Chance für Berater: GenZ wünscht Expertenwissen

Nicht GenZ, sondern eher 80er Jahre.

Die Marktstudie 2024 von Swiss Life Deutschland untersucht die Finanzkompetenz und Vorsorgebereitschaft der Generationen Y (31-44 Jahre) und Z (bis 30 Jahre) im Vergleich zu älteren Altersgruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Interesse an Finanzthemen bei den jüngeren Generationen hoch ist, bei der Altersvorsorge aber noch große Lücken bestehen. Rund 44 Prozent der Generation Z haben noch keine Maßnahmen zur finanziellen Absicherung getroffen.

Die Ergebnisse der Studie können genutzt werden, um die Ansprache und Beratung jüngerer Zielgruppen effizienter und zielgerichteter zu gestalten.

Trotz hoher Selbsteinschätzung der Kompetenz besteht ein hoher Beratungsbedarf, wobei digitale Kanäle und hybride Beratungsmodelle bevorzugt werden. Kryptowährungen, aktienbasierte Vorsorgeprodukte und flexible, digitale Informationsquellen sind für die Generation Z attraktiv, während Nachhaltigkeit an Relevanz verliert. Finanzberater müssen ihre Ansprache und Angebote an die digitalen und flexiblen Bedürfnisse der jungen Generationen anpassen, um deren langfristige Vorsorgebereitschaft zu stärken.

Was Vermittler tun können, um die Generationen Z und Y gezielt anzusprechen:

1. Fokus auf Beratung, aber mit digitaler Unterstützung

Die Generationen Y und Z schätzen die persönliche Beratung, aber in hybrider Form. Vermittler sollten daher digitale und persönliche Beratung kombinieren. Neben klassischen Beratungsgesprächen sollten auch digitale Formate wie Videotelefonate, Chat- und Messengerdienste genutzt werden. Gute Erreichbarkeit und schnelle Kommunikation über digitale Kanäle sind wichtige Erfolgsfaktoren, um diese Kundengruppen langfristig zu binden.

Praxistipp: Etablieren Sie ein Omnikanal-Beratungsmodell, bei dem die Kunden zwischen digitaler und persönlicher Beratung wählen können. Dies ermöglicht eine bessere Anpassung an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensstile der jüngeren Generationen.

2. Vertrauensbildung durch glaubwürdige und transparente Kommunikation.

Viele junge Erwachsene haben noch keine konkrete Vorsorge getroffen. Gründe dafür sind häufig mangelndes Vertrauen und Unsicherheiten bei der Produktauswahl. Vermittler sollten daher besonders darauf achten, transparent und glaubwürdig zu kommunizieren, Vorteile und Risiken der Produkte klar zu benennen und sich als verlässliche und langfristige Informationsquelle zu etablieren.

Praxistipp: Nutzen Sie moderne Visualisierungsmethoden, um komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Das schafft Vertrauen und macht Finanzentscheidungen nachvollziehbar.

3. Aufklärung über langfristige Anlagekonzepte - weg vom „schnellen Gewinn“.

Die jüngere Generation tendiert zu risikoreicheren Anlageformen wie Kryptowährungen, weil sie sich davon schnelle Gewinne verspricht. Hier müssen Vermittler ansetzen und erklären, dass langfristige Strategien wie Aktien- oder Mischfonds die sichereren Alternativen für die Altersvorsorge sind. Durch die Betonung eines diversifizierten Anlageportfolios kann der Vermittler den Kunden davor schützen, seine Altersvorsorge auf ein zu risikoreiches Fundament zu stellen.

Praxistipp: Entwickeln Sie einfache Checklisten oder Leitfäden für junge Kunden, die ihnen helfen, fundierte und zukunftssichere Anlageentscheidungen zu treffen.

4. Angebot maßgeschneiderter Vorsorgeprodukte

Die Studie hebt hervor, dass die Generation Z zunehmend an aktienbasierten Vorsorgeprodukten interessiert ist, gleichzeitig aber noch wenig konkrete Vorsorge betreibt. Klassische Versicherungs- und Vorsorgeprodukte decken die Bedürfnisse der jungen Menschen nicht mehr vollständig ab. Vermittler sollten daher Produkte und Lösungen anbieten, die moderne Anlageformen wie ETFs oder nachhaltige Investments beinhalten.

Praxistipp: Bieten Sie jungen Zielgruppen aktiv spezifische Finanzprodukte an, die flexible Anlagemöglichkeiten, nachhaltige Anlagestrategien und langfristige Vorsorgepläne kombinieren.

5. Social Media als Informations- und Akquisitionskanal nutzen

Die Generation Z informiert sich bevorzugt auf Social Media Plattformen wie YouTube und Instagram über Finanzthemen. Berater sollten daher auf diesen Plattformen präsent sein und potenzielle Kundinnen und Kunden mit aufklärenden Inhalten wie einfachen Erklärvideos, Live Q&As oder Kooperationen mit Finanz-Influencern ansprechen. Das schafft Vertrauen und macht gleichzeitig auf die eigenen Dienstleistungen aufmerksam.

Praxistipp: Erstellen Sie kurze, informative Videos zu häufig gestellten Fragen und verbreiten Sie diese auf Plattformen wie Instagram und YouTube. Positionieren Sie sich als Experte und bauen Sie eine digitale Marke auf, die jüngere Generationen anspricht.

6. Flexibilität und Individualität in der Beratung

Der Wunsch nach Individualität und Flexibilität ist bei den jüngeren Generationen besonders ausgeprägt. Sie erwarten Lösungen, die sich ihrem Lebensstil und ihren kurzfristigen Bedürfnissen anpassen. Berater sollten daher standardisierte Produkte vermeiden und stattdessen maßgeschneiderte Konzepte entwickeln.

Praxistipp: Implementieren Sie eine flexible Beratungsstruktur, die sich an die spezifischen Lebens- und Berufsverläufe der jungen Generationen anpasst. Nutzen Sie Beispiele und Simulationen, die individuelle Zukunftsszenarien durchspielen und so die Vorteile verschiedener Produkte greifbar machen.

 

An der Online-Befragung nahmen im Zeitraum vom 27. Juni bis 9. Juli 2024 insgesamt 4.000 Personen teil. Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse über Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Veränderungen in den Einstellungen und Sichtweisen der Generationen zu den Themen Vorsorge, Absicherung, Beratung und finanzielle Selbstbestimmung zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf den Generationen Y und Z.

Definitionen der genannten Generationen

Die Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964, waren die erste Nachkriegsgeneration nach dem 2. Weltkrieg, haben das Wirtschaftswunder erlebt. (Heute: ab 60 Jahre)

Die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979, auch ‘Generation Golf‘ genannt, wurde in ihrer Kindheit durch die Wirtschaftskrise der 70er Jahre und eine aufkommende Scheidungsrate, stark geprägt. (Heute: 45-59 Jahre)

Die Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1993, auch ‚Millennials‘ genannt, haben die Jahrtausendwende schon bewusst erlebt und bekamen auch den Internetboom und die Globalisierung in vollen Zügen mit. (Heute: 31-44 Jahre)

Die Generation Z, geboren zwischen 1994 und 2010, auch ‚Generation YouTube‘ genannt, hat die Digitalisierung des Alltags bereits komplett in ihr Leben integriert. (Heute: bis 30 Jahre)

 

Verfassen Sie den ersten Kommentar