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Ausblick: wenig Dynamik in Japan

Der japanische Aktienmarkt wird aktuell von zwei Faktoren beeinflusst: Die Unsicherheit im Hinblick auf die EWU-Verschuldungskrise und die Erwartung einer nachlassenden Dynamik des chinesischen Wirtschaftswachstums, welches die japanischen Exportunternehmen belasten würde. Diese Situation dürfte nach den erfolgten Kursanstiegen zunächst zu Gewinnmitnahmen am japanischen Aktienmarkt beitragen. Zu dieser Einschätzung kommt die W&W Asset Management, eine Tochtergesellschaft des Stuttgarter Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische (W&W). In der Summe wird die japanische Wirtschaftsentwicklung 2011 wenig Dynamik aufweisen.

Zuletzt litt das japanische Wirtschaftswachstum unter der nachlassenden Nachfrage von den asiatischen und europäischen Handelspartnern sowie der Aufwertung des Yen. Auch im letzten Quartal konnte der Export nicht zu der im ersten Halbjahr beobachteten Stärke zurückfinden. „Momentan ist zudem wenig Belebung am Arbeitsmarkt zu erwarten. Deshalb wird der private Konsum die moderaten Zuwachsraten des Exports kaum kompensieren können“, sagt Ortansa Becker, Kapitalmarktanalystin von der W&W Asset Management. Für 2011 wird deshalb lediglich ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent prognostiziert.

Im Jahresverlauf nahm der Anstieg der Exporte kontinuierlich ab. Mit 7,8 Prozent verzeichneten die Exporte im Oktober erstmals in diesem Jahr eine einstellige Zuwachsrate. Die nachlassende Auslandsnachfrage belastete die Aktivität im Industriesektor, was sich auch in einer enttäuschend ausgefallenen Auftragslage im Maschinenbau widerspiegelte. Im Herbst verzeichnete die Industrieproduktion nur noch einen Anstieg um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die geringere Aktivität im Industriesektor und die damit verbundenen verhaltenen Perspektiven für den Arbeitsmarkt werden sich negativ auf das Kaufverhalten der japanischen Verbraucher auswirken“, so die Meinung der Expertin. Noch im ersten Halbjahr übertrafen die privaten Haushaltsausgaben das Vorjahresniveau um zwei Prozent, im Oktober unterschritten sie es um 0,4 Prozent. Mit Auslaufen der staatlichen Förderprogramme ist weiter mit einer schwachen Entwicklung der privaten Nachfrage zu rechnen.

Wechselkurs: Aufwertungspotential für den Yen

Nachdem der Yen im August ein Hoch von 106 JPY/EUR erreicht hatte, intervenierte die japanische Notenbank am Devisenmarkt und verkaufte den japanischen Yen gegen den US-Dollar, woraufhin der Yen auf 115 JPY/EUR abwertete. Bereits im Oktober gewann der Yen jedoch erneut an Stärke. In erster Linie trugen dazu die sich zuspitzende EWU-Verschuldungskrise und die daraus resultierende zunehmende Risikoaversion bei. Diese führte zu einem nachlassenden Interesse an der Aufnahme von carry trades. Insbesondere die Finanzkrise in Irland verunsicherte die Anleger. „Da die Verschuldungskrise der europäischen Währungsunion weiterhin für große Unsicherheit sorgt und damit das Interesse an carry trades hemmt, besteht auch künftig Aufwertungspotential für den Yen“, berichtet Ortansa Becker. Dieses bleibe jedoch begrenzt, da die japanische Notenbank ihre Bereitschaft zu weiteren Devisenmarkt-Interventionen signalisiert habe.

Geldpolitik und Rentenmarkt: Wenig Raum für anziehende langfristige Zinsen

Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen gab im Herbst bis auf 0,85 Prozent nach. Das war auf drei Faktoren zurückzuführen: Auf verhaltene Konjunkturperspektiven, eine expansive Konjunkturpolitik der japanischen Notenbank und den Beschluss, das Ankaufprogramm von Staats- und Unternehmensanleihen weiter auszudehnen. Die sich erneut zuspitzende EWU-Verschuldungskrise sowie US-Konjunkturvorgaben trugen dann jedoch dazu bei, dass die langfristigen Zinsen Ende November deutlich bis auf rund 1,2 Prozent anzogen. „Die verhaltenen Konjunkturperspektiven lassen nun jedoch nur noch wenig Raum für weiter steigende langfristige Zinsen. Kurzfristig ist nach dem erfolgten deutlichen Anstieg mit einem moderaten Rückgang der Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen zu rechnen“, lautet die Einschätzung der Analystin der W&W Asset Management.

Aktienmarkt: Risikofreudige Stimmung bei internationalen Anlegern

Erfreuliche Berichte der Unternehmen und zunehmend positive Konjunkturvorgaben aus den USA verliehen dem japanischen Aktienindex Schwung: Der Nikkei 225 kletterte Ende November auf 9.937 Punkte und erholte sich damit von seinem Tief im August um 11 Prozent. Das trug zur Risikofreude unter den internationalen Anlegern bei. Auch die Intervention der japanischen Notenbank gegen die Yen-Aufwertung und Maßnahmen der japanischen Zentralbank im Rahmen einer geldpolitischen Lockerung gaben dem Aktienmarkt Rückenwind. Allerdings werden die EWU-Verschuldungskrise und die Sorge um restriktive geldpolitische Maßnahmen Chinas die internationalen Aktienmärkte voraussichtlich zunächst belasten. Für den weiteren Verlauf im nächsten Jahr prognostiziert Kapitalmarkt-Expertin Ortansa Becker: „Im Falle einer Entspannung der EWU-Krise und dank der expansiven Geldpolitik großer Zentralbanken ist wieder mit einer freundlichen Tendenz an den internationalen Aktienmärkten zu rechnen. Das gilt auch für den Nikkei 225 – die verhaltenen Konjunkturperspektiven für Japan werden jedoch das Kursanstiegspotenzial weiter begrenzen.“