Die Berichterstattung der Versicherer der letzten Monate lässt es bereits erkennen: Themen wie Diversität, Wokeness und Klima rücken in den Hintergrund. Dieser politische Kurswechsel wird auch im Wochenspot-Podcast von Herbert Frommes Versicherungsmonitor besprochen. Konkreter Anlass ist der Rückzug der Munich Re aus der größten Klimainitiative. Dieser Schritt könnte eine Signalwirkung für die gesamte Branche haben.
Trump-Administration setzt Branche unter Druck
Die neue US-Regierung unter Donald Trump macht keinen Hehl aus ihrer Klimaskepsis. "Die Amerikaner haben jetzt eine Regierung, die offiziell erklärt hat, von Menschen gemachten Klimawandel gäbe es gar nicht", erklärt Fromme die Ausgangslage. Diese Haltung bleibt nicht ohne Folgen: Finanzunternehmen, die sich Klimaziele gesetzt haben, geraten unter massiven politischen Druck.
Die Munich Re musste diesem Druck nachgeben und ist aus verschiedenen Klimainitiativen ausgetreten, die wichtigste war die Net Zero Asset Owner Alliance. Eine Allianz der Kapitalanlagebetreiber, die sich für eine Null-Emissions-Politik einsetzen.
Kartellvorwürfe als Druckmittel
Bereits vor Trumps Amtsantritt hatten "Staatsanwälte Briefe herausgeschickt, ob diese Net Zero Insurance Alliance nicht kartellwidrig sei". Diese Taktik führte zum Zusammenbruch der Net Zero Insurance Alliance, noch bevor Trump offiziell im Amt war.
Die dezentrale Versicherungsaufsicht in den USA erweist sich dabei als wirksames Instrument: "Die Versicherungsaufsicht in den USA findet nicht zentral, sondern einzelstaatlich statt und kann einem Anbieter aus Europa dort das Leben schon ziemlich schwer machen."
Interne Konflikte bei der Munich Re
Der Ausstieg der Munich Re war keineswegs unumstritten. "Was ich da höre, hat es richtig Krach gegeben", berichtet Fromme über die internen Diskussionen. Die Entscheidung spaltet nicht nur das Unternehmen, sondern stärkt auch branchenweit jene Kräfte, die Klimaschutz für übertrieben halten.
Fromme zeigt jedoch Verständnis für die schwierige Lage: "Die können sich Prinzipien Treue eigentlich nicht leisten", auch wenn das Unternehmen beteuert, seine individuellen Klimaziele weiter zu verfolgen.
Allianz noch standhaft - aber wie lange?
Während die Munich Re den Rückzug antritt, bleibt die Allianz vorerst in der Net Zero Asset Owner Alliance. Doch Fromme ist skeptisch: "Ich würde jetzt auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sich das nicht auch von einem Tag auf den anderen ändern kann."
Die Allianz hätte allerdings ein besonderes Problem, da sie "eine ganz wichtige Rolle bei der Gründung spielte" und ihr Vorstand Tallinger bis Ende 2024 sogar Vorsitzender war.
Schizophrenie der Branche
Die Widersprüche in der Branche sind nicht neu. Fromme erinnert an die 1990er Jahre, als "BMW eine Forschergruppe beauftragt hat, Argumente zu finden, warum das alles Quatsch ist mit dem Klimawandel", während die Munich Re gleichzeitig gegen den Klimawandel antrat. Damals hieß es vom Munich Re-Chef Schinzler: "Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun."
Umweltschützer haben sich geirrt
Die Entwicklung trifft besonders die Umweltschützer hart, die jahrzehntelang erfolgreich Druck auf Finanzinstitute ausgeübt hatten. "Die Umweltschützer haben so ein bisschen geglaubt, die Versicherer ständen auf ihrer Seite", analysiert Fromme. "Das ist immer gefährlich."
Demokratie statt Öko-Diktatur
Trotz der Rückschläge warnt Fromme vor radikalen Lösungsansätzen. "Es gibt ja Menschen, und ich finde das ganz bedrohlich, die von einer Öko-Diktatur träumen". Sein Credo bleibt klar: "Was man braucht, sind keine Hauptversammlungsmehrheiten, sondern Mehrheiten im Parlament."
Die Versicherungsbranche und die Auswirkungen von Klima: "Die Versicherer werden die Welt nicht retten", fasst Fromme zusammen - aber sie werden sich den Folgen stellen müssen.
Kommentare
Es ist kaum anzunehmen, dass das Klimanarrativ alleine wegen der Wahl eines US-Präsidenten wankt. Wenn es wankt, dann weil es von vornherein auf sehr vielen Annahmen und Modellrechnungen beruhte, die nicht nur umstritten waren sondern sich in ihrer Dramatik auch nicht bestätigt haben. Es war ein Fehler, die grundsätzlich notwendige Anpassung der Wirtschaft an die begrenzten Ressourcen und ökologischen Kapazitäten des Planeten fast ausschließlich auf das Klimathema zu reduzieren. Das Gerede von der Bedrohung durch eine Ökodiktatur ist allerdings interessegeleitete Schwarzmalerei. Tatsache bleibt: Wir können auf Dauer nicht gegen die Umwelt anwirtschaften. Daran wird auch die in den USA angestrebte Renaissance von Atomenergie nichts ändern.
Es ist kaum anzunehmen, dass das Klimanarrativ alleine wegen der Wahl eines US-Präsidenten wankt. Wenn es wankt, dann weil es von vornherein auf sehr vielen Annahmen und Modellrechnungen beruhte, die nicht nur umstritten waren sondern sich in ihrer Dramatik auch nicht bestätigt haben. Es war ein Fehler, die grundsätzlich notwendige Anpassung der Wirtschaft an die begrenzten Ressourcen und ökologischen Kapazitäten des Planeten fast ausschließlich auf das Klimathema zu reduzieren. Das Gerede von der Bedrohung durch eine Ökodiktatur ist allerdings interessegeleitete Schwarzmalerei. Tatsache bleibt: Wir können auf Dauer nicht gegen die Umwelt anwirtschaften. Daran wird auch die in den USA angestrebte Renaissance von Atomenergie nichts ändern.