Schock im Winter: E-Auto schafft nur noch die Hälfte

Der Besitzer eines Renault Zoe mit 41-kWh-Akku beschreibt seine Erfahrungen im ersten Winter mit dem Elektrofahrzeug: Statt der gewohnten 290-300 Kilometer erreicht sein Fahrzeug nur noch 145 Kilometer Reichweite. "Erster Winter mit E-Auto. Ich wusste ja, dass die Reichweite geringer wird, aber das ist ja gottlos", schreibt der Nutzer im Reddit-Forum und trifft damit einen Nerv der E-Autofahrer. Dieses Problem ist bei älteren Modellen mit kleineren Batterien weit verbreitet. Ein Fahrer eines BMW i3 ohne Wärmepumpe berichtet von einem Rückgang von 100 auf 40 Kilometer, während ein Besitzer eines älteren Renault Zoe mit 22-kWh-Akku im Winter mit Jacke fahren musste, um Energie zu sparen.

Reddit-Kommentar Eines Renault-Zoe-Besitzers

ADAC-Test im Klimalabor deckt erhebliche Abweichungen auf

Der ADAC hat einen Wintertest nicht auf der Straße, sondern im eigenen Testlabor für Elektromobilität durchgeführt. Die 582 Kilometer lange Strecke von München nach Berlin wurde zuvor auf der A9 exakt aufgezeichnet und dann auf den Prüfstand übertragen. In der Klimakammer herrschten konstant null Grad Celsius. Das Ergebnis: Lediglich der Mercedes EQS 450+ erreichte das Ziel ohne Ladestopp, allerdings mit nur 18 Kilometern Restreichweite. Mit 600 Kilometern Gesamtreichweite und einem Verbrauch von 20,4 kWh pro 100 Kilometer sicherte sich die Luxuslimousine den Testsieg. Der niedrige Verbrauch resultiert aus guter Aerodynamik, geringem Rollwiderstand und effizientem Temperaturmanagement. 

Herstellerangaben weichen bis zu 50 Prozent ab

Bei 16 der 25 getesteten Modelle lag der tatsächliche Energieverbrauch um mehr als 40 Prozent über den Herstellerangaben. Besonders deutlich zeigt sich dies beim Volvo EC40, dem MG4 und dem Toyota bZ4X FWD mit Abweichungen von 50 Prozent und mehr. Der ADAC betont, dass auch Verbrenner im Winter mehr verbrauchen, die Differenz bei vielen Elektrofahrzeugen jedoch deutlich größer ausfällt.

Kurzstrecken verschärfen das Problem

Die Kommentare in der Reddit-Community heben einen Faktor besonders hervor: Kurzstreckenfahrten verstärken den Reichweitenverlust erheblich. "Je kürzer die Strecke, desto mehr knallt das rein im Winter", erklärt ein Reddit-Nutzer. Bei Fahrten von nur 20-25 Minuten Dauer verbraucht die Heizung in der kurzen Zeit überproportional viel Energie. "Bei Kurzstrecken ballert der Verlust durch Kälte nochmal deutlich mehr, weil die Heizung in der kurzen Zeit sehr viel Strom schluckt", erklärt ein anderer Nutzer im Forum. Der Fahrer eines elektrischen Smart ForFour berichtet von einem Rückgang der Reichweite von 120 Kilometer im Sommer auf unter 80 Kilometer im Winter bei Strecken über 15 Kilometer Landstraße. Die Batterie hat bei kurzen Fahrten zudem kaum Zeit, sich auf Betriebstemperatur zu erwärmen, was die Effizienz zusätzlich reduziert.

Neuere Modelle zeigen robustere Performance

Nicht alle Elektrofahrzeuge kämpfen gleichermaßen mit der Kälte. Ein Hyundai-Kona-E-Fahrer mit 64-kWh-Akku berichtet auf Reddit von einer Reichweite von 390 Kilometern bei minus drei Grad, verglichen mit 532 Kilometern im Sommer. "Reichweite laut Hersteller: 481 km. Im Sommer bis 532 km, jetzt bei -3 Grad noch 390 km", schreibt der Nutzer. Der Besitzer eines Tesla Model Y verzeichnet einen Rückgang von 350 auf 300 Kilometer auf der Autobahn. "Die Reichweite ging von ca. 350 km auf der Autobahn auf 300 km zurück", kommentiert er in der Diskussion. Diese Modelle verfügen über größere Batterien und moderne Wärmepumpentechnologie, die den Energieverbrauch für die Heizung reduziert.

Praxistipps aus der Community

Die Reddit-Nutzer teilen zahlreiche Strategien zur Reichweitenoptimierung. Das Vorklimatisieren während des Ladevorgangs gilt als eine der wirksamsten Maßnahmen. "Wenn du die Karre an der Säule vorklimatisierst, holst du entscheidende Kilometer raus", rät ein erfahrener Nutzer. Ein weiterer Kommentator ergänzt: "Ich lass ihn meistens 5-10 min vor der Abfahrt auf 17°C vorwärmen. Das braucht 1-2% vom Akku, spart aber deutlich mehr." Die gezielte Nutzung der Sitzheizung statt der Luftheizung und die Aktivierung der Driver-Only-Funktion können den Verbrauch um bis zu 8 kWh pro 100 Kilometer bei Kurzstrecken reduzieren, wie ein Hyundai-Ioniq-Besitzer berichtet. Ein pragmatischer Kommentar fasst die Situation zusammen: "Wenn du zuhause oder in der Arbeit aufladen kannst, ist es doch egal, ob du 150 km Reichweite hast oder 300 km. Solange du zur Arbeit hin und zurück kommst, passt es doch."

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