Leserbrief vom 02.07.2012

"Pflege-Bahr"

Bisherige Versicherungskonzepte am Markt sind sämtlich nicht förderfähig, weil sie die verlangten Vorgaben nicht erfüllen. Die Förderung ist eine nette Idee, aber ba(h)r jeder Vernunft. Denn:

• Der Annahmezwang aller Anträge (also auch bei erhöhten Risiken wie chronischen Vorerkrankungen) wird zu einer Neukalkulation mit höheren Beiträgen führen.
• Ein Anreiz, privat für den Pflegefall vorzusorgen, wird so nicht ausgelöst: Menschen mit geringem Einkommen werden sich ausreichenden Schutz mit der neuen Police nicht leisten können.
• Menschen mit mittleren und höheren Einkommen, die auch ohne Förderung vorsorgen oder das vorhaben, werden die Zulage möglicherweise gern mitnehmen. Darauf angewiesen sind sie nicht.
• Die Pläne der Regierung setzen ausschließlich auf Angebote der Krankenversicherer, ohne dass diese verpflichtet sind, die Beitragslast im Alter durch Rückstellungen zu senken. Die Beiträge werden also steigen müssen.
• Nicht zuletzt wird für einen minimalen Förderbeitrag wohl eine neue Zulagenbehörde geschaffen, die zusätzliches Steuergeld kostet.
Unser Fazit: Die Förder-Pflegeversicherung ist weder gut gemeint noch gut gemacht. Sie ist eine Täuschung. Es wäre gut, wenn sie nicht Gesetz würde - noch hat der Bundesrat nicht zugestimmt.
Richtig wäre eine Grundsanierung der gesetzlichen Pflegeversicherung und eine bessere Honorierung der Menschen, die sich um die derzeit fast 2,4 Mio. Pflegebedürftigen kümmern.

Ingo Scheulen

Zum Artikel: Mini-Förderung privater Pflege-Zusatzpolicen beschlossen

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