Jan Beckers, CIO und Gründer von BIT Capital, spricht über die Investment-Trends unserer Zeit. Künstliche Intelligenz sieht er als die bedeutendste Technologie unseres Lebens. Der Markt ist noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen. Seine These: "KI wird wahrscheinlich die bedeutendste Technologie unseres Lebens – und der Markt hat das noch nicht voll verstanden."
Allzeithochs bei Aktien und Krypto
Die Märkte zeigen sich derzeit von ihrer besten Seite. Sowohl US-Aktien als auch Bitcoin erreichten neue Höchststände, und auch die BIT Capital Fonds verzeichneten im Juli Allzeithochs. Beckers führt diese Entwicklung auf mehrere Faktoren zurück: weniger Sorgen vor US-Zöllen, verbesserte Krypto-Regulierung in den USA und vor allem die anhaltende KI-Revolution.
Besonders beim Thema Stablecoins sieht Beckers nachhaltiges Wachstumspotential: "Der Kundennutzen, wenn du beispielsweise dein Geld in Sekundenschnelle ohne große Transaktionskosten um die Welt schicken kannst, ist einfach so hoch." Diese Entwicklung werde die nächsten fünf Jahre prägen.
KI-Boom noch lange nicht vorbei
Im Gegensatz zu den skeptischen Stimmen, die einen baldigen KI-Crash befürchten, zeigt sich Beckers überzeugt von der Nachhaltigkeit des aktuellen Trends. Mit einem durchschnittlichen KGV von 25 bei einem erwarteten Umsatzwachstum von 30 Prozent sieht er die Bewertungen als "ziemlich attraktive Bewertung" und weit entfernt von einer spekulativen Blase.
Die großen Tech-Konzerne investieren massiv in die KI-Infrastruktur: Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta werden allein in diesem Jahr 350 Milliarden Dollar in neue Datencenter und KI-Infrastruktur stecken, im nächsten Jahr sogar 400 Milliarden Dollar.
Das große Wettrüsten der Tech-Giganten
"Jeder, der sehr nah an diesen Modellen dran ist und an ihrer Weiterentwicklung, der investiert gerade massivst", erklärt Beckers die aktuelle Marktdynamik. Mark Zuckerberg investiere nicht nur massiv in Hardware, sondern auch "hunderte Millionen teilweise in einzelne Köpfe" – gemeint sind Top-KI-Wissenschaftler, die zwischen den Unternehmen wechseln.
Diese Entwicklung führe zu einem globalen Oligopol bei Sprachmodellen, mit etwa 10 bis 15 Playern weltweit, die einen echten Shot auf ein wirklich gutes Modell haben. Die Kapitalintensität steige dabei kontinuierlich an.
KI-Applikationen als nächste Investmentchance
Während bisher vor allem Chip-Hersteller und Infrastruktur-Anbieter profitierten, sieht Beckers nun die Applikationsebene als besonders spannend: "Wir werden jetzt in eine Phase kommen, wo die Applikationen wirklich herausstechen können."
Besonders das Phänomen des "No-Code-Programmierens" hebt er hervor: "Quasi jeder, der eigentlich keinen Programmier-Background hat, kann inzwischen dank Apps wie Lovable selber mit natürlicher Sprache anfangen, seine eigenen Programme zu entwickeln." Dieses Phänomen gehe "gerade ziemlich durch die Decke".
KI demokratisiert Expertenwissen
Die gesellschaftlichen Auswirkungen der KI-Revolution sieht Beckers als tiefgreifend. KI ermögliche es Konsumenten, "fast so gut zu werden oder zumindest auf ein ziemlich hohes Kenntnisniveau von einem Professional zu kommen". Als Beispiel nennt er die Versicherungsbranche: "Heute, dank ChatGPT, weiß eigentlich jeder Konsument genauso viel, wenn nicht mehr, wie der Versicherungsvertreter, der dort vor einem sitzt."
Vergleich mit dem Internetboom der 90er
Beckers zieht Parallelen zum Internetboom der späten 90er Jahre und positioniert den aktuellen KI-Markt: "Ich glaube wir befinden uns jetzt gerade eher noch so in den Jahren 1996/97. Wenn wir das mal aus der Börsenbrille angucken, dann wäre es damals schlau gewesen, wenn man sein Exposure erhöht hat."
Einen kurzfristigen Crash wie beim Platzen der Dotcom-Blase erwartet er jedoch nicht: "Kurzfristig erwarte ich es absolut nicht. Es wird jetzt nicht den Crash geben, weil auf einmal KI total langweilig ist oder nichts passiert."
Optimistisch: Mindestens noch fünf Jahre KI-Boom
Für die kommenden Jahre bleibt Beckers optimistisch: "KI wird die wichtigste Technologie bleiben, wahrscheinlich unseres ganzen Lebens. Und wir hoffen alle, dass sie das in einem möglichst positiven Maße sein wird." Auf der Investmentseite sei er "sehr, sehr guter Dinge, dass KI viele Portfolios positiv beeinflussen wird, insbesondere auch in den nächsten ein bis drei Jahren."
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