GKV im Herbst: Beitragssteigerung trotz politischer Versprechen

Im Politico Berlin Playbook Podcast vom 2. Oktober 2025 analysiert Gastgeber Gordon Repinski mit dem Journalisten Jürgen Klöckner die aktuelle Beitragskrise bei den gesetzlichen Krankenkassen. Trotz aller politischen Versprechen sind die Beiträge ausgerechnet im Herbst 2025 erneut gestiegen. Und ein Ende ist nicht absehbar.

Ungewöhnliche Beitragserhöhungen mitten im Jahr

Normalerweise erhöhen Krankenkassen ihre Beiträge zum Jahresbeginn. "Dieses Jahr aber ist nicht normal", erklärt Klöckner im Podcast. "Es haben recht viele Krankenkassen im Laufe des Jahres ihre Beiträge erhöht, weil sie die Reserven aufgefüllt haben oder gemerkt haben, sie kommen sonst nicht über die Runden."

Besonders brisant: Im Herbst haben zwei kleinere Betriebskrankenkassen ihre Beiträge so stark angehoben, dass sogar der durchschnittliche Zusatzbeitrag minimal gestiegen ist. Dieser Durchschnittswert gilt als "Fieberthermometer für das Sozialsystem", auf den alle schauen und von dem alle sagen, er dürfe nicht weiter steigen, da die Sozialabgaben ohnehin schon viel zu hoch seien.

Warken unter Zeitdruck: Nur noch zwei Wochen bis zur Entscheidung

Für Gesundheitsministerin Nina Warken tickt die Uhr. In zwei Wochen trifft sich der Schätzerkreis, um auszurechnen, wie groß das Minus aller Kassen tatsächlich ist und wie stark die Beiträge im kommenden Jahr steigen müssten. "Wenn die Koalition bis dahin noch irgendwelche Sparmaßnahmen durchbringen möchte, dann müssen die erstmal durchs Kabinett", erläutert Klöckner die Zeitnot. Der Stichtag fürs Kabinett ist bereits nächste Woche.

Unpopuläre Vorschläge auf dem Tisch

Die Ideen zur Kostensenkung sind allesamt unpopulär: höhere Zuzahlungen für Medikamente in der Apotheke, eine Eigenbeteiligung bei Arztbesuchen oder die drei Punkte des CDU-Wirtschaftsrats. Dieser hat vorgeschlagen, dass die Kassen nicht mehr zahlen sollen für zahnärztliche Leistungen, Kieferorthopädie oder Fahrtkosten zu Arztterminen. Klöckner dazu: "Das sind keine Maßnahmen, mit denen sich irgendjemand wirklich beliebt machen wird."

Der wahrscheinliche Ausweg: Noch mehr Schulden

Für die kommenden Wochen rechnet Klöckner mit einem "richtigen Krimi". Der Schätzerkreis werde vermutlich mit einer Zahl herauskommen, die ungefähr dort oder etwas über dem liegt, wo der durchschnittliche Zusatzbeitrag nach allen Erhöhungen in diesem Jahr bereits liegt.

Drei Wege gebe es, das auszugleichen: Höhere Beiträge will die Koalition nicht. Sofort wirkende Sparmaßnahmen seien schwierig, da die SPD keine Leistungskürzung wolle. Bleibt ein höheres Darlehen als die etwas mehr als zwei Milliarden Euro, die schon im Haushalt verplant sind.

"Und das will Finanzminister Klingbeil eigentlich nicht, aber das halte ich für das wahrscheinlichste Szenario", prognostiziert Klöckner. Immerhin sei es ein Darlehen, das die Kassen theoretisch auch wieder zurückzahlen müssten. Wenn sie es denn könnten.

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