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17.03.2011 - dvb-Presseservice

Ölgeruch statt Jasminduft - Märkte aktuell

- Die Krise im Nahen Osten und Nordafrika hat die Emerging Markets unvorbereitet getroffen.

- Bereits seit dem 4. Quartal 2010 sorgten nachlassendes Wachstum und steigende Inflation für starken Verkaufsdruck. Jetzt kommen mit politischen Risiken und steigenden Ölpreisen neue Belastungsfaktoren für die Emerging Markets hinzu.

- Trotzdem zeichnen sie sich weiter durch deutlich bessere Wachstumsaussichten und langfristige Fundamentaldaten aus als die meisten Industrienationen.

- Die derzeitige Lage könnte deshalb ideal sein, um Emerging-Market-Positionen aufzubauen.

- 2011 wird die Performance mehr denn je von der Länder-, Branchen- und Einzelwertauswahl abhängen.

Die zögerliche Erholung nach der Finanzkrise, die Staatsschuldenkrise in Europa und die zunehmenden Inflationssorgen in den Emerging Markets und vor allem in China waren offensichtlich noch nicht genug: Die Krise im Nahen Osten und in Nordafrika hat die Märkte überrascht.

Was bedeuten politische Risiken für den Ölpreis?

So wie das Ende des Kommunismus im Jahr 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer seinen Anfang nahm, könnte die „Jasminrevolution” in Tunesien der Beginn einer echten demokratischen Wende in der meist autoritär regierten arabischen Welt sein. An den Finanzmärkten werden zurzeit aber vor allem die kurzfristigen geopolitischen Risiken wahrgenommen, und mehr noch die Auswirkungen auf den Ölpreis und die Weltwirtschaft.

Die schnellen und fast gewaltfreien Revolutionen in Tunesien und Ägypten – zwei Ländern ohne nennenswerte Ölförderung – hatten kaum Auswirkungen auf den Ölpreis. Mit dem Übergreifen der Krise auf Nachbarländer wie Libyen, Bahrain, Jemen und Oman hat sich das geändert. Insbesondere die nur bedingt vergleichbaren Unruhen in Libyen machen die Anleger nervös: Das Land ist seit seiner Gründung in den 1950er Jahren ein eher künstliches und von Stammesdifferenzen geprägtes Gebilde, so dass die Situation hier durchaus zu einem Bürgerkrieg mit vielen Toten und völligem Chaos eskalieren könnte.

- Libyen ist zwar ein wichtiger Rohöllieferant für Europa, hat aber nur einen Anteil von 2 Prozent an der Welt-Ölproduktion. Wie vor kurzem mitgeteilt wurde, könnte ein Ausfall durch erhöhte Lieferungen aus Ländern wie Saudi-Arabien ausgeglichen werden. Wenn die Krise auf Libyen und einige kleinere Länder in der Region beschränkt bleibt, wären die Auswirkungen auf die Ölversorgung also handhabbar.

Allerdings könnte sich die Lage dramatisch ändern, wenn die Krise auch auf Algerien (einen wichtigen Gasproduzenten) übergreift und natürlich erst recht, wenn es zu Problemen mit der Ölversorgung aus Saudi-Arabien mit seinem 12-prozentigen Anteil an der Welt-Ölproduktion kommt. Die Proteste in Nordafrika haben sich bislang vor allem gegen Arbeitslosigkeit, Demokratiedefizite, Lebensmittelinflation und ähnliches gerichtet. Im Nahen Osten dagegen sind politischere Unruhen zu erwarten, in denen die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten wieder zum Tragen kommen könnte. Weil diese (Öl-)Staaten größtenteils sehr reich sind, könnten sich ihre Herrscher mit höheren Sozialausgaben den Frieden erkaufen. Der saudische König Abdullah hat dies kürzlich vorgemacht.

Auch andere Faktoren lassen das Risiko einer Störung der saudischen Ölproduktion überschaubar erscheinen:

- Die Sicherheitsmaßnahmen um die Ölanlagen sind sehr streng – unter anderem gibt es eine 35.000 Mann starke Truppe, die speziell für ihren Schutz ausgebildet wurde.

- Die Anlagen für Öl- und Gasgewinnung sind weit über das Land verstreut (über ein Gebiet größer als Großbritannien).

- Der Großteil des Personals für die Produktion besteht aus Saudis (die Anlagen in Libyen wurden vor allem geschlossen, weil ausländische Ölproduzenten ihr Personal dort abgezogen haben).

- Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Ölproduktion in Saudi-Arabien recht widerstandsfähig gegen Störungen ist, selbst gegen Unruhen im Land selbst.

- Insgesamt halten wir das Risiko in Saudi-Arabien für gering.

Das Worst-Case-Szenario, wenn auch ein unwahrscheinliches, wäre eine Ausbreitung der Unruhen auf andere „undemokratische” Länder wie den Iran oder sogar China. Zum schon jetzt unsicheren Ausblick für die Weltwirtschaft kämen dann noch erhebliche geopolitische Risiken hinzu.

Auswirkungen auf den Ölpreis

Die Folgen eines steigenden Ölpreises für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte liegen auf der Hand. Sie sind aber von Land zu Land sehr unterschiedlich.

- Viel hängt davon ab, ob ein Land Nettoimporteur oder Nettoexporteur ist und wie ölintensiv seine Volkswirtschaft ist (Ölverbrauch/Wertschöpfung). Hinzu kommen die Auswirkungen des Ölpreisanstiegs auf Staatshaushalt und Leistungsbilanz und der Anteil von Öl am Verbraucherpreisindex.

- Auch das Tempo und das Ausmaß eines Ölpreisanstiegs müssen berücksichtigt werden, ebenso wie die Frage, ob er nachfragegetrieben ist (wie beim stetigen Anstieg von Mitte 2007 bis Mitte 2008) oder angebotsgetrieben (wie jetzt).

- Schätzungen zufolge würde ein Anstieg des Ölpreises um 10 USD das Weltwirtschaftswachstum um etwa 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte verringern; ein Anstieg auf 150 USD je Barrel würde eine Verringerung um einen Prozentpunkt zur Folge haben.

- Neben den direkten Auswirkungen sind auch Sekundäreffekte zu beachten: unter anderem abnehmendes Unternehmer- und Verbrauchervertrauen, Margendruck, Forderungen nach höheren Reallöhnen, Inflation.

Auswirkungen auf die Emerging Markets

- Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Emerging Markets, und zwar vor allem die asiatischen, von einem deutlichen Anstieg des Ölpreises überdurchschnittlich betroffen wären:

- wegen der außenwirtschaftlichen Folgen: steigende Importpreise, geringere Exportnachfrage durch schwächere Weltkonjunktur

- wegen der Auswirkungen auf die Staatsfinanzen in Ländern mit Treibstoffsubventionen (wie Indien)

- wegen der Gefahr eines Inflationsschocks

- In manchen Ländern mit engen Handelsverflechtungen mit der arabischen Welt (und hohen Investitionen aus diesen Ländern) könnte es zusätzliche negative Folgen geben, z.B. in der Türkei und in Südkorea.

- Für ölproduzierende Länder wie Russland ist der steigende Ölpreis günstig.

Unser aktueller Ausblick für Emerging-Market-Aktien

Nach der Rallye der letzten Jahre – 2009 ist der MSCI EM um 58,65 Prozent gestiegen, 2010 um 11,69 Prozent – könnte die zuletzt unterdurchschnittliche Entwicklung von Emerging-Market-Aktien (-1,82 Prozent seit Jahresbeginn 2011) zumindest vorübergehend anhalten. Ein Vergleich mit 2008, als der Ölpreis bis kurz vor der Finanzkrise geradezu explodierte, wäre unangemessen: Damals ließen die Subprimekrise und der Zusammenbruch von Lehman Brothers die Weltkonjunktur einbrechen, so dass sich die Emerging Markets Ende 2008 vorübergehend stark unterdurchschnittlich entwickelten. Derzeit liegt das Problem aber weniger an mangelnder Liquidität, und anders als 2008 gibt es heute auch keine Zwangs- oder Panikverkäufe.

Dennoch leben wir in unsicheren Zeiten. Vor dem Ausbrechen der Unruhen in der arabischen Welt war die Stimmung in den Industrienationen auf dem Weg der Besserung, und die Märkte hatten bereits stark zugelegt. Durch den steigenden Ölpreis könnte wieder deutlich werden wie instabil die Weltwirtschaft noch immer ist und zu erhöhter Risikoaversion und Volatilität führen.

Dennoch spricht noch immer einiges für Emerging-Market-Aktien:

- Die Risikoprämie lässt keine Überbewertung erkennen.

- Nicht zu vergessen ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und nach allgemeiner Einschätzung von zentraler Bedeutung für die Markt- und Konjunkturentwicklung weltweit. Dort hat der jährliche Volkskongress am 5. März den nächsten Fünfjahresplan beschlossen. Er sieht eine strukturelle Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft vor, was nicht nur für das Land selbst weitreichende Folgen haben dürfte, sondern auch die gesamte Weltwirtschaft voranbringen könnte.

- Wenn sich die Aufregung legt und der Ölpreis wieder nachgibt, könnten aus den aktuellen Mindererträgen schnell wieder Mehrerträge werden, denn die meisten Emerging Markets haben noch immer bessere Wachstumsaussichten und viel robustere strukturelle Fundamentaldaten als die meisten Industrienationen. Das aktuelle Umfeld könnte sich deshalb als ideal für den langsamen Aufbau von Emerging-Market-Positionen erweisen.

- Mehr denn je wird es 2011 auf die Länder-, Branchen- und Einzelwertauswahl ankommen, denn anders als 2010 dürften nicht alle gleichermaßen vom Aufschwung profitieren.

Aufgrund unserer langjährigen Emerging-Market-Erfahrung bieten wir Anlegern solides Know-how für Anlagen in unsicheren Zeiten. Unser Spezialistenteam managt Emerging-Market-Anlagen mit einem Volumen von 1,5 Mrd. USD und kann auf Erfolge mit unterschiedlichsten Strategien zurückblicken – traditionelle und alternative Anlagen in sämtlichen Assetklassen, globale und regionale Fonds und vieles mehr.

Unsere Kunden profitieren von der globalen Expertise von Dexia Asset Management in allen Assetklassen (Aktien, Anleihen, Balanced, Geldmärkte etc.). Wir bieten eine breite Palette an leistungsfähigen Anlagelösungen in Form von Publikums- und Spezialfonds. Dabei setzen wir alles daran, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen, seien es institutionelle Anleger, vermögende Privatkunden, Privatanleger oder Finanzintermediäre.

Auswirkungen auf unsere Anlagestrategie

Insgesamt sind wir in arabischen Ländern untergewichtet und waren dies auch schon vor den jüngsten Entwicklungen in Tunesien, Ägypten und Libyen.

So hat Tunesien am Index unserer Fixed-Income-Portfolios nur einen Anteil von 0,17 Prozent, und wir sind 10 Basispunkte untergewichtet. Die Gewichtung von Ägypten war Ende Januar mit 0,8 Prozent etwas höher, aber diese Position haben wir verkauft. Auch unser Engagement in Bahrain haben wir – nach einem starken Rückgang der Spreads und noch vor dem Übergreifen der ägyptischen Ereignisse – auf 0 Prozent reduziert. Über Staatsanleihen aus Dubai und Quasi-Staatsanleihen aus Abu Dhabi beträgt die Gewichtung der Vereinigten Arabischen Emirate 0,9 Prozent. Im Irak, der 0,98 Prozent der Benchmark ausmacht, sind wir überhaupt nicht investiert.

Ähnlich sieht es bei Aktien aus: Weder in unseren traditionellen noch in unseren alternativen Portfolios haben wir hier Positionen in den arabischen Staaten.

Weitere Analysen

Im Juni 2010 hat Dexia AM eine Studie zum Thema nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren (SRI) veröffentlicht, die sich mit Lebensmittelknappheit als Auslöser von Unruhen und als Inflationstreiber befasst. Die Studie nennt Herausforderungen und Lösungen.

Eine Zusammenfassung:

Knappheit wird in den kommenden Jahrzehnten das wichtigste Thema im Lebensmittelsektor sein, so dass das Thema Versorgungssicherheit ganz oben auf der Tagesordnung stehen wird.

Die Nachfrage nach Lebensmitteln nimmt zu. Dafür sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: das Bevölkerungswachstum und der zunehmende Wohlstand. Das Angebot hinkt dieser Entwicklung hinterher, unter anderem aufgrund nachlassenden Ertragswachstums, begrenzter Anbauflächen und steigender Nachfrage nach Biokraftstoffen. Alles zusammen führt zu verstärkter Konkurrenz um verfügbares Land. Zudem hat sich in den vergangenen Monaten das Phänomen des „Land-Grabbing” verstärkt, bei dem ausländische Anleger landwirtschaftliche Flächen aufkaufen. Dadurch dürfte die Angebotssituation noch kritischer werden.

Klar ist: Wenn genügend Lebensmittel für die wachsende Bevölkerung zur Verfügung stehen sollen, muss die landwirtschaftliche Produktion zunehmen. Zugleich müssen sich Konsummuster verändern; beispielsweise sollte eine Verringerung des Fleischkonsums gefördert werden. Diese politischen und sozialen Themen können Chancen für Düngemittelhersteller, den Biotechnologiesektor und Anbieter von Bewässerungstechnik bedeuten. Parallel dazu dürften die Umweltbelastungen durch traditionelle Intensivlandwirtschaft einen Wandel zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung auslösen.

Das Konzept ‚nachhaltige Landwirtschaft\' hat viele Facetten. Allgemein lässt sich sagen, dass es für produktive und effiziente Systeme steht, die zugleich umweltschonend sind. Für nachhaltige Versorgungssicherheit gibt es keine Einzellösung. Stattdessen ist eine Kombination nachhaltiger Anbaumethoden vonnöten, um das Angebot zu erhöhen und zugleich die natürlichen Ressourcen zu schonen.

Ziel dieser Studie ist, die Gründe für Lebensmittelknappheiten zu identifizieren, bestehende und potenzielle Konflikte aufzuzeigen, aktuelle Gegenmaßnahmen zu beschreiben und Chancen für Unternehmen darzustellen, die um höhere Produktivität in der Landwirtschaft bemüht sind. Abschließend wird untersucht, inwieweit nachhaltige Landwirtschaft ein Fortschritt gegenüber Intensivproduktion sein kann.

Die vollständige Studie steht auf unserer speziellen SRI-Website zum Download zur Verfügung: http://sri.dexia-am.com/LibrarySRI/FOOD_SCARCITY.pdf

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Die vollständige Presseinformation inklusive Grafiken finden Sie auch noch einmal in der Anlage als PDF.



Frau Claudia Gerwien
Tel.: +49. 40. 692 123-23
E-Mail: gerwien@red-robin.de

Dexia Asset Management
Zweigniederlassung Deutschland
An der Welle 4
60422 Frankfurt
Deutschland
https://www.dexia-am.com/Home__ALL_DE.htm

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