Banken-Woche: UniCredit greift zu, DKB-Chaos und Milliarden-Schock

Im aktuellen "Finanzszene"-Podcast diskutieren die Redakteure Christian Kirchner und Bernd Neubacher die brisantesten Entwicklungen der deutschen Bankenlandschaft. Während die UniCredit ihren Anteil an der Commerzbank auf knapp 20 Prozent in echten Aktien ausbaut und weitere 10 Prozent über Derivate kontrolliert, stehen deutsche Institute vor ganz anderen Herausforderungen: von Homeoffice-Konflikten bei der DKB bis hin zu explodierenden Risikovorsorgen im Genossenschaftssektor.

UniCredit dreht die Daumenschrauben an

Die italienische UniCredit hat Ernst gemacht und ihre Position bei der Commerzbank massiv ausgebaut. "Das ist eine harte Geschichte, mit den Optionen auf die bis zu 29 Prozent", kommentiert Neubacher die Entwicklung. Die Bank besitzt nun knapp 20 Prozent in echten Aktien und plant, ihre Derivate-Position in weitere Aktien umzuwandeln.

"Das ist tatsächlich auch ein interessantes Signal, sowohl an die Bundesregierung als Aktionär mit noch 12 Prozent, aber natürlich allen voran an die Commerzbank-Führung. Das Thema wird nicht so schnell vorbeigehen", erklärt Neubacher. Mit einem so großen Aktienpaket sei die UniCredit praktisch an die Commerzbank "aneinandergekettet".

Die Dimension des Problems wird deutlich: "Allein schon dieses knapp 20 prozentige Paket, also das sind 40 Tagesumsätze, das bekommt man marktschonend nicht abgebaut", rechnet Neubacher vor. Es handle sich um einen echten "Point of no Return" für die UniCredit.

Helaba liebäugelt mit der Aareal Bank

Parallel sorgt das angebliche Interesse der Helaba an der Aareal Bank für Aufsehen. Die Landesbank könnte durch eine Übernahme mit der Bayern LB gleichziehen, die zusammen mit der DKB auf 60 bis 70 Milliarden Euro Kreditvolumen kommt. Allerdings würde das Gewerbeimmobiliengeschäft dann 30 Prozent des Helaba-Portfolios ausmachen - ein gewagter Schritt, zumal die Bank 2023 in diesem Bereich eine halbe Milliarde Euro Risikovorsorge verbuchen musste.

"Man bewegt sich also jetzt schon im grünen Bereich. Im Glücksspiel würde man sagen, die sind im Freispielmodus jetzt mit dem Rest des Unternehmens", beschreibt Neubacher die Situation der Private-Equity-Eigentümer der Aareal, die bereits 2,1 Milliarden Euro aus dem Verkauf der IT-Tochter Aareon erlöst haben.

DKB im Homeoffice-Knatsch

Bei der DKB brodelt es gewaltig: Die Bank fordert von ihren Mitarbeitern zwei Tage Büropräsenz pro Woche - entgegen der bestehenden Betriebsvereinbarung und ihrem bisherigen Marketing als homeoffice-freundlicher Arbeitgeber. "Die DKB betont in der Eigendarstellung, auch in der Personalakquise, dass sie Homeoffice zulässt. Das stand ja sogar in den Stellenanzeigen immer drin, Standort überall", erinnert Kirchner.

Der Konflikt zeigt ein grundsätzliches Dilemma auf: "Wenn es dann solche Privilegien gibt, dann fordern dann diejenigen, die oft drin sind, natürlich dann irgendwann auch was für sich. So nach dem Motto. Die darf von der Ostsee oder der darf aus dem Schwarzwald arbeiten", analysiert Neubacher das interne Problem der Banker.

Risikovorsorge explodiert im Genossenschaftssektor

Besonders brisant: Die Risikovorsorge der Genossenschaftsbanken ist von 1,8 auf 4,9 Milliarden Euro hochgeschnellt - eine Steigerung um 3,1 Milliarden Euro. "Da ist wohl eine Menge reingeflossen", erklärt Neubacher und verweist auf Rating-Verschlechterungen sowie Fälle wie BayWa, die erst nach März richtig auf dem Schirm waren.

"Dass es sich dann irgendwann mal materialisiert, was da passiert. Und offen gestanden, das macht ja auch Sinn. Die Konjunkturlage kennen wir alle", kommentiert Neubacher die verzögerte Reaktion auf zwei Rezessionsjahre.

Deutsche Bank: Warum nicht mit der Commerzbank?

Zum Abschluss stellen die beiden eine provokante Frage: Warum redet eigentlich niemand über eine mögliche Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank? "Das Kernargument war ja nicht, wir passen nicht zusammen, keine Synergien oder sonst was. Das Kernargument war, vor uns liegt eine viel zu große Aufgabe von Restrukturierung, Umbauten, um mal endlich wieder rentabel zu werden", erinnert Neubacher an die gescheiterten Gespräche von 2019.

Heute sei die Situation völlig anders: "Beiden Banken geht es halt jetzt operativ wieder richtig, richtig gut. Es fließt eine fette Ausschüttung. Das heißt, das Argument, das man da eigentlich damals dagegen gesetzt hat, das ist heute keines mehr."

Die Quartalszahlen der Deutschen Bank in der kommenden Woche dürften keine Überraschungen bringen - die Bank hat sich bereits weit aus dem Fenster gelehnt und Erfolg versprochen. Spannender ist die Frage, ob sich das Management Gedanken über eine deutsche Lösung in der Commerzbank-Frage macht, bevor die Italiener zum Zug kommen.

Verfassen Sie den ersten Kommentar