2007 war für die Allianz Deutschland AG und ihre Tochtergesellschaften ein anspruchsvolles Jahr: Das Unternehmen hat die Neuordnung des deutschen Versicherungsgeschäfts mit der Einführung des neuen Betriebsmodells im Dienstleistungsgebiet Nord-Ost konsequent vorangetrieben und gleichzeitig die hohen Anforderungen des neuen Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) an die Produktgestaltung und den Verkaufsprozess erfolgreich umgesetzt.
"Der
geschäftliche Erfolg des vergangenen Jahres stärkt uns den Rücken für
die weiteren Schritte. In einer Phase der Umstrukturierung schneller
als der Markt zu wachsen und gleichzeitig das Jahresergebnis
signifikant zu steigern, beweist die Kompetenz, den Leistungswillen und
das Engagement unserer Mitarbeiter ebenso wie das unserer Vertreter",
sagte Vorstandsvorsitzender Gerhard Rupprecht auf der
Jahrespressekonferenz in München.
Erstmalig veröffentlicht die
Allianz Deutschland AG ihre Geschäftszahlen auf Basis eines
konsolidierten Konzernabschlusses nach den internationalen
Rechnungslegungsstandards IFRS. Sie berichtet auf der Basis vorläufiger
Zahlen.
Allianz wächst stärker als der Markt
Während
der Markt nach ersten Einschätzungen des Gesamtverbands der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV) im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent wuchs,
legten die Beitragseinnahmen bei der Allianz Deutschland AG und ihren
Tochtergesellschaften um 1,6 Prozent zu. Sie erreichten damit 26,1
Milliarden Euro. Wachstumstreiber war die Lebensversicherung, und hier
besonders die geförderten Altersvorsorgeprodukte Riester- und
Basis-Rente, sowie das Einmalbeitragsgeschäft zur Finanzierung
betrieblicher Versorgungssysteme.
In der Schaden- und
Unfallversicherung hatte eine nachhaltige, am Ertrag orientierte
Zeichnungspolitik weiterhin Vorrang vor der Umsatzsteigerung. Die
Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung haben sich leicht
erhöht. Dies ist sowohl auf das Neugeschäft als auch auf
Beitragsanpassungen zurückzuführen. Mit ihren Tochterunternehmen hält
die Allianz Deutschland AG einen Marktanteil von fast 16 Prozent.
Schaden- und Unfallversicherung
In
der Schaden- und Unfallversicherung verminderten sich die
Beitragseinnahmen um 1,2 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Den Großteil
des Rückgangs machte die Entwicklung in der Autoversicherung aus. Die
Preise konnten zwar stabil gehalten werden, infolge unfallfreien
Fahrens konnten aber viele Kunden in eine günstigere
Schadenfreiheitsklasse (SF) eingestuft werden.
Die daraus
resultierenden Mindereinnahmen und solche aus Portfolio-Umschichtungen
und Sanierungen im Flottengeschäft führten zu einem Rückgang der
Beitragseinnahmen um 2,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. In der
Nichtkraftfahrtversicherung erreichte der Umsatz mit 5,8 Milliarden
Euro nahezu das Vorjahresniveau.
Lebensversicherung
Durch
das gestiegene Neugeschäft erhöhten sich in der Lebensversicherung die
Beitragseinnahmen um 3,9 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Die
laufenden Beiträge, die über zwei Drittel der Beitragseinnahmen
ausmachen, nahmen um 0,7 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zu. Neben den
Verkaufserfolgen bei den Basis- und Riester-Renten haben daran auch
neue Produkte wie die investmentorientierte
Berufsunfähigkeitsversicherung ihren Anteil.
Bei den
Einmalbeiträgen, die sich zum Jahresende auf 4,1 Milliarden Euro
beliefen, lag die Steigerung bei 12 Prozent. Insbesondere der Allianz
Pensionsfonds sowie das stark anziehende Geschäft mit Zeitwertkonten
trugen zu diesem Erfolg bei. Außerdem haben die Kunden auch die
IndexPolice und die PortfolioPolice als neue Garantieprodukte mit
Kapitalmarktchancen nachgefragt. Allianz Leben konnte ihren Marktanteil
nach vorliegenden Erhebungen des GDV von 16,6 auf 17,1 Prozent
ausbauen.
Private Krankenversicherung
Im
Segment private Krankenversicherung erhöhten sich die Beitragseinnahmen
um 1,0 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zum Jahresende. Der Anstieg
setzt sich aus dem Neugeschäft sowie aus den insbesondere wegen
gestiegener Gesundheitskosten notwendigen Beitragsanpassungen zusammen.
Die Nachfrage litt unter den beträchtlichen Auswirkungen der
Gesundheitsreform auf das Geschäftsmodell der privaten
Krankenversicherer. In der Vollversicherung waren die erhöhten
Eingangshürden und die Verunsicherung potenzieller Kunden durch die
anhaltende gesundheitspolitische Debatte deutlich zu spüren.
Lebensversicherung Wachstumsträger im Neugeschäft
Das
Neugeschäft der Allianz Deutschland AG stieg - gemessen in Neu- und
Mehrbeiträgen - um 6,9 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Die gute
Neugeschäftsentwicklung in der Lebensversicherung konnte dabei die
Rückgänge in der Schaden- und Unfallversicherung und in der privaten
Krankenversicherung ausgleichen. In der Schaden- und Unfallversicherung
lagen die Neu- und Mehrbeiträge mit 1,2 Milliarden Euro um 4,5 Prozent
unter dem Vorjahr. In der Autoversicherung sank das Neugeschäft infolge
des anhaltenden Preiswettbewerbs um 5,1 Prozent.
Positiv hob
sich der Internetversicherer Allianz 24 ab: Die Neubeiträge stiegen um
73,1 Prozent auf 28,9 Millionen Euro. Das Neugeschäft in der
Nichtkraftfahrtversicherung verringerte sich um 3,7 Prozent. Die Neu-
und Mehrbeiträge in der Lebensversicherung stiegen dagegen um 10,8
Prozent auf 5,0 Milliarden Euro und konnten sich damit deutlich vom
negativen Markttrend abkoppeln. In der privaten Krankenversicherung
sanken die Neubeiträge um 16,9 Prozent; hier wirken sich die Folgen der
Gesundheitsreform unmittelbar aus.
Operatives Ergebnis wächst durch Kosteneinsparungen und hohe Kapitalerträge
Die
Kosten der Allianz Deutschland AG verminderten sich im Vergleich zum
Vorjahr. Hierzu trugen insbesondere Kosteneinsparungen aufgrund der
Neuordnung bei: Die Verwaltungsaufwendungen sanken um 5,5 Prozent auf
1,1 Milliarden Euro. Die Abschlussaufwendungen gingen vor allem wegen
turnusmäßiger Aktualisierung der aktivierten Beträge in der
Lebensversicherung um 18,9 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück.
Das
trug zu einer zweistelligen Steigerung des operativen Ergebnisses bei:
Es nahm um knapp 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Daran hatte die
Lebensversicherung einen überproportionalen Anteil: Das operative
Ergebnis verbesserte sich in diesem Segment um sogar 47,2 Prozent. Der
Jahresüberschuss der Allianz Deutschland AG erhöhte sich um 9,1 Prozent
auf 2,0 Milliarden Euro.
Bestand an Kapitalanlagen gewachsen � Verzinsung der Lebensversicherungsverträge steigt
Der
Bestand an Kapitalanlagen ist um 3,4 Prozent auf 184,1 Milliarden Euro
gestiegen, während das Kapitalanlageergebnis um 11,3 Prozent
zurückgegangen ist. Dies begründet sich durch ein günstigeres
Kapitalmarktumfeld im Jahr zuvor. Eine sicherheitsorientierte
Anlagepolitik nutzt die Renditechancen an den Kapitalmärkten bei klar
begrenztem Risiko. Die Allianz setzt dabei auch auf die
Realwertinvestition in Aktien. Die langfristigen Renditechancen von
Aktien kommen den Kunden in der Lebensversicherung durch wachsende
Ablaufleistungen zugute.
Im neuen VVG ist jetzt die
systematische Beteiligung der Versicherungsnehmer an den
Bewertungsreserven verankert. Dadurch werde die Finanzstärke eines
Versicherers für die Kunden noch sichtbarer und zu einem noch
wichtigeren Abschlusskriterium, erklärte Rupprecht. Im
Konkurrenzvergleich nutzt Allianz Leben ihre Finanzkraft zugunsten
ihrer Kunden und liegt mit einer Verzinsung der Versicherungsverträge
von 5,6 Prozent für das Jahr 2008 im Markt ganz vorn.
Produkte - vom Bedarf zur Lösung
Bei
der Produktentwicklung setzt die Allianz Deutschland AG auf
maßgeschneiderte Lösungen, die die Besonderheiten einzelner
Biographien, Kundengruppen und Altersphasen berücksichtigen. "Lösungen,
die über Spartengrenzen hinweg entwickelt werden und Geld- mit
Assistance-Leistungen ergänzen, stehen auch weiterhin im Fokus der
Produktpolitik", betonte Rupprecht.
Die Allianz Deutschland AG
plant die Erfahrungen aus den 55Plus-Produkten, die 2007 eingeführt
wurden, branchenübergreifend auf andere Lebensphasen ihrer Kunden zu
übertragen und darüber hinaus spezifische Kundengruppen gezielt
anzusprechen. Spezielle Produktangebote wird es in Zukunft auch für
Firmen- und Gewerbekunden geben.
Die gesetzliche Vorgabe, die
Sparten in rechtlich getrennten Unternehmen zu führen, zwingt die
Versicherer aber nach wie vor dazu, separat zu policieren und den
Kunden eine Vielzahl getrennter Vertragsunterlagen zuzumuten. "Solange
sich das nicht ändert", so Rupprecht, "wird es auch keine echten
All-in-One-Lösungen geben". Angesichts der Markterfordernisse stelle
sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des geltenden
Spartentrennungsgebots.
Vertrieb � neue Formate für differenzierteren Marktauftritt
Größter
und zugleich wichtigster Absatzkanal der Allianz Deutschland AG ist die
Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG mit einem Anteil am
Neugeschäftsvolumen - je nach Sparte - zwischen rund 70 und 85 Prozent.
"Die Bündelung der Vertriebe im Rahmen der Neuordnung erweist sich als
richtig", resümierte Rupprecht. "Durch die eigenständige Führung lässt
sich die Ausschließlichkeitsorganisation noch gezielter auf
unterschiedliche Geschäftssegmente und Kundengruppen ausrichten."
Neben
dem Ausbau der Verkaufskapazität � 2008 sind rund 2000 Neueinstellungen
geplant � wird der Vertrieb durch eine Reihe innovativer Formate neue
Wachstumsfelder erschließen. "Ein differenzierter Marktauftritt und
operative Exzellenz sind für unsere Vertriebsmannschaft der Schlüssel
zum Erfolg", erklärte der Vorstandsvorsitzende. Für die präzise
Ansprache verschiedener Zielgruppen setzt das Unternehmen auf
Spezialisierung und maßgeschneiderte Lösungen. So werden Firmenkunden
künftig von speziellen Fachagenturen betreut und türkisch sprechende
Kunden auch in ihrer Muttersprache über Produkte der Allianz
informiert.
Interaktives Vertriebs- und Serviceportal
Mit
dem Format "Internetfähige Agentur" hat das Unternehmen seinen
Vertretern ein interaktives Vertriebs- und Serviceportal zur Verfügung
gestellt, um neue Kundengruppen zu gewinnen. Bisher haben davon über
7000 Agenturen Gebrauch gemacht. Operative Exzellenz strebt die Allianz
Deutschland AG vor allem durch die Eröffnung sogenannter
Center-Agenturen in größeren Städten an.
Die beteiligten
Vertretungen können dort auf ein gemeinsames Back-Office zurückgreifen;
das reduziert die administrative Belastung für die Vertreter, die
dadurch mehr Zeit für den Verkauf zur Verfügung haben. Jüngere und
kleinere Agenturen erhalten künftig eine noch intensivere Begleitung,
um in der Breite produktiver und damit erfolgreicher arbeiten zu
können. Jeder Karriereschritt wird nach erfolgreichem Abschluss
zertifiziert.
Eine Million Neukunden für Dresdner Bank
Im
vergangenen Jahr hat die Allianz mit der Dresdner Bank ein Testfeld mit
inzwischen 120 Bankagenturen eingerichtet. Die Bankagenturen haben 2007
im Durchschnitt pro Monat etwa 14 Bankneukunden und 30 Bankprodukte
vermittelt und damit dreieinhalb mal so viele Bankprodukte verkauft wie
herkömmliche Agenturen. Deutliche Steigerungen erreichen die
Bankagenturen bei Privatkrediten einschließlich
Restschuldversicherungen, Geldmarkt- und Girokonten sowie im
Fondsgeschäft.
Im Dezember konnte die Dresdner Bank ihren
millionsten neuen Kunden, der von einer Allianz Agentur vermittelt
wurde, begrüßen. "Wir werten das als Beleg für das Interesse der Kunden
an Finanzdienstleistungen aus einer Hand", schätzte Rupprecht diesen
Erfolg ein.
Neues Betriebsmodell bis zum Jahresende bundesweit eingeführt Aufbauend auf den Erfahrungen beim Pilotbetrieb im Dienstleistungsgebiet Nord-Ost wird das neue Betriebsmodell bis zum Jahresende 2008 schrittweise in den übrigen Dienstleistungsgebieten eingeführt. Dieser Prozess wird von einem umfangreichen Qualifizierungs- und Schulungsprogramm begleitet. Rund 10.000 Mitarbeiter werden in über 440 unterschiedlichen Schulungsmodulen auf ihre Arbeit im neuen Betriebsmodell vorbereitet.
Ausblick
Auch
im Jahr 2008 werde sich das Beitragswachstum der Allianz Deutschland AG
und ihrer Tochtergesellschaften fortsetzen. In der Schaden- und
Unfallversicherung werde der Markt sehr wettbewerbsintensiv bleiben; in
diesem Umfeld habe die nachhaltige Rentabilität des Geschäfts weiterhin
Vorrang. Für die Lebensversicherung sieht der Versicherer einen
anhaltenden Trend zur privaten Altersvorsorge.
"Die Allianz
verfügt über eine starke Ausgangsposition und strebt 2008 gegenüber der
Branchenerwartung erneut ein höheres Plus bei den Beitragseinnahmen in
der Lebensversicherung an", sagte Rupprecht. Die künftige Bestands- und
Neugeschäftsentwicklung in der privaten Krankenversicherung hänge von
den weiteren Auswirkungen der Gesundheitsreform ab. Die Allianz
Deutschland AG geht hier von einer eher verhaltenen Nachfrage aus.
Die
fortschreitende Umsetzung der Neuordnung führe zu weiteren
Kostensenkungen. Nach heutigem Stand sei auch davon auszugehen, dass
außerordentliche Sonderbelastungen wie der Sturm "Emma" ausgeglichen
werden können. Daher sei - soweit keine zusätzlichen außerordentlichen
Aufwendungen aufträten - ein anhaltender Anstieg des operativen
Ergebnisses zu erwarten, so die Einschätzung des Unternehmens.