GDV öffnet sich für Auszahlpläne und niedrigere Garantien

Im aktuellen Wochenspot des Versicherungsmonitors diskutieren die Redakteure Katrin Berkenkopf und Jonas Tauber über einen bemerkenswerten Sinneswandel in der Branche. "Das war immer eine rote Linie, ganz klar, an der man auch immer festgehalten hat", erklärt Tauber über die bisherige Position des GDV zur lebenslangen Rentenzahlung. Doch im Positionspapier zur CDU-initiierten Frühstartrente, der staatlich geförderten Altersvorsorge für Kinder mit 10 Euro monatlich, zeigt sich der Verband plötzlich offen für Auszahlungspläne.

Was steckt dahinter? Tauber vermutet diplomatisches Kalkül: "Man will sich gesprächsbereit zeigen und nicht nur der Nein-Sager sein, der immer sein fixes Programm hat." Ein diplomatischer Schachzug, denn die Politik drängt massiv auf Reformen.

Das Ende der Garantie, wie wir sie kennen

Die Garantiediskussion erreicht neue Dimensionen. Während der GDV bereits die Absenkung von 100 auf 80 Prozent Beitragsgarantie fordert, gehen die Versicherungsmathematiker noch weiter: Das Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen (IVS) kann sich Garantien von nur noch 60 Prozent vorstellen. "Die haben gesagt, das kann man gar nicht mehr kalkulieren", fasst Tauber die Argumentation der Branche zusammen.

Für Vermittler bedeutet das: Die Verkaufsargumente von morgen werden sich fundamental von denen von heute unterscheiden. Die Deutschen, "geschädigt mit dem Aktienmarkt" seit der Telekom-Aktie und Manfred Krug, müssen an neue Vorsorgekonzepte herangeführt werden.

Riester lebt. Aber wie lange noch?

Die Riester-Reform, im Koalitionsvertrag als Überführung in ein Standardprodukt mit "geringeren Kosten und eben höherer Rendite" angekündigt, soll bis Jahresende als Gesetzentwurf vorliegen. SPD-Experte Michael Thews zeigt sich skeptisch gegenüber garantielosen Produkten, fordert aber vehement eine Deckelung von Kosten und Provisionen.

Thews spricht aus eigener Erfahrung: "Da sind so wahnsinnig hohe Kosten angefallen, dass das relativ deprimierend sei, was da am Ende an Ansprüchen draus rumgekommen ist." Ein Warnschuss für die Vermittlerschaft, die Politik hat die Kostenstruktur im Visier.

bAV: Der schlafende Riese

Alexander Siegmund von Kölner Pensionsmanagement GmbH bringt es auf den Punkt: Die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge stagniert. Seine Lösung: Auto-Enrollment mit Opt-out. "Das würde es halt auch einfach bürokratiemäßig für die Arbeitgeber deutlich erleichtern", argumentieren die Befürworter.

Ein weiteres Ärgernis kennt jeder Vermittler: Der Arbeitgeberwechsel. "Das kann ein wahnsinniger Aufwand sein und am Ende auch den sparbereiten Kunden dann noch mal richtig viel Geld und Rendite kosten", bestätigt Berkenkopf aus eigener Erfahrung. Die Lösung könnte eine Clearing-Stelle beim GDV sein.

Was bedeutet das für Vermittler?

Die Zeichen stehen auf Sturm. Die Branche bewegt sich von garantiebasierten zu renditeorientierten Produkten, von komplexen zu standardisierten Lösungen und von hohen zu gedeckelten Provisionen. Das wird auch massive Auswirkungen auf den Vermittlermarkt haben.

Interessant auch der Blick auf die EU-Ebene: Nach dem spektakulären Scheitern der PEPP-Produkte, "ein kompletter Misserfolg", wie es im Podcast heißt, sucht Brüssel neue Wege. Auto-Enrollment und Opt-Out stehen auch hier ganz oben auf der Agenda.

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