AOK: Alkoholprobleme bei Jugendlichen nehmen zu
Behandlungszahlen haben sich in den letzten vier Jahren verdoppelt
Die Zahl der Jugendlichen unter 20 Jahren, die mit einer Alkoholvergiftung ins
Krankenhaus eingeliefert wurden, hat sich in den letzten vier Jahren nahezu
verdoppelt. Dies teilt die AOK Baden-Württemberg am Dienstag (16.09.2008) in
Stuttgart mit. Wurden im Jahr 2003 noch 726 Jugendliche wegen "akutem
Alkoholrausch" stationär behandelt, waren es 2007 bereits 1477. In allen Jahren
waren etwa zwei Drittel der Behandlungsbedürftigen männlich, rund ein Drittel
weiblich.
"Diese Entwicklung ist erschreckend", sagt Dr. Rolf Hoberg,
Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg. " Das sogenannte \'Koma-Saufen\' wird für
uns immer mehr zum Problem. Im Jahr 2007 entstanden der AOK stationäre
Behandlungskosten in Höhe von rund 855.000 Euro, was im Vergleich zum Jahr 2003
mit 550.000 Euro einen Anstieg von fast 55 Prozent bedeutet."
Die
Verweildauer der Jugendlichen in stationärer Behandlung blieb mit rund 1,7 Tagen
über die Jahre konstant. Zwar fielen die Kosten je Fall in den letzten vier
Jahren von 757 Euro (2003) auf 577 Euro (2007), allein die höhere Anzahl an
eingelieferten Jugendlichen verursacht jedoch Mehrkosten im höheren
Hunderttausender-Bereich.
Die Bundesregierung plant bereits ein
nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention. Erst am Montag (15.09.2008)
hatten sich jedoch die Vertreter der Alkoholindustrie heftig gegen die Pläne der
Drogenbeauftragen der Bundesregierung, Sabine Bätzing, gewehrt, den
Alkoholkonsum von Jugendlichen durch weitere Verkaufs- und Werbeverbote zu
beschränken. Dr. Hoberg: "Unsere Zahlen zeigen, dass dieses Problem existiert
und dringend etwas dagegen getan werden muss. Dies ist jedoch eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein von den Krankenkassen gestemmt
werden kann."
Ein Werbeverbot allein reiche laut Hoberg nicht aus. Es
sei elementar wichtig, die Ursachen zu kennen, warum Jugendliche so ungehemmt
zur Flasche greifen. Nur so könne man dem gefährlichen Trend, der sich über die
Jahre abgezeichnet hat, mit sinnvollen Maßnahmen entgegenwirken.
Herr Sascha Kirmeß
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