"Wir machen Family-Office ohne Einstiegshürden": Mit diesem Ansatz überrascht Berti Schötterl im aktuellen VEMAtalk. Während klassische Family-Offices erst ab 50 Millionen Euro ihre Dienste anbieten, demokratisiert der VEMA-Partner diese exklusive Beratungswelt für den gehobenen Mittelstand. Seine These: "Die Police als Verwahrstelle bringt ungefähr einen halben Prozentpunkt Vorsprung pro Jahr".
Die unterschätzte Macht der Umschichtung
Schötterl räumt mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: Der wahre Steuervorteil der Versicherungspolice liegt nicht nur in der Auszahlungsphase. "In realistischen Szenarien kann man schon von eineinhalb oder mehr Prozent pro Jahr Rendite ausgehen, die man durch Umschichtung gewinnt". Während beim Depot bei jeder Umschichtung Steuern anfallen, bleibt die Police während der gesamten Ansparphase steuerneutral. Ein Vorteil, der sich über Jahrzehnte zu erheblichen Mehrwerten summiert.
Der Fondsexperte wird konkret: "Steuern sind nur eine andere Art von Kosten." Seine Rechnung ist einfach: Umschichten bringt etwa 1,5 Prozent Rendite, die Steuerbelastung im Depot kostet etwa ein Prozent, das macht einen halben Prozentpunkt Vorteil für die Police pro Jahr. Aber Vorsicht: "Die Versicherungspolice darf nicht so viel teurer sein als das Depot, sonst lohnt sich es nicht mehr."
Transparenz als Auswahlkriterium
Bei der Wahl der Versicherer lässt Schötterl keine Kompromisse zu: "Ein Anbieter, der die Kosten richtig ausweist, das ist schon mal die erste Hürde, die man nehmen muss." Nur eine Handvoll Anbieter erfüllt seine strengen Kriterien: Transparente Kostenausweisung, großes Fondsuniversum, Flexibilität bei Entnahmen und, besonders wichtig, die Möglichkeit, den Vertrag möglichst lange laufen zu lassen.
Von der klassischen Rentenversicherung hält der Experte wenig: "Ich finde es relativ dumm, einem Versicherer alles in den Deckungsstock zu geben." Stattdessen favorisiert er flexible Entnahmepläne nach dem 62. Lebensjahr, wenn die hälftige Steuerfreiheit der Erträge greift.
Das Team hinter dem Team
Schötterls Ansatz geht weit über klassische Vermögensverwaltung hinaus. "Wir versuchen, das Team hinter dem Team zu sein und den Unternehmern bei allem zu unterstützen, was irgendwie steuerlich, rechtlich oder finanziell relevant wäre." Von der Vollmachtenregelung über Statusfeststellungsverfahren bis zur Unternehmensnachfolge: Das Family-Office deckt Themen ab, die viele Unternehmer nicht einmal auf dem Schirm haben.
Ein Paradebeispiel ist die rechtliche Vorsorge: Testament, Ehevertrag, Notfallordner. Alles Themen, die gerade im unternehmerischen Kontext existenzielle Bedeutung haben. "Wer darf überhaupt Überweisungen machen? Darf das nur der Geschäftsführer oder gibt es da auch Prokuristen?" Was banal klingt, kann im Ernstfall über die Handlungsfähigkeit eines Unternehmens entscheiden.
Der Ehevertrag als Unternehmerpflicht
Besonders eindringlich wird Schötterl beim Thema Ehevertrag: "Als Unternehmer, damit ich Verantwortung übernehme. Und damit meine Mitarbeiter und Belegschaft nicht darauf angewiesen sind, dass meine Ehe funktioniert." Ein Aspekt, den viele erfolgreiche Unternehmer völlig ausblenden. Mit potentiell katastrophalen Folgen für Firma und Arbeitsplätze.
Der psychologische Faktor: 3 Prozent mehr Rendite
Eine Vanguard-Studie untermauert Schötterls Philosophie: Ein guter Berater kann bis zu drei Prozent jährliche Überrendite erwirtschaften. Der Hauptgrund liegt nicht in der besseren Produktauswahl, sondern in der psychologischen Betreuung. "In Marktphasen, wo es nicht so gut läuft, bei der Strategie zu bleiben und eben nicht ans Verkaufen zu denken", beschreibt er den entscheidenden Mehrwert.
Das Zauberwort heißt "prognosefrei investieren": "Klare Parameter vorgeben, Entscheidungen festlegen und nicht aus dem Bauch heraus handeln, weil das beim Investieren eigentlich der größte Feind ist." Rebalancing alle sechs Monate, evidenzbasierte Entscheidungen statt Bauchgefühl. So schlägt Schötterl die Märkte.
Pflege als Generationenthema
Beim Thema Biometrie wird Schötterl philosophisch: BU und Risikoleben sind nur relevant, wenn das Einkommen existenziell ist. Anders bei der Pflege: "Pflege ist immer ein Thema aus meiner Sicht und mit Blick auf die nächste Generation. Alles, was vielleicht mal vererbt oder übergeben werden sollte, würde erstmal verbraucht werden." Eine Perspektive, die vielen Maklern neue Argumentationswege eröffnet.
Die Mittelstandslücke schließen
Schötterls Mission ist klar: "Die Mittelständler werden ein Stück weit auf dem Weg stehen gelassen. Sie sind eben in der Regel noch zu klein für die wirklich tollen Dienstleister, die eben nicht nur isoliert, sondern sehr integriert rangehen und in der Regel eigentlich zu groß für die herkömmlichen Bankberatungen."
Seine Lösung: Digitale Prozesse, effiziente Strukturen und die konsequente Nutzung von Partnernetzwerken. "Wir versuchen, alles, was wir irgendwie können und auch dürfen, selber zu machen. Beides ist wichtig. Wo unsere Expertise endet oder manchmal auch die Erlaubnis, holen wir entsprechende Partner dazu."
Die VEMA als strategischer Partner
Schötterl bringt auf den Punkt, warum er sich für die VEMA entschied: „Direktvereinbarungen sind doch das, was uns am besten gefällt, und aus meiner Sicht ist die VEMA als Genossenschaft das beste Modell von allen da draußen.“
Besonders schätzt er die Freiheit: „Wir haben kaum Vorgaben, wie wir arbeiten sollen, sondern können unser Geschäftsmodell so umsetzen, wie wir es für richtig halten.“ Der Clou: Sogar das Sachgeschäft läuft inzwischen über die VEMA. Mit den bekannten Deckungskonzepten als Türöffner bei anspruchsvollen Unternehmerkunden.
 
            
                


            
Verfassen Sie den ersten Kommentar