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10.03.2011 - dvb-Presseservice

Bei Reform des Euros nicht zu kurz springen - Inflationsbekämpfung aufnehmen

Die Inflationsbekämpfung in Europa wird zum bestimmenden Thema an den Märkten in diesem Jahr. Davon ist Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, überzeugt. Beim Projekt der Gemeinschaftswährung müsse die europäische Politik aufpassen, bei den anstehenden Verhandlungen zur Reform des Euros nicht wieder zu kurz zu springen, sagte Kater beim jährlichen "Katerfrühstück" der DekaBank am Mittwoch in Wien.

Die Bemühungen zur Beruhigung der Währungskrise durch die Erweiterung des Euro-Rettungsfonds gingen in die richtige Richtung. Darin komme auch zum Ausdruck, dass der Euro ein politisches Projekt sei. "Ökonomisch könnten wir auch ohne ihn leben", sagte Kater. Allerdings bestehe die Gefahr, dass wesentliche Fragen weiterhin ungeklärt blieben, etwa welche Vorkehrungen gegen weitere Belastungen der Staatshaushalte durch die Probleme im europäischen Bankensystem getroffen werden müssten. Es mangele noch an einer durchdachten europäischen Finanzverfassung, die den besonderen Charakter einer Währungsunion mit selbständigen Staaten berücksichtige. "In einer solchen Verfassung müssen Elemente der wirtschaftlichen Solidarität und der fiskalischen Eigenverantwortung in ausgewogenem Verhältnis stehen."

An den Märkten liege nun der Fokus auf der Inflationsbekämpfung - und das nicht nur wegen der Neubesetzung an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei müsste sich Deutschland von der Vorstellung einer "fortgeführten Deutschen Bundesbank mit anderen Mitteln" verabschieden. Die EZB sei deutlicher durch die Politik geprägt als die Österreichische Nationalbank und die deutsche Notenbank, so der DekaBank-Chefvolkswirt. Die Inflationsergebnisse der EZB seien bisher zwar überzeugend ausgefallen, aber Globalisierungseffekte hätten einen maßgeblichen Anteil daran gehabt. Diese fielen jetzt weg und sorgten so für ein ansteigendes Inflationsniveau in den kommenden Jahren. Kater sieht die erste Zinserhöhung der EZB im April kommen: "Das ist ein richtiger Schritt und verrät ein großes Selbstbewusstsein der EZB. Es ist gleichzeitig ein Signal der Unabhängigkeit in Richtung der Politik." Die Kapitalmarktzinsen für Staatsanleihen in Europa und den Vereinigten Staaten dürften im Laufe dieses Jahres weiterhin leicht anziehen.

Für die Weltwirtschaft sieht Kater weiter eine Aufspaltung in die eher schwächelnden westlichen Volkswirtschaften und die aufstrebenden Schwellenländer. Vor allem Asien und Südamerika waren durch die Finanzkrise nur kurzzeitig ausgebremst worden. Insgesamt sollte die Weltwirtschaft aber im nächsten Jahr wieder ihre normale Produktionskapazität erreichen. Möglich wird dies unter anderem durch ein stärkeres Wachstum in den USA und eine Erholung der europäischen Peripherieländer. Auf der anderen Seite könnten Probleme im europäischen Bankensektor und ein Anstieg der Rohstoffpreise die Konjunktur bedrohen. Akute Ölversorgungsengpässe aufgrund der Unruhen in Nordafrika sind aber laut Kater vorerst nicht zu befürchten, da beispielsweise die libysche Ölförderung von den anderen OPEC-Ländern kompensiert werden kann.



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