Die Stunde Null, der Podcast mit den Gastgebern Nils Kreimeier und Martin Käble behandelt in dieser Folge zwei zentrale Wirtschaftsthemen: Die Auswirkungen des Nahost-Konflikts auf die Ölpreise und die überraschende Renaissance der Elektroautos in Deutschland. Während Tesla dramatisch einbricht, feiern deutsche Autobauer wie Volkswagen und BMW ein beeindruckendes Comeback im E-Auto-Segment.
Ölpreise unter Druck: Nahost-Konflikt als Preistreiber
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran sorgt für nervöse Märkte. "Von 60 auf 75 Dollar" - so beschreibt Kreimeier den Preisanstieg für ein Fass Rohöl seit Anfang Juni. An deutschen Tankstellen macht sich das bereits bemerkbar: "Für einen Liter Super zahlt man im Moment etwa 5 Cent mehr als noch Anfang Juni."
Paradoxerweise ist der globale Ölmarkt eigentlich gut versorgt. "Es wird mehr Öl gefördert als gebraucht wird", erklärt Kreimeier. Der Iran trägt nur etwa 4 Prozent zur weltweiten Ölförderung bei. Das Problem liegt woanders: Sollte die strategisch wichtige Straße von Hormuz blockiert werden, "durch diese kleine Meerenge werden normalerweise etwa ein Fünftel des global gehandelten Erdöls transportiert."
Elektroautos: Vom Krisenkind zum Hoffnungsträger
Die wirkliche Überraschung liefert der deutsche Elektroautomarkt. Nach dem Wegfall der staatlichen Förderung Ende 2023 prophezeiten viele das Ende des E-Auto-Booms. Doch das Gegenteil ist eingetreten. "Wir sind jetzt bei ungefähr 18 Prozent in Deutschland im Mai", berichtet Auto-Experte Lutz Meier von Capital über den Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen.
Besonders bemerkenswert: Traditionelle Verbrenner verlieren massiv an Boden. "Fast ein Viertel weniger jeweils Diesel- und Benzinautos werden heute verkauft als im Vorjahr", so Meier. "Der Markt wird nach oben gezogen durch Elektro im Augenblick."
Deutsche Hersteller schlagen zurück
Während Tesla dramatisch abstürzt - in Deutschland um 35 Prozent, in manchen Märkten sogar um 60 Prozent - profitieren deutsche Hersteller vom Wandel. Volkswagen kann "seine Marktmacht ausspielen", BMW setzt "enorm viele Elektroautos" ab. Nur Mercedes hinkt etwas hinterher.
Die Gründe für den Erfolg sind vielfältig. "Es sind jetzt mehr Autos da, die die Bedürfnisse erfüllen und wenn man so will, auch vielleicht den Schrecken ein bisschen nehmen", erklärt Meier. Die Ladeinfrastruktur hat sich verbessert, die Reichweiten sind gestiegen und "im Grunde gibt es nicht mehr so viele Gründe, kein Elektroauto zu kaufen."
Preise gleichen sich an - Förderung überflüssig?
Ein entscheidender Faktor ist die Preisangleichung. "Man kann immer noch nicht sagen, dass die Dinger billig geworden sind, aber die Verbrenner sind inzwischen auch teuer", so Meier. Gleichzeitig sorgt die CO2-Regulierung der EU dafür, dass Hersteller aktiv E-Autos verkaufen müssen, um Strafzahlungen zu vermeiden.
Für Verbraucher könnte der Zeitpunkt günstig sein: "Die Autos sind zuverlässig, leisten viel. Es gibt auch in dem Einsteigersegment jetzt erstmals anständige Angebote." Modelle wie der Hyundai Inster für 23.000 Euro oder Angebote von BYD für 20.000 Euro zeigen, dass bezahlbare E-Mobilität Realität wird.
Tesla: Vom Pionier zum Problemfall
Tesla durchlebt eine beispiellose Krise. "Ich glaube schon, dass das tiefgreifender ist und dass das existenziell werden kann für Tesla", urteilt Meier hart. Der Experte würdigt zwar Teslas historische Leistung - "Es wäre viel ohne das ja nicht möglich gewesen" - sieht aber düstere Zeiten voraus.
Das Problem: "Die Autos der Konkurrenz sind besser geworden und Tesla hat da nicht Schritt gehalten." Hinzu kommt, dass Elon Musk "andere Sorgen hatte über jetzt eine lange Zeit und da ein bisschen den Fokus verloren hat."
Ausblick: Lange Durststrecke für Autobauer
Trotz der positiven E-Auto-Entwicklung warnt Meier vor übertriebenen Erwartungen für die Gewinne der Autobauer. Drei Faktoren belasten: die Krise in China, hohe Parallelinvestitionen in Elektro- und Verbrennerantrieb sowie Handelskonflikte. "Die Renditen, die man in den Nullerjahren gewöhnt war und vielleicht auch noch einige Jahre danach, die wird man sich noch über Jahre abschminken müssen."
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