Lebensversicherungsreformgesetz

02.06.2014 20:46:59

Nachsatz zu meiner Mail von 19.39 Uhr:

Sehr geehrter Herr [Name ausgeblendet],

bezüglich meiner provokanten Fragestellung zu Ihrem "Gehalt" möchte ich hier in aller Form Abbitte leisten, denn ich hätte auf Ihrer Homepage Ihre Auftraggeber recherchieren sollen, bevor mir die Zornesader schwoll.
Ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an. Gleichwohl frage ich mich, wie ein Selbsständiger (oder in Ihrem Fall Freiberufler), der unsere Branche kennen sollte, zu Aussagen wie den von Ihnen getätigten kommt.
Insofern halte ich alle über Ihr vermeintliches "Gehalt" hinausgehenden Fragen und Anmerkungen aufrecht.
MfG

[Name ausgeblendet]

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02.06.2014 19:40:03

Sehr geehrter Herr [Name ausgeblendet],

etwas verspätet nach einem endlich mal langen Wochende ohne Arbeit, möchte ich wie folgt Stellung nehmen:
Man könnte den Eindruck gewinnen, Sie gefielen sich in der Rolle , in der Sie mit altklugen Belehrungen die Frontmänner der "Makler-Gilde" brüskieren.
Ich habe unzählige Ihrer fachlich versierten Beiträge in diesem Forum gelesen, dazu passt allerdings Ihr m.E. selbstgefälliger Auftritt zu diesem Thema gar nicht.
Bevor Sie über die Vertriebsmentalität einzelner oder ganzer Gruppen in dieser unsachlichen Weise herziehen, beantworten Sie mir doch die folgenden Fragen:
1. Wer bezahlt Ihr Gehalt (mit vermutlich 13-14 Gehältern) ?
2. Ist es an die Tarifen der HBV angebunden oder gar außertariflich ?
3. Ist es ein Festgehalt oder anteilig "ins Verdienen" zu bringen ?
4. Ist dieses Gehalt pünktlich jeden Monat Ihrem Konto gutgeschrieben.
5. Könnte es sein, dass Sie keine oder nur sehr wenig Ahnung von der Einkunftsart der Selbstständigen haben, z.B. von erheblichen Schwankungen, von in den letzten Jahren regelmäßig neu hinzukommenden Auflagen, um bisher getätigte Geschäfte überhaupt noch betreiben zu dürfen, von den Mehrkosten , die nicht einfach im Jahresumsatz durch zusätzliche Abschlüsse auszugleichen sind, ganz zu schweigen.
6. Haben Sie schon davon gehört, dass die gesamte LV-Branche mit Umsatzeinbußen kämpft, insbesondere im Bereich der Altersvorsorge. Haben Sie über Ursache und Wirkung dieses Umstandes nachgedacht ?
7. Glauben Sie ernsthaft, dass Ihre Theorie, der Sie richtiger Weise höheren Bedarf an Altersvorsorgeprodukten zu Grunde legen, im Weiteren jedoch auf der Empfehlung beruht, nicht zu jammern, sondern einfach mit guter Beratung mehr Umsatz zu machen (denn Strukkis können es ja schließlich auch, Ihre ausführliche Beschreibung sei hier zusammengefasst), in der Praxis ebenso einfach umzusetzen ist ?? Das Paradoxon, dass der existentiell höhere Bedarf eben in der Nachfrage einschließlich der von uns geweckten Nachfrage nicht seine Entsprechung findet, ist zwischenzeitlich in unserer Branche Allgemeinwissen. Ihre Äußerungen hierzu sind nicht nur ehrabschneidend sondern zeugen m.E. geradezu von "holder Einfalt" und beachtlicher Unkenntnis in Vertriebsdingen. Schon, dass Sie die Umsatzaussichten von Strukkis und Maklern vereinheitlicht darstellen, obwohl gerade der Unterschied in der Qualität der Beratung, der damit verbundene Zeit- und Logistikaufwand, die Haftungsrisiken etc. etc. in diesem Forum immer wieder herausgearbeitet wurden, erscheint mir nicht nur fragwürdig, sondern methodisch falsch.

Würde Ihre o.g. Theorie stimmen, wären unzählige Makler im Grunde nichts anderes als "Vertriebslooser" und "Jammerlappen" (=Ihre hochnäsige Theorie auf Stammtischniveau reduziert).

Sie haben Recht damit, dass sich Unternehmer in unsere Branche , wie in jeder anderen, auf neue Gegebenheiten und Vorschriften einrichten müssen, um dauerhaft am Markt zu bestehen. So einfach, wie Sie versuchen, das darzustellen, ist es aber bei Weitem nicht. Dies kann man beispielsweise an der drastischen Dezimierung von Vertriebsleuten in Großbritannien (u.a.) sehen.

Abschließend frage ich mich, ob Sie den Film "Path of Glory" ("Wege zum Ruhm" in der deutschen Fassung) tatsächlich gesehen oder den als Vorlage dienenden Roman von Humphrey Cobb gelesen haben. Falls dem so sein sollte, befürchte ich, dass Sie ihn nicht verstanden haben, denn es gibt kaum ein mehr niederschmetterndes Werk über das verhängnissvolle Geflecht von Politik, Gehorsam, Angst, Karrieregeilheit um jeden Preis (auch Menschenleben) und den in seiner höchsten Form Menschen verachtenden Regeln des Krieges. Ich kann absolut keine Rechtfertigung für einen Vergleich dieses Werkes oder einzelner Passagen desselben mit dem hier hinreichend erörterten Thema erkennen, denn die Botschaft des Films ist eine völlig andere und im Übrigen eine, die mehr Anerkennung und Respekt verdient, als dass sie bei Vertriebsthemen in einer vom Krieg -Gott sei Dank- nicht beinflussten Gesellschaft in falschen Beispielen verwässert wird. Sollte es Ihnen nicht darum gegangen sein, Ihre Überlegenheit in wissenschaftlich-fachlicher Hinsicht (Vertrieb ausdrücklich ausgenommen) noch mit -vermeintlich- kultureller Bildung zu unterstreichen und Sie Gesprächspartner für kulturelle Erörterungen suchen, dann wenden Sie sich doch bitte an entsprechende Foren.

Mit freundlichen Grüßen

[Name ausgeblendet]

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