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ING IM Standpunkt Utilities

ING Investment Management setzte im Februar 2008 auf eine Übergewichtung von Versorgern in seinen Aktienportfolios. Dieser Sektor schnitt im vergangenen Jahr weitaus besser als der World Index ab (MSCI Utilities +16,7 Prozent gegenüber MSCI World +9,6 Prozent) und auch in diesem Jahr scheint alles auf eine Fortsetzung des positiven Trends hinzudeuten.

Versorgerwerte sind für die Öffentlichkeit ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt. Gleichwohl erfüllen die Unternehmen dieses Sektors eine überaus wichtige Funktion, indem sie die Allgemeinheit alltäglich mit Wasser, Gas und Strom versorgen. Auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung unserer Gesellschaft kommt ihnen eine wichtige Rolle zu, schaffen sie doch die Voraussetzung für das Wachstum von Städten und Gemeinden, den Aufbau von Infrastruktur und eine breite Palette von Wirtschaftsprojekten.

Nach Jahrzehnten in Staatseigentum wurden zahlreiche Versorgungsunternehmen in den letzten Jahren privatisiert, obwohl ihre Tätigkeit sich nur schwerlich mit den Geschäftsprinzipien vereinbaren lässt, von denen sich Privatunternehmen leiten lassen.

Das Ziel von Versorgungsunternehmen besteht nicht allein in der Gewinnmaximierung, sondern auch – ihrem historischen Auftrag entsprechend – in der Erbringung qualitativ hochwertiger Leistungen für die Öffentlichkeit.

Aufgrund dieses Interessenkonflikts halten Regierungen traditionell erhebliche Beteiligungen bzw. „goldene Aktien“ an Versorgungsunternehmen, die der öffentlichen Hand ein weitgehendes Kontrollrecht einräumen, um eine Balance zwischen unternehmerischen und gesellschaftlichen Zielen sicherzustellen.

Nach der Privatisierungswelle findet jetzt eine Konsolidierungswelle – d. h. zahlreiche Fusionen und Übernahmen – in diesem Sektor statt. Dabei spielt die kritische Masse eine wichtige Rolle: Versorger benötigen reichlich Kapital, um ihre komplexen Infrastrukturen zu finanzieren, deren Abschreibungsdauer in der Regel sehr lang ist. Infolgedessen reagieren diese Unternehmen äußerst empfindlich auf Zinsänderungen.

Die gegenwärtige Konstellation mit niedrigen Zinsen und gesunden Bilanzen ermöglicht Versorgern, ihre Position auszubauen und ihr Leistungsangebot stärker zu diversifizieren. Die Energieunternehmen des Sektors konzentrieren sich in erster Linie auf die Reduzierung der CO2-Emissionen, um den Vorgaben des Kyoto-Protokolls zu entsprechen. Den Erzeugern sauberer Energien (Kernkraft, Sonnenenergie, Windkraft) wird die Schaffung von CO2-Plattformen zugute kommen, während die Erzeuger von Energie aus fossilen Brennstoffen mit Ertragseinbußen rechnen müssen, wenn die ihnen auferlegten CO2-Abgaben in ihren Gewinn- und Verlustrechnungen zum Tragen kommen.

Gleichzeitig sieht sich der Sektor einer zunehmenden Ressourcenknappheit (Wasser, Gas, Erdöl...) gegenüber, während die Nachfrage unvermindert steigt. Das Wasserproblem verdeutlicht diesen Widerspruch besonders gut. Einerseits sinken die Trinkwasservorräte infolge von Verschmutzung (Grundwasser) oder weil ihre Quellen versiegen (Abschmelzen der Gletscher). Andererseits nimmt die Nachfrage infolge der demografischen Entwicklung und unserer verschwenderischen Gewohnheiten dramatisch zu. Freiwillige Maßnahmen bei Wasseraufbereitung bzw. Meerwasserentsalzung sind mittlerweile unumgänglich. Bezeichnend sind auch die geradezu pharaonischen Projekte (Skipisten, Golfplätze, Luxusvillen), die am Persischen Golf – einer der trockensten Regionen der Welt – realisiert werden. Diese Projekte verbrauchen enorme Wassermengen. „Wasserspezialisten“ aus der ganzen Welt ringen um den Zuschlag für diese milliardenschweren Verträge.

Die zunehmende Wasserknappheit, der steigende Ölpreis und die neuen umweltschutzrechtlichen Auflagen machen sich auf Verbraucherseite durch höhere Stromrechnungen bemerkbar. In Europa ist der Strompreis von € 55,00 pro MWh im September 2007 auf € 60,00 pro MWh Anfang 2008 gestiegen; Analysten erwarten, dass der Preis in den nächsten Jahren auf € 70,00 klettern wird. Dennoch ist die Nachfrage nach diesen Produkten und Leistungen relativ unelastisch. Daher ist der Sektor weniger konjunkturreagibel; seine defensive Ausrichtung ist gerade in von hoher Volatilität gekennzeichneten Perioden – wie dies gegenwärtig der Fall ist – interessant.

Die steigenden Erdölpreise verhelfen dem Sektor zu einem nachhaltigen Ertragswachstum und einer höheren Dividendenrendite (den Prognosen zufolge durchschnittlich 3,5 Prozent in diesem Jahr). Wenn auch die Bewertung des Sektors über dem Marktdurchschnitt liegt, meinen wir, dass es infolge von Privatisierung, Fusionen und Übernahmen noch Spielraum für attraktive Renditen gibt.