Im aktuellen Podcast des Versicherungsmonitors diskutieren die Redakteurinnen Friederike Krieger und Nina Nöthling über die Stimmung in der Maklerbranche. Den Maklern geht es wirtschaftlich gut, die Konsolidierungswelle rollt weiter und die Debatte um Provisionen versus Honorarberatung wird immer kontroverser.
Makler profitieren von steigenden Sachprämien
Nina Nöthling berichtete vom Pressegespräch des BDVM in Hamburg, wo das jährliche Stimmungsbarometer vorgestellt wurde. Das Ergebnis fällt positiv aus: Bei 83 Prozent der Makler sind die Courtage Einnahmen gestiegen, hauptsächlich dank höherer Sachprämien. Nur bei rund 8 Prozent gingen die Einnahmen zurück. Die Stimmung vor Ort beschrieb Nöthling als "ganz nette Runde und sehr locker", die Vorträge seien "casual" gewesen, was sie als angenehm empfand.
Provisionsberatung verteidigt, Honorarberatung kritisch gesehen

Honorarberatung für Menschen mit wenig Geld ein Problem
Thomas Billerbeck
BDVM
Die steigenden Einnahmen könnten Befürwortern der Honorarberatung in die Hände spielen, die argumentieren, dass provisionsbasierte Beratung zu Interessenkonflikten führe. Der BDVM verteidigte jedoch das bestehende Modell mit durchaus überzeugenden Argumenten. BDVM Präsident Thomas Billerbeck verwies auf Erfahrungen aus anderen Ländern: "In Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden sieht man, dass die Honorarberatung gerade Menschen, die nicht so viel Geld haben, ein Problem ist. Die fallen da hinten runter, die können sich das nicht leisten." Dabei bräuchte genau diese Gruppe eigentlich Beratung, etwa um ihre Rente besser abzusichern.
Ein weiteres Argument: "Wir in Deutschland sind auch gar nicht daran gewöhnt, vorab für etwas zu bezahlen." Bei Honorarberatung müsse man zahlen, um eine Empfehlung zu bekommen, ohne Garantie, überhaupt etwas abzuschließen. Möglicherweise müsse man sogar eine zweite Meinung einholen und erneut für die Beratung zahlen, was für noch mehr Menschen finanziell schwierig werde.
Forderung nach mehr Transparenz statt Systemwechsel
Eine erzwungene flächendeckende Honorarberatung nach britischem Vorbild lehnt Nina Nöthling ab. Denkbar wären Ratenzahlungen, sofern dadurch keine Mehrkosten entstehen. Ihr Hauptanliegen ist jedoch "noch mehr Offenheit bei den Provisionen", und zwar schon vor dem Abschluss. Sie wünscht sich, bei mehreren Produktvorschlägen direkt zu sehen, wie viel Provision der Makler für welches Produkt erhält: "Wenn mir jetzt zum Beispiel ein Makler drei Lebensversicherungen vorschlägt und mir eine besonders empfiehlt, dann würde ich halt gerne sehen, wie viel Provision er für diese bekommt im Vergleich zu den anderen."
Steigende Kosten fressen Mehreinnahmen auf
Trotz gestiegener Einnahmen ist die wirtschaftliche Lage in der Maklerschaft nicht rosig. Bei über 50 Prozent stiegen die Einnahmen "nur um 10 Prozent". Gleichzeitig erhöhten sich bei rund 64 Prozent die Personalkosten, obwohl nur 25 Prozent neue Mitarbeiter einstellten. Ein wesentlicher Kostentreiber sind Weiter- und Fortbildungen, die über die 15 Pflichtstunden hinausgehen. Makler übernehmen dabei Kursgebühren, Übernachtungen und tragen den Abeitsausfall, der durch die Fortbildungszeiten entsteht.
Konsolidierungswelle bei Maklern geht weiter
Der BDVM sieht die Entwicklung im Markt gelassen. Die Konsolidierung werde weitergehen, allerdings könnten die Zahlen etwas zurückgehen. Interessanterweise sinkt die Gesamtzahl der Makler in Deutschland nicht, sondern ist sogar leicht gestiegen. Dr. Sven Erichsen vom Makler Finlex erklärt dies damit, dass Konsolidierung auch eine Gegenbewegung auslöse: Mitarbeiter, die mit Übernahmen nicht einverstanden sind, machten sich selbstständig und gründeten neue Maklerbüros. Der BDVM betont zudem: "Von den mehr als 40.000 registrierten Maklerbetrieben sind nur rund 2.000 für Aufkäufer interessant."
Konsolidierung als Chance für Nachwuchskräfte?
Macht die Konsolidierung den Beruf unattraktiver? Immerhin landet die Versicherungsbranche bei Umfragen zur Arbeitgeberattraktivität regelmäßig weit hinten. Der BDVM bemängelt jedoch, dass bei solchen Umfragen nicht differenziert genug nach den verschiedenen Berufen in der Branche gefragt werde. BDVM Präsident Thomas Billerbeck ist überzeugt, dass der Maklerberuf besser abschneiden würde als die Versicherungsbranche insgesamt.
Konsolidierung könnte sogar Vorteile für Neueinsteiger bringen: Viele Konsolidierer lassen angeschlossene Maklerhäuser weitgehend autonom. Gleichzeitig profitieren sie von digitaler Infrastruktur, was gerade für junge Leute wichtig sei. Einige Konsolidierer bieten sogar Anstellungsmodelle mit festem Gehalt statt Provision an, was in wirtschaftlich unsicheren Zeiten attraktiv sein könnte und Teilzeitarbeit erleichtere.
Marsh McLennan wird zu Marsh: Namensverwirrung inklusive
Eine aktuelle Namensänderung sorgt für Kopfschütteln: Der 1905 gegründete Marsh McLennan Konzern streicht McLennan aus dem Namen und heißt künftig nur noch Marsh. Die Umbenennung zieht sich durch alle Tochtergesellschaften, allerdings nicht konsistent: Der Makler Marsh wird zu Marsh Risk, Mercer zu Marsh Peoples and Investments, Guy Carpenter zu Marsh Re. Nur Oliver Wyman behält seinen Namen und bekommt lediglich den Zusatz "Marsh Business".
Friederike Krieger zeigte sich irritiert: "Mein ganzes Berufsleben begleitet mich diese Namen schon. Und ich glaube, nicht nur ich werde es irritierend finden, wenn die jetzt plötzlich neue Namen haben." Sie sieht die Gefahr, dass Marsh in ein paar Jahren wieder zum alten Namen zurückkehrt, wenn Kunden mit den neuen Bezeichnungen nicht warm werden. Genau das sei bei WTW passiert: Nach der Fusion von Willis und Towers Watson wollte man nur noch WTW genannt werden, um dann später doch wieder die alten Markennamen Willis und Towers Watson zu beleben.
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