Stern-Titel: Altersvorsorge, aber ohne Versicherungsprodukte

Stern-Titel vom 8.5.2024: Reich in Rente - Individuelle Vorsorgestrategien für sieben Lebensphasen.

Und einer Warnung vor Versicherungsvermittlern.

Auf den 10 Seiten des Titelartikels „Sorgenfrei in den Ruhestand“ der Ausgabe Nr. 20 vom 8. Mai werden Honorarberater aufgrund ihrer Unabhängigkeit empfohlen. Vor Versicherungsvermittlern und -maklern und deren Produkten wird hingegen ausdrücklich gewarnt. Insbesondere dann, wenn von „Steuerfreiheit“ die Rede ist, denn dies sei ein Indiz für eine Verkaufsmasche, die nur Provisionen generieren soll.

Ausdrücklich gewarnt wird vor Versicherungsverträgen:

  • Rürup-Rente und Riester-Verträge: Zu unflexibel, langfristige Kapitalbindung und geringe Rendite.
  • bAV-Verträge: Ebenfalls zu unflexibel, zu hohe Kosten und in der Regel renditeschwach. Ausnahme: „hohe Förderung“ durch den Arbeitgeber.
  • Rentenversicherungen: Zu hohe Kosten und geringe Renditen. Unrentable Verträge sollten beitragsfrei gestellt werden.

Empfohlen werden diese Produkte:

  • ETF MSCI World
  • ETF MSCI ACWI (All Country World Index)
  • ETF MSCI World Small Caps
  • ETF MSCI World Quality
  • ETF S&P Global Dividend Aristocrat:
  • Tagesgeldkonto
  • Kauf von Rentenpunkten in der GRV

Es wurden folgende sieben Lebensphasen betrachtet:

  1. Beginner: Berufseinsteiger um die 20 Jahre. Keine finanzielle Belastung, flexibel in der Finanzplanung.
  2. Selbstständige: Um die 30 Jahre und nicht mehr in der gesetzlichen Rentenversicherung, vollständig auf private Altersvorsorge angewiesen.
  3. Rushhour-Paare: Paare um die 30, Familie und Karriere stehen im Fokus. Wohneigentum steht im Mittelpunkt der Finanzplanung sowie langfristiges Sparen für die Altersvorsorge.
  4. Geschiedene: Um die 40, persönliche und finanzielle Veränderungen durch die Scheidung.
  5. Midlife-Optimierer: Um die 40 Jahre, die bisherige Altersvorsorge kommt auf den Prüfstand und wird optimiert.
  6. Last-Minute-Sparer: Um die 50 Jahre, die Zeit für den Aufbau einer Altersvorsorge wird langsam knapp.
  7. Gutversorgte: Personen kurz vor der Rente, Kinder bereits aus dem Haus und private Vorsorge ist vorhanden. Sichere Geldanlage mit stabiler Ausschüttung steht im Fokus.
Schließen Sie keine Versicherung zur Altersvorsorge ab.
Niels Nauhauser, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

 

Und hier die Empfehlungen für die Lebensphasen im Überblick.

Beginner:

  • Absicherung durch Versicherungen: Absicherung durch private Haftpflicht-, Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung.
  • Schuldenabbau: Schulden tilgen, bevor Kapital angespart wird.
  • Notgroschen anlegen: Drei Nettomonatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto ansparen.
  • Anlage in Aktien-ETFs: Sparen in Aktien-ETFs, vorzugsweise MSCI World Index.

Selbstständige:

  • Notgroschen aufbauen: Sechs Netto-Monatsgehälter.
  • Trennung von Betriebs- und Privatvermögen: Gründung einer GmbH oder UG zur Abgrenzung des Privatvermögens.
  • Freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung: Empfehlung der gesetzlichen Rentenversicherung für Alters- und Hinterbliebenenversorgung.
  • Versorgungswerke: Nutzung berufsständischer Versorgungswerke.
  • Ausdrückliche Warnung vor Rürup- und Riester-Verträgen sowie Versicherungsprodukten mit Steuervorteilen.

Ehepaare:

  • Lastenteilung: Lasten aus Erwerbstätigkeit und Kindererziehung gerecht verteilen, der Besserverdienende sollte für den Partner sparen.
  • Sparen: Sparpläne in Aktien-ETFs. Bei Teilzeitarbeit und Kindern kann sich auch ein Riester-Vertrag lohnen.
  • VL-Nutzung: Vermögenswirksame Leistungen und Arbeitnehmersparzulage sollten in den ETF-Sparplan fließen.
  • Vorsicht bei Riester-Verträgen für den Hauptverdiener und bAV-Verträgen, diese lohnen sich nur bei hoher Förderung durch den Arbeitgeber.

Geschiedene:

  • Vollzeitarbeit anstreben: Vollzeitarbeit für finanzielle Unabhängigkeit und ausreichende private Altersvorsorge.
  • Sparen: Breit gestreute Aktien-ETFs, Ergänzung durch spezielle ETFs zur Renditesteigerung.
  • Kauf von Rentenpunkten: Rentenpunkte sollten zur Rentenerhöhung nachgekauft werden.

Midlife-Optimierer:

  • Private Rentenverträge: Rendite prüfen und ggf. Beitragsfreistellung der Verträge.
  • Sparen: Sparen in breit gestreute Index-ETFs .
  • Immobilienkauf: Kauf einer Wohnung oder eines Hauses prüfen, wenn genügend Eigenkapital vorhanden ist.
  • Vorsicht bei neuen Versicherungsverträgen: Versicherungsvermittlern sollte mit Skepsis begegnet werden, insbesondere wenn sie mit Steuerersparnissen werben. Bestehende Renten- oder Lebensversicherungsverträge sollten nicht weiter bedient werden.

Last-Minute-Sparer:

  • Schuldenpriorisierung: Schuldentilgung vor Kapitalaufbau.
  • Sparen: Anlage in ETFs bietet noch ausreichend Wachstumspotenzial .
  • Kauf von Rentenpunkten: Gesetzliche Rente erhöhen und Hinterbliebene absichern.
  • Warnungen: Das Portfolio sollte bei Renteneintritt nicht auf einen Schlag verkauft werden.

Gutversorgte:

  • Diversifikation: Aufteilung in Aktien und Anleihen zur Risikostreuung.
  • Dividenden-ETFs: Kontinuierliche Ausschüttungen durch Dividenden-ETFs zum Erhalt des Kapitalstocks.
  • Staatsanleihen: Kauf von Staatsanleihen zur sicheren Verzinsung und Risikominimierung.
  • Kauf von Rentenpunkten: Aufstockung der gesetzlichen Rente und Hinterbliebenenabsicherung.