Aktien aus Schwellenländern
Raymond Ma, Fondsmanager des Fidelity China Consumer Fund:
"Ich halte eine harte Landung der chinesischen Konjunktur für unwahrscheinlich. Zwar schmälert die Wachstumsabschwächung im Westen die Aussichten für exportorientierte Unternehmen, die tatsächliche Auswirkung auf das BIP-Wachstum in China dürfte aber angesichts des unbedeutenden Beitrags der Exporte zum BIP-Wachstum unwesentlich sein. Dieser beträgt nur ungefähr 1 Prozent. Dank merklicher Einkommenssteigerungen und anhaltender staatlicher Fördermaßnahmen wird sich das Wachstum des Binnenkonsums und der Infrastruktur als widerstandsfähig erweisen.
Der chinesische Aktienmarkt wird die Märkte in den USA und in Europa 2012 aufgrund des robusteren Wachstums schlagen. Chinesische Aktien haben seit dem vierten Quartal 2010 wegen der verschärften Geldpolitik schlechter abgeschnitten als der globale Gesamtmarkt. Sobald die nun gelockerte Geldpolitik erste Wirkung zeigt, sollte der chinesische Markt schrittweise die Führung übernehmen.
Insgesamt dürften die chinesischen Unternehmen 2012 ein Umsatzwachstum von etwa 15 Prozent erzielen. Im Vergleich zu den anderen Sektoren wird der Konsumbereich besser abschneiden, da er von der soliden Binnennachfrage getrieben wird und weniger von externen und politischen Faktoren abhängt. Obwohl die nicht-zyklischen Konsumgüter 2011 aufgrund der hochschnellenden Input-Kosten unter einem massiven Druck auf die Margen zu leiden hatten, werden die Margen 2012 dank sinkender Rohstoffpreise wieder steigen. Die zyklischen Konsumgüter hingegen dürften unverändert vom robusten Wachstum der Einkommen und der konsumfreundlichen Politik profitieren."
Martha Wang, Fondsmanagerin des Fidelity China Focus Fund:
"Meine Prognose für die nächsten zwölf Monate ist trotz einer möglichen Abschwächung des Wachstums grundlegend positiv. Tatsächlich gab es nur wenige Phasen am chinesischen Aktienmarkt, in denen die Bewertungen so attraktiv waren wie heute. Makroökonomische Risiken sind weitgehend eingepreist und die Aussichten sind in Bezug auf Risiko und Ertrag sehr günstig. Die attraktivsten Bewertungen sind meines Erachtens im Konsumbereich zu finden."
Nick Price, Fondsmanager des Fidelity EMEA Fund und des Fidelity Emerging Markets Fund:
"Die Bewertungen der Schwellenländer sind attraktiv, vor allem in China und Russland. Das Wachstumspotenzial für Aktien liegt in den Schwellenländern zudem deutlich über dem Wachstum, das die industrialisierten Ländern bieten.
Deswegen bieten die Schwellenländermärkte noch immer interessante Anlagemöglichkeiten - vom Zulieferer für Smartphones in Asien über die russische Öl- und Gasversorgung bis hin zum nigerianischen Biermarkt. In der Region Osteuropa, Naher Osten und Afrika (EMEA) gibt es zahlreiche Unternehmen, die unabhängig von der Konjunkturentwicklung wachsen können. Tatsächlich wurden viele Aktien durch die jüngsten Ereignisse in den entwickelten Volkswirtschaften zu Unrecht abgestraft. Folglich erwarten wir auch für das kommende Jahr eine gewisse Volatilität der Aktienmärkte in den Schwellenländern, ähnlich wie im Westen. Nichtsdestotrotz sprechen die langfristigen Gründe für Anlagen in der Region weiterhin für sich."
Angel Ortiz, Fondsmanager des Fidelity Latin America Fund:
"Meine Erwartungen für Lateinamerika 2012 sind zurückhaltend. Auch im kommenden Jahr dürfte die Stimmung der Anleger unter der weiterhin fraglichen Zahlungsfähigkeit einer ganzen Reihe großer globaler Finanzkonzerne und einiger Staaten leiden. Die Erträge einiger Rohstoffproduzenten in der Region werden auf Grund der gesunkenen Nachfrage als Folge der schwächeren Konjunktur sinken. Die Aussichten für den Binnenkonsum sind positiv, weil im nächsten Jahr Lohnerhöhungen anstehen und die Arbeitslosigkeit niedrig ist. Zudem verfügen die Entscheidungsträger in Brasilien und einigen anderen Ländern Lateinamerikas noch immer über genügend Möglichkeiten, die Binnenkonjunktur anzukurbeln, z. B. über Zinssenkungen und eine lockere Haushaltspolitik."
Anthony Bolton, Investmentpräsident Fidelity:
"Die nächsten zwölf Monate dürften für Investitionen in China entscheidend sein. Wir haben ein außerordentlich volatiles Jahr hinter uns. Sobald die Unsicherheit an den Märkten abnimmt, werden sich die Anleger wieder auf die relativen Wachstumsraten konzentrieren. In der Folge werden die Mittel aus den entwickelten Märkten mit problematischer Staatsverschuldung und bescheidenen Wachstumsaussichten in die schneller wachsenden Schwellenländer wie China fließen. Natürlich ist China gegen eine Abschwächung des Wachstums in den westlichen Volkswirtschaften nicht immun. Jedoch selbst im Fall der zu erwartenden Abkühlung der chinesischen Konjunktur wird das Wachstum noch immer bei 7,5 bis 8 Prozent liegen - ein im Vergleich zum Rest der Welt sehr attraktiver Wert.
Die Behörden können dank einer sinkenden Inflation das Ende der verschärften Geldpolitik einläuten. Das dürfte sich günstig auswirken. Unsicherheit herrscht im Hinblick auf die wichtigen politischen Veränderungen, die China in den nächsten 18 Monaten ins Haus stehen. Die wesentliche Frage ist, ob es zu einer politischen Richtungsänderung kommen wird.
Für Investoren bleiben die Sektoren Konsum und Dienstleistungen unverändert interessant. Zwar können sich auch diese Branchen einem möglichen Konjunktureinbruch in China nicht entziehen. Aber in meinen Augen sind dies die Bereiche mit den besten längerfristigen Aussichten, zumal sie von Strukturtrends begünstigt werden. Sogar bei einem geringeren BIP-Wachstum dürften diese Branchen besser abschneiden als die Volkswirtschaft insgesamt."