 10 Prozent ehrlich sagt, dass es nichts erkennen kann, bleiben problematische 10 Prozent, bei denen das System fälschlicherweise behauptet, alles richtig gemacht zu haben.

Datenschutz und Kosten im Blick behalten

Ein wichtiger Aspekt sind die Betriebskosten: "Zwischen 3 und 10 Cent pro Dokument entstehen an KI-Kosten", erklärt Hirsch. Bei großen Dokumentenmengen wie in der VEMA Postbox entstünden schnell erhebliche Kosten. Zudem mahnt er zur Vorsicht beim Datenschutz: "Informationen, die ich einmal rausgegeben habe, die kann ich nie wieder kontrollieren."

Praktische Einstiegstipps für Makler

Für den Einstieg empfiehlt Hirsch, bei bereits vorhandenen Tools zu beginnen: "Wenn jemand mit Microsoft Office 365 unterwegs ist, dann bietet es sich an, auf den Co-Pilot von Microsoft zu gehen." Dabei sollten Makler jedoch immer prüfen, welche Daten sie preisgeben und diese gegebenenfalls auf ihrer Dienstleisterliste dokumentieren.

Ein Blick in die Zukunft

Trotz aller technischen Möglichkeiten glaubt Hirsch an die Bedeutung menschlicher Interaktion: "Je mehr wir automatisieren und KI-Systeme reinbringen, je höher wird wieder der Hunger, mit einem Menschen reden zu können."

Bonus-Tipp für genervte Hotline-Anrufer

Als kleines Extra verrät der IT-Experte einen Trick für automatisierte Telefonsysteme: "Wenn ich irgendwo bei einer Hotline anrufe und mich durch diesen Wahlcomputer durchklicken muss, dann singe ich die ganze Zeit und dann weiß das System nicht mehr, was es tun muss und schaltet mich zu einem Mitarbeiter durch."

Die VEMA arbeitet bereits an verschiedenen KI-Projekten, hält sich aber mit konkreten Ankündigungen zurück. Hirsch betont die kritische Evaluation verschiedener Ansätze - von Open Source über Cloud-basierte Systeme bis hin zu Software as a Service.

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