Länger arbeiten für die Rente

Die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen in Deutschland ist 2010 auf 40,8 Prozent angestiegen Ein Jahr zuvor waren es 38,4 Prozent. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf einem Spitzenplatz, geht aus dem Bericht „Altersgerechte Arbeitswelt“ des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor.

Seit dem Jahr 2000 nahm die Erwerbstätigenquote bei den über 60-Jährigen um über 20 Prozentpunkte zu: auf 49 Prozent bei Männern bzw. 33 Prozent bei Frauen. Nimmt man die Älteren ab 55 hinzu, so stieg die Quote von 2000 bis 2010 von 38 auf knapp 58 Prozent. Nimmt man allerdings nur die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, so arbeiten nur 25 Prozent der 60- bis 64-Jährigen, im Vollzeit-Job gar nur knapp 20 Prozent. Von den heute 64-Jährigen arbeiten lediglich noch knapp zehn Prozent als Vollzeit-Angestellte.

Der Bericht soll die Umstellung auf die Rente mit 67 rechtfertigen. Durch die verlängerte Berufstätigkeit hat sich der Renteneintritt bereits nach hinten verschoben. Laut Bericht gingen die Deutschen im Jahr 2000 mit 62,3 Jahren in Rente, 2010 mit 63,5 Jahren. Durch die steigende Lebenserwartung ist die Rentenkasse aber dennoch stärker belastet worden. So  kamen die Deutschen 1960 im Schnitt auf insgesamt 9,9 Jahre Rentenbezug, 1990 auf 15,4 Jahre und 2010 auf 18,5 Jahre.

Nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung gab es 2010 insgesamt 674.000 Neurentner. 48 Prozent davon wählten die Frührente, weil sie nicht bis 65 arbeiten wollten, und nahmen dafür lebenslange Abschläge von durchschnittlich 113 Euro pro Monat in Kauf. Im Jahr 2000 lag die Quote der Frührentner erst bei 14,5 Prozent.

Ein Eckrentner, der 45 Jahre lang stets das Durchschnittseinkommen verdient hat, bekommt 1.236,15 Euro Bruttorente in den alten Bundesländern und 1.096,65 Euro in den neuen Bundesländern, Stand Juli 2011. Im wahren Leben kommen die Deutschen im Schnitt aber nur auf 36,8 Jahre Lebensarbeitszeit. Damit wiegen die Eckrenten die Masse der Deutschen in falsche Sicherheit, die ohne Zusatzvorsorge im Alter nicht auskömmlich leben kann.

Von der Bruttorente werden zudem Beiträge für Krankenversicherung (8,2 %) und Pflegeversicherung (1,95 %) einbehalten. Netto bleiben 1.109, Euro im Westen bzw. 984 Euro im Osten – vor Steuern. Nachträglich wird – über die Steuererklärung – Einkommensteuer fällig. Wer 2011 in Rente ging und keinerlei weitere Einnahmen hatte, konnte bis zu 15.179 Euro Bruttorente pro Jahre (Ehepaare bis 31.241 Euro) steuerfrei vereinnahmen. Das sind umgerechnet 1.310 Euro (Ehepaare 2.603 Euro). Bislang müssen rund 70 Prozent der Rentner keine Steuern zahlen, Tendenz durch das Alterseinkünftegesetz von 2005 stark fallend.

Zum 1. Juli 2012 steigen die Renten im Westen der Republik voraussichtlich um 2,3 Prozent, im Osten um 3,2 Prozent. Die Entscheidung fällt erst im Frühjahr. Im Vorjahr war ein Zuschlag von 1,0 Prozent hinzugekommen, 2010 hatte es eine Nullrunde gegeben. Angesichts der demografischen Entwicklung gibt es zu privater und betrieblicher Zusatz-Vorsorge für die meisten keine Alternative.